(SZ) Vor nicht allzu langer Zeit war ein Besucher aus Deutschland im
  Londoner East India Club eingeladen. Man hatte ihm bedeutet, diese
  Institution sei 1849 in erster Linie als Fluchtmöglichkeit für vom
  Ehestress zermürbte Herren gegründet worden. Bis ins Restaurant lasse
  man Frauen vor, der Rest des Gebäudes aber sei für sie tabu. Wenig
  später erblickte der Besucher im ersten Stock eine kleine Dame im
  pastellgelben Kostüm. Sie war dabei, ein Defilee ehrerbietig sich
  verneigender Herren abzunehmen. Beim genauen Hinsehen erkannte er,
  dass es sich um die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher
  handelte. Erstaunt fragte er seinen Gastgeber, warum denn da nun doch
  eine Frau... "Ach, die gilt nicht", fiel ihm der Freund ins Wort. "Sie
  wissen doch, was man während ihrer Amtszeit über Maggie sagte: Sie ist
  der beste Mann für den Job."

  Durch eine großzügige Neudefinition der Geschlechtergrenzen also
  erhält sich der männliche Brite seine Freiräume. Für den weniger
  flexiblen deutschen Mann hingegen sind Biotope und Rückzugsgebiete
  sehr rar geworden. Gemischte Chöre verdrängen den Männergesangsverein.
  Beim Herrenfußball verpfeifen Schiedsrichterinnen bis in die
  Regionalliga hinauf entscheidende Punktspiele. Selbst auf den Schiffen
  der Deutschen Marine, die früher vom Testosteron ihrer Besatzungen
  angetrieben wurden, verrichten Frauen nicht mehr nur Sanitätsdienst,
  sondern sie fieren auch die Großschot und klettern in die Wanten wie
  ihre männlichen Kameraden.

  Für eine so alteuropäische Geschlechtervermischung hätte Joseph J.
  Harper vermutlich nur ein verächtliches Schniefen übrig. Harper,
  Anführer einer Ku-Klux-Klan-Untergruppe, hat gerade angekündigt, er
  werde demnächst demonstrieren gehen, und zwar zu Gunsten einer der
  vornehmsten Bastionen exklusiver Maskulinität in den USA, des Augusta
  National Golf Club. Dieser Sportverein weigert sich traditionell,
  Frauen als Mitglieder aufzunehmen, und liegt deshalb seit Jahren mit
  verschiedenen Bürgerrechtsgruppen im Clinch. Anlässlich des vom
  National Golf Club ausgerichteten US-Masters-Turniers will der
  Klan-Mann Harper jetzt Präsenz und Solidarität zeigen. "Dieser
  Gleichberechtigungskram ist außer Kontrolle geraten", meint er. Auf
  Kapuzen und brennende Kreuze will der Ku-Klux-Klan bei seiner Demo
  verzichten - das Image dieser Accessoires sei einfach zu schlecht. In
  Deutschland haben sich bisher nur die Fuxenställe einiger
  Studentenverbindungen Frauen gegenüber als vergleichbar resistent
  erwiesen wie der Augusta National Golf Club. Sollte irgendwann auch in
  den Verbindungshäusern der Ruf nach Gleichberechtigung laut werden,
  nach Füxinnenstatus und Damenmensur, dann wissen die Korporierten
  jetzt ja, an wen sie sich wenden können.