(SZ)Kann sich noch jemand daran erinnern, wie man "früher", in
vergleichsweise friedlichen Jahren, den Frühling begrüßt hat? Schöpfer
der Welt, was war das nicht für ein Kichern und Keckern und
Herumalbern, auch und gerade in Kolumnen wie dieser, die "Ja, du
bist's!" riefen und das blaue Band flattern ließen, dass den Lesern
Hören und Sehen verging. Und heute, in tempore belli? Keine Rede vom
Frühling, schon gar nicht vom "Lenz", stattdessen jede Glosse eine
Kriegssymphonie für kleine Besetzung, ein Friedenslied mit denkbar
dünnem Nachhall. Dabei ist gerade dieser Frühling 2003 einer, der
seine Hausaufgaben gemacht hat: schönes Wetter, erstklassiges
Fastenbier, toller "Flirtfaktor". Als wäre das alles nicht genug,
bringt er uns auch die schlechthin unentbehrliche Meldung zum Thema
Frühjahrsputz, heuer vom Emnid-Institut für das Frauenblatt Lisa
erarbeitet. Ihr Tenor: Die Männer, in dem Zusammenhang gern "Herren
der Schöpfung" genannt, halten sich da nach wie vor lieber heraus.
Keine große Meldung, gewiss, eher eine von der Sorte "Hund beißt
Mann", aber vor dem Krieg hätte man beherzt zugegriffen, die Chose
noch ein wenig aufgeblasen und danach kontrolliert zerplatzen lassen,
in Raten gewissermaßen, wie ein bescheidenes Feuerwerk, sodass am Ende
einige nette kleine Scherzwölkchen über der Szene gestanden wären. Wie
es aussieht, hat sich da eben wieder jenes Kriegsvokabular
eingeschlichen, das wir eigentlich... Kurz und gut, noch vor einem
Jahr hätte man den Männern tüchtig eins reingewürgt, dahingehend
vielleicht, dass sie den Ehrentitel "Herren der Schöpfung" gründlich
missverstehen, wenn sie glauben, es reiche aus, der Frau beim
Fensterputzen die Trittleiter zu halten und ihr gelegentlich
zuzurufen: "Pass bloß auf, Schatz, wir wohnen nämlich jetzt im dritten
Stock!" Auch hätte man sich an der Aussage einer Frau festgeklammert,
der zufolge ihr Mann nicht einmal wisse, "wie rum er einen Schrubber
halten muss". So rum, du Depp, hätte man geantwortet, dass die Borsten
zum Boden zeigen, doch wenn du ihn verkehrt rum hältst, ist das auch
kein Schaden, weil du dann endlich die Spinnweben vom Plafond kehren
kannst.
Kann man so etwas heutzutage "bringen": Texte mit Trittleitern,
Schrubbern und Spinnweben, aber ohne Irak-Bezug? Man kann es
wahrscheinlich nicht, weil subkutan oder subtextuell oder sonst wie
unterirdisch der Krieg sogar beim Frühjahrsputz mitläuft, deutlicher
möglicherweise als bei anderen Sujets. Leicht könnte jemand einwenden,
dass es geschmacklos sei, sich übers Putzen und Fegen zu amüsieren,
während zur selben Zeit "der Ami" darüber nachdenkt, ob er jetzt, da
er schon mal dabei ist, nicht am besten auch gleich noch Syrien
stöbert. Dass er weiß, wie rum man den Schrubber hält, macht die Sache
nicht besser.