(SZ) Professor John Cunningham Lilly kannte die Delfine wie kein
  anderer. Er tanzte ihre Tänze, sang ihre Lieder, sprach ihre Sprache -
  und wer jetzt behauptet, ein Delfin könne weder tanzen noch singen,
  schon gar nicht sprechen, dem hätte der Delfinforscher kurzerhand die
  Mitschrift eines aufklärerischen Dialoges präsentiert: Einem Delfin
  namens Elvar fühlte er sich besonders verbunden, durch Lautsprecher
  und Unterwasser-Mikrophon, und weil der Professor tiefgründiger hören
  konnte als ein Mensch normalerweise hören kann, fand er heraus, dass
  Delfine nicht allein ein schnatterndes, schnorchelndes und knarrendes
  Gebrabbel zuwege bringen, sondern durchaus menschliche Töne. Nicht mit
  dem Mund, sondern durch ihr Luftloch. Elvar hat jeden Morgen beim
  Anblick des Professors "Alright, let's go" gerufen, und ein Wunder ist
  das keineswegs, wenn man bedenkt, dass die Großhirnrinde für
  akustische Funktionen im Delfin zehnmal so groß ist wie die
  menschliche.

  Allerdings ist im Menschen die Neigung besonders ausgeprägt, niemanden
  in Frieden lassen zu können, nicht mal sich selbst, und vermutlich hat
  deshalb keiner die Delfine gefragt, ob sie in San Diego in einem
  Stützpunkt versammelt werden wollen. Jaja, es gibt wirklich
  Stützpunkte für Delfine, Militärakademien, in denen sie darauf
  getrimmt werden, Minen aufzuspüren und - mit Nasenwaffen aufgerüstet -
  feindliche Taucher zu bekämpfen. Es gibt auch solche, die
  Spezialkameras an den Flossen tragen, um ihren Herren an Land zu
  zeigen, wie wild das Meer aussieht, wenn Krieg ist. Gerade sind
  Delfine zum Golf geflogen worden, kein Schwarm Delfine, sondern eine
  Einheit Kampfdelfine: so heißt das, wenn Krieg ist. Und wenn Krieg
  ist, tragen sie keine verspielten Namen wie Elvar oder Flipper,
  sondern entschlossene wie K-Dog; sind intelligente Waffen, die in den
  flachen Gewässern vor Umm Kasr ihren Kriegsdienst verrichten. Umm
  Kasr: Kann es übrigens ein Zufall sein, dass der Begriff so klingt wie
  der scheppernde Klageruf eines Delfins, dem alles Tanzen, Singen,
  Reden vergangen ist?

  Aber es ist Krieg, da kann man nicht auf jedes Nebengeräusch eingehen,
  ganz gleich, ob es aus Mündern kommt oder aus Luftlöchern. Vielleicht
  hat Professor Lillys Delfin es ja ganz anders gemeint: Alright, let's
  go im Sinne von: Lass und abhauen hier. Der Professor kann das nicht
  mehr aufklären, er ist seit zwei Jahren tot. John C.Lilly, ein
  forschender Neurophysiologe und schwärmender Delfin-Fan, der gesagt
  hat, eines Tages werde das Volk der Delfine als unabhängiger Staat
  anerkannt sein - "mit einer Vertretung bei den Vereinten Nationen".
  Naja, wenn es soweit ist, können sie vor deren Gremien schnattern und
  knarren wie sie wollen - relevant, werden die supermächtigen Amis
  sagen, ist das alles nicht.