(SZ)Atemlos hechelt der Mensch jener Perfektion nach, die das Tier zur
Fortbewegung und Fortpflanzung befähigt. Ist einer so richtig fuchsig,
will er wohl die Wände hochgehen, aber da wird ihm, wie man im Süden
sagt, der Schnabel sauber bleiben. So ist der Mensch auf den Gecko
gekommen, und zwar an der amerikanischen Universität von Pittsburgh.
Millionen feinster Härchen befähigen die Echse, selbst an der
Zimmerdecke noch der Schwerkraft zu trotzen, derart behende, dass der
Menschheit nichts anderes bleibt, als Maulaffen feilzuhalten. Nun
versuchen sie in Pittsburgh, die Technik zu imitieren, aber noch
reicht es nur für Gegenstände mit einigen Kilo Gewicht. Doch wohin
soll das führen? Dass am Ende ein Altkanzler oder ein König von Tonga
die Wände hochgeht, wollen wir das? Selten war die Warnung so gültig:
Hybris kommt vor den Fall.
Erschwerend kommt eines hinzu: Würde so ein Altkanzler oder ein König
von Tonga von der Decke stürzen, nie würde er es schaffen, sich im
Fluge zu drehen und wenden und die Zehen zu spreizen, wie es den
Katzen gelingt, wenn sie auf ihren samtweichen Pfoten landen. Nein, da
lachen die Hühner, ihr Männer und Frauen in Pittsburgh. Trotzdem, sie
geben nicht auf, die Wissenschaftler vom Fach der Bionik. Wollen
Reifenprofile nach dem Vorbild der Katzenpfote entwerfen. Forschen den
Hautrillen der Haie nach, um die Hüllen der Flugzeuge so zu gestalten,
dass die Luftreibung abnimmt. Ob es gelingt, weiß keine Sau. Kurz ist
die Geschichte des homo erectus, lang hat sich die Evolution Zeit
gelassen für die anderen Lebewesen. So schwimmen wie ein Fischotter,
so fliegen wie ein Mauersegler, das wird kein Mensch, auch kein Gerät,
das er je erschafft. Erinnert sich noch einer an den Sportler Michael
Groß? Dem der frettchenhafte Reporter Wontorra "Flieg, Albatros,
flieg!" zurief? Allmächtiger, wenn das ein Flug war, dann fliegt auch
ein Schaufelraddampfer.
Tiere machen vieles besser, sie haben zum Beispiel geregelte
Paarungszeiten. Nicht dieses permanente Andeuten und Nachgeben und
Dochnichtnachgeben und Augenaufschlagen und Endlichsichhingeben und
dann der schlechte Geschmack im Mund und das schlechte Gewissen. Wobei
noch nicht mal viel rauskommt, schauen Sie sich doch mal die
Geburtenstatistik in Deutschland an! So fünf, sechs Wochen Brunftzeit
im Jahr, das wär eine saubere Lösung. Nahrungsaufnahme wird
eingestellt, in der Zeit werden keine Zicken gemacht, alle geben ihr
Bestes. Diätkuren, Jogging? Überflüssig. Die restliche Zeit nur noch
Körperpflege, allmählicher Wiederaufbau des Gewichts. Zwischendrin in
ein tropisches Land fliegen und den Geckos zuschauen, wie sie die
Wände hochgehen. Geht aber nicht, weil der Mensch im Prinzip immer
Paarungszeit hat.