(SZ)Es ist ja nun fraglos die Stunde der ganz harten Männer, da bleibt
  es nicht aus, dass sich gelegentlich der kleine Rumsfeld in uns meldet
  und bohrende Fragen stellt: Was ist das? Geht auf zwei Beinen, leidet
  an Gicht, ist träge wie ein Mops, historisch vollkommen passé und
  überhaupt ein rechtes Weich-Ei, ein Warmduscher und
  Moorhuhn-Beschützer? Das bist ja du, antwortet die innere Stimme, du
  sitzpinkelnder Alteuropäer, geschnitzt aus demselben Süßholz wie
  Chirac, Schröder und Eugen Drewermann. Spätestens jetzt ist der
  Moment, sich jede weitere Einmischung des kleinen Rumsfeld zu
  verbitten und die Frage wissenschaftlich anzugehen. Wer also ist das
  fußlahme, arthritische Weich-Ei? Der Tyrannosaurus Rex, behauptet das
  Magazin National Geographic. Diese haushohe, übel riechende
  Horrorechse, die in Spielbergs Jurassic Park wie eine Fressmaschine
  durch den Urwald jagt, alles zermalmend, was ihr vor die Kiefer kommt,
  und schneller sprintend als ein Jeep mit Turbo-Antrieb.

  Totaler Quatsch, sagen amerikanische Paläontologen, Tyrannosaurus Rex
  war gar nicht so. Nie und nimmer hätte der Koloss mit 80
  Stundenkilometern über die Steppe rasen können. Dem wären sämtliche
  Knochen gebrochen bei seinem Gewicht. Tatsächlich verkörperte
  Tyrannosaurus eher den Typ des gemütlichen Dinos, der behäbig durch
  die Kreidezeit trottete, inständig hoffend, dass irgendwo ein Stück
  Aas herumliege, ein Happen vom Hadrosaurus beispielsweise, den
  geschicktere Jäger übrig gelassen haben. Glaubt man den Forschern,
  dann war T-Rex die Lachnummer seiner Epoche: ein mit Zahndolchen
  bewehrtes, hochgerüstetes Monstrum, das schlecht sah, gichtsteife
  Gelenke hatte und sich nur an tote Tiere herantraute. Wo er
  auftauchte, haben ihm die flinken Velociraptoren eine lange Nase
  gezeigt und mitunter seine Frau verführt.

  Man sollte der Wissenschaft nicht ins Handwerk pfuschen, aber eines
  ist doch klar: So ein Geschöpf war zum Aussterben verurteilt. Da
  brauchte es keinen Meteoriteneinschlag, da genügte es, dass
  Tyrannosaurus seinem Namen Ehre machen wollte. Zum Schrecken des
  Mesozoikums wollte er werden, zur Geißel der Urzeit, in der vagen
  Hoffnung, 65 Millionen Jahre danach in Hollywood späten Ruhm zu
  ernten. Folglich begannen die Tyrannosaurier ihre Sprintqualitäten
  über das in der Natur festgelegte Maß zu steigern, was zu schweren
  Knochenbrüchen, tödlichem Stolpern über Wurzeln und Schildkröten oder
  zum Sturz in tiefe Abgründe führte, weil der Bremsweg des sechs Tonnen
  schweren Körpers nicht die erwünschte Kürze hatte. Wäre Tyrannosaurus
  Rex seiner Bestimmung gemäß ein Weich-Ei geblieben, könnten wir noch
  heute tröstend seinen Sauriernacken kraulen. Stattdessen wurde der
  Mops erfunden.