(SZ) Leider ist über Jahre versäumt worden, sich einmal grundsätzlich
  Gedanken darüber zu machen, was es dem Menschen brächte, wenn Tiere
  sprechen könnten. Jetzt ist es zu spät. Nachdem der Zwergschimpanse
  Kanzi nun einmal den Mund aufgemacht hat, kann man ihm diesen
  natürlich schlecht wieder verbieten. Obwohl das die hoch
  qualifizierten Wissenschaftler aus dem Sprachforschungszentrum der
  Universität Atlanta sicherlich gern getan hätten. Da haben sie sich
  Jahre gemüht, einem angeblich begabten Affen das Sprechen
  beizubringen. Sie haben wartend an seinen Lippen gehangen, und dann
  öffnet er diese einmal nicht zum Fressen, und was kommt heraus?
  "Banane!" Das ist natürlich traurig. Zumal der Affe dann noch die
  Worte "Traube" und "Fruchtsaft" hinterherschob und so die Bestellung
  abrundete.

  Einerseits scheint nun bewiesen, dass Tiere auch nicht origineller
  sind als Menschen. (Immerhin konnte der Affe, den der Schriftsteller
  Franz Kafka erfunden hatte, einen glänzenden Vortrag halten - "Hohe
  Herren von der Akademie!" - und nicht nur von Obst reden.) Es stellt
  sich dann aber die Frage: Wozu reden? Sicher hatten die
  Wissenschaftler gehofft, im Gespräch mit dem Tier etwas Unerhörtes zu
  erfahren. Aber wie soll das gehen, mit jemandem, der nur vom Essen
  spricht? Außerdem weiß der Mensch fast alles, was es zum Geschmack der
  Tiere zu wissen gibt. Er weiß genau, was ihnen schmeckt, schließlich
  zeigt bereits das erste Wort des Affen, dass er richtig ernährt wurde.
  Und bei der Frage, wie Tiere schmecken, kann man von ihnen selber wohl
  am wenigsten Auskunft verlangen. Damit gibt es abgesehen von den
  Themen "Tierversuche" oder aber "Kot auf Gehwegen", bei denen
  allerdings weder die eine noch die andere Seite zu einem Kompromiss
  bereit sein dürfte, kaum etwas, das Tiere und Menschen miteinander zu
  besprechen hätten. Die großen Fragen an das Tier - Woher kommst du?
  Wohin gehst du? - sind ohnehin beantwortet. Wie das Beispiel des
  "Pfeilstorches" beweist, brauchte es dafür nicht einmal Wörter. Als
  der Vogel im Frühling 1822 in Mecklenburg-Vorpommern aufgegriffen
  wurde, steckte ihm ein 80 Zentimeter langer Pfeil aus Afrika im Hals,
  der viel besser erzählte, wo der Storch den Winter verbracht hatte,
  als das dieser selber je gekonnte hätte.

  Andererseits sollte man den Zwergschimpansen auch nicht unterschätzen.
  Es ist denkbar, dass die Menschen nicht nur ihn beobachtet haben,
  sondern er auch sie. Vielleicht dachte er schon länger darüber nach,
  ob er sprechen soll oder lieber doch nicht. Wie hätte man eigentlich
  auf ihn reagiert, wäre sein erstes Wort nicht "Banane" gewesen,
  sondern, nun ja, zum Beispiel "Weltherrschaft"? Was hätte man da wohl
  gedacht? Dass der Affe einen Witz macht? Oder dass er eine Gefahr ist
  für Amerika?