(SZ)Töte keinen Ackerbüffel, wirf beschriebenes Papier nicht weg,
sagen die Chinesen. Keine Sorge, was den Ackerbüffel betrifft, aber
das mit dem Papier ist schon schwerer einzuhalten, oder? Nicht jeder
Brief, nicht jede Rechnung, schon gar nicht jede Zeitung kann
aufbewahrt werden, drum zerreißen, zerknüllen, falten, verschnüren wir
von Zeit zu Zeit die Zeugnisse unseres Lebens, und je nachdem, wie wir
uns dabei fühlen, schlecht oder gut, beugen wir uns schwerfällig über
den Papierkorb, um das Beschriebene hineinfallen zu lassen, und aus
unerfindlichen Gründen landet noch die Hälfte daneben, oder wir lehnen
uns entspannt zurück und werfen alles Material aus dem Handgelenk und
treffen natürlich den Behälter und wollen nun wie die Kinder weiter
werfen und grasen unsere Schränke nach mehr Zeugs ab, ja, mal
Ausmisten, mal richtig Platz schaffen für neue Briefe, Rechnungen,
Zeitungen, die wiederum nach einer Weile, nach einer vorher nie
bekannten Frist im Papierkorb entsorgt werden...
... im Papierkorb, der geduldig alles aufnimmt, alles, bis er
plötzlich überquillt. Dann muss er geleert werden. Muss er? Nein, man
kann noch mit dem Fuß in ihn hineintreten, den Inhalt wie Sauerkraut
stampfen, das geht, so lässt sich jede Leerung verzögern, aber
Vorsicht, gut möglich, man hat danach einen Kaugummi unter der
Schuhsohle oder den braungelben Matsch eines Apfelgriebses, ja, sehr
wahrscheinlich, denn natürlich ist ein Papierkorb nicht nur für
Papiere da, das wäre der tiefgrüne Idealfall, wenn es so wäre, aber in
der Praxis kommt es oft zu Auswüchsen, zu Zweckentfremdungen gar, des
Nachts zum Beispiel, ahh, schön winterkalt und sternenklar und
mondhell ist es, da leeren wir ihn endlich, unseren Korb, und wandern
mit ihm zum gefrornen See und legen einen alten fleckigen Lappen in
den Korb und gießen ein wenig Öl darauf und zünden den Lappen an und
werfen Holz in den Korb und tanzen um das Lagerfeuer, bis der See zu
grollen beginnt, bis er, donnernd, Risse ins beleuchtete Eis zackt.
Leute, bitte, bitte jetzt nicht den Kopf verlieren vor lauter Lust und
um Himmels willen nicht jeden Papierkorb anzünden! Nur einen eisernen!
Eiserne Körbe wiederum aus humanitären Gründen nicht bei jeder
Gelegenheit verwenden! Gerade lesen wir nämlich, in Leverkusen habe
ein Nachtportier einen Mann in die Flucht geschlagen, von dem er mit
gezückter Pistole zur Herausgabe von Bargeld aufgefordert worden war.
Er, der Portier, habe einen Papierkorb nach dem Räuber geschleudert.
Von einem Volltreffer ist die Rede. Danach hat, vielleicht, ein Stoß
Männermagazine auf dem Boden gelegen, eine verfaulte Apfelsine, eine
kaputte Glühbirne. Zum Glück keine Leiche. Und der plötzlich leicht
gedellte Papierkorb ist, erfreut über sich und den Abend, noch ein
wenig ausgerollt...