(SZ)Neuerdings ist Beethoven an einer Trinkwasserbleivergiftung
  gestorben. Halt, das hakt doch, korrekt muss es heißen: Neuesten
  Erkenntnissen zufolge soll Beethoven an einer
  Trinkwasserbleivergiftung gestorben sein. Und jetzt weiter mit
  Beethoven? Nö, ein andermal, denn es quält uns die Frage, warum es
  gehakt hat. Wie, verdammt, ist so ein peinlicher, verschrumpelter
  erster Satz zustande gekommen? Wie hat er sich missbilden können?
  Entsprang er einer Katerstimmung? Hat uns jemand angerempelt am Morgen
  in der U-Bahn, das mögen wir nämlich gar nicht, am Morgen angerempelt
  zu werden, womöglich noch von einer hässlichen Person. Oder was war
  es? Die Wahrheit ist, es war eigene Blödheit. Fehlende Intelligenz. Es
  mangelt uns an Intelligenz. Dafür können wir nichts. Das sagen alle in
  jeder Lebenslage, dass sie nichts dafür können, aber in unserem
  bedauerlichen Fall stimmt es. Es liegt an einer Kindheit, die in den
  60-er und 70-er Jahren stattgefunden... nein, nicht schon wieder, eine
  Kindheit kann doch nicht stattfinden wie ein Skatturnier, wie liest
  sich denn das, also gesagt werden sollte, dass jemand in den 60-er und
  70-er Jahren Kind war und dass es sich um eine ungünstige Zeit
  gehandelt hat. Und wenn wir uns ganz doll zusammennehmen, kommen wir
  auch noch darauf, warum die Zeit so ungünstig gewesen ist.

  Viele Autos damals. Immer mehr Autos. Autos stießen Blei aus,
  tonnenweise. Die Bleikonzentration im Blut erreichte 1975, vor dem
  großen Bleiverbot, mit 140 Mikrogramm pro Liter ihren Höhepunkt.
  Erwachsene hatten es noch gut. Blei lagerte sich nur in ihren Knochen
  ab. Laufen nun ein wenig schwerfällig, die Erwachsenen von damals. Wir
  Kinder aber haben, weil unsere Blut-Hirn-Schranke noch nicht
  ausgebildet gewesen ist, das Zeug im Gehirn. Und schon 100 Mikrogramm
  genügen, um den Intelligenzquotienten um sieben Punkte zu senken!
  Haben US-Forscher gerade herausgefunden. Haben wir gerade bei US-
  Forschern gelesen. Gottseidank, das mit dem Lesen und Repetieren
  klappt noch.

  Probieren wir den nächsten Schritt, ein paar einfache, selbstständige
  Gedankengänge, wir gebrannten, vergifteten Kinder, wir Vertreter einer
  bleibeschwerten Generation? Ja, wir sollten... wir müssen.. . denken!
  Und woran zuerst? Natürlich an unsere Kinder, sie sol len es einmal
  besser haben, die Bälger, wir müssen sie unbedingt fern halten von
  jeglichem Blei, Kinder, wir verbieten euch mit sofortiger Wirkung: mit
  Blei zu angeln, mit Blei zu schießen, Blei zu schmelzen. Und werft
  auch sofort alle Bleistifte in den Papierkorb! Wie bitte? Handke
  schreibt seit immer prinzipiell mit Bleistift, und Handke schreibt
  nach wie vor brillant? Was heißt hier brillant? Woher kennt ihr
  überhaupt Handke? In eurem Alter dürftet ihr den noch gar nicht
  kennen, ihr... ihr Intelligenzbestien.