(SZ) 's ist schon lange her, da besuchte die Königin von Saba den
Kollegen Salomo in seiner hochgebauten Stadt Jerusalem. Die Kunde vom
sagenhaften Reichtum des Königs und von seiner dito Weisheit war bis
in ihr fernes arabisches Reich gedrungen, und so wollte sie sich
persönlich von der Existenz des Wundermannes überzeugen. Die Legende
weiß, dass die ledige Monarchin ein nicht geringes amouröses Gelüst
mit sich führte, und als Werbegeschenk präsentierte die Frau aus dem
Morgenland dem Salomo 120 Zentner reinen Goldes, dazu kostbare Öle und
jede Menge Edelsteine. Salomo nahm die Sachen huldvoll an, und über
ein Weilchen zog die Königin wieder heim in ihr Wüstentum. Der gute
Luther nennt in seiner Bibelübersetzung die spendable Frau aus dem
fernen Saba beständig die "Königin von Reicharabien", und reich ist
dieses Arabien seit je, und es ist immer reicher geworden. War es
früher übervoll des Sands, so erfreut es sich heute der größten
Ölvorräte auf unserem kleinen Planeten. Noch immer schaffen die
arabischen Fürsten ihr Öl großzügig in den Westen, es ist jedoch
nichts Amouröses dabei, die Morgenlandgabe will vielmehr teuer bezahlt
sein.
Geld aber macht den modernen Araber scheint's so wenig glücklich wie
die Ahnfrau aus Saba. Öl, Geld, Strand, Sonne, Mercedesse sonder Zahl
und die Todesstrafe für widerspenstige Hausmädchen: Dem Bahrainer oder
Qatarer fehlt es an nichts, er hätt's nur gern anders. Warum kann es
nicht mal schneien bei ihm? Warum muss er zum Schifahren bis nach St.
Moritz reisen und zum Klettern in die Rocky Mountains? Der Sultan von
Bahrain ist deshalb auf den schönen Gedanken verfallen, sich im
brennend heißen Wüstensand ein kleines Eisreich zu schaffen. Für 175
Millionen Dollar möchte er seine ölverfüllte Wüstenei in ein
nordisches Weihnachtswundermärchenland verwandeln. Kann man ja
verstehen: Der Sultan will es auch nicht schlechter haben als die
ungläubigen Nordländer, er möchte Schi fahren, rodeln, schneebrettern
und am Wochenende durch die weiße Hölle vom Piz Palü marschieren.
Der Sultan von Bahrain im fernen, fernen Reicharabien mag ein rechtes
Kind sein, doch vielleicht ist es dieser Nachfahr der Königin von
Saba, der endlich den leidigen Kampf der Kulturen beendet, der Abend-
und Morgenland wieder zusammenführt. So närrisch, wie er sich prima
vista ausnimmt, ist sein Centerpark nämlich nicht; im Gegenteil muss
man den Eisprinzen für seine Voraussicht preisen. Uns schmelzen die
Gletscher weg, den Schnee müssen wir importieren, die Berge erodieren,
und was übrig bleibt, ist längst bognerisiert. Wer weiß, am Ende
bewahrt die neu geschaffene subarktische Klimazone am Persischen Golf
die Alpen für die Nachwelt auf. In diesem Sinn: Salem Aleikum oder
vielmehr Schi Heil!