(SZ)"Viele kluge Leute haben sich gar nicht erst gebären lassen",
lautet ein Aphorismus, der zur rechten Zeit kommt. Es scheint nämlich
Menschen zu geben, die, nachdem ihre Existenz schon nicht zu
verhindern war, derart in ihren Bauplan vernarrt sind, dass sie noch
eins draufsetzen und sich selbst duplizieren wollen. Von denen, die
das vorgeblich ins Werk setzen, redet alle Welt: Severino Antinori und
Brigitte Boisselier. Was der Signore und die Madame so von sich geben,
ist aber von der Art, dass man dem Allmächtigen dankbar sein muss -
dafür, dass er die beiden noch nicht auf die Idee brachte, sich selbst
zu klonen. Es könnte nämlich sein, dass sich dann die Dummheit noch
schneller fortzeugt als auf die übliche Tour, welche schon Unheil
genug anrichtet. Ohne Frau Boisselier zu nahe treten zu wollen, Gott
bewahre, so muss doch eine Feststellung erlaubt sein: Es bedarf oder
bedürfte schon sehr mächtiger Umwelt-Einflüsse, um sie oder ihren Klon
auf jenen Weg zu führen, den man den Pfad der Vernunft nennt.
Kluge Menschen sind, da sie sich selbst erkennen, eher von der Furcht
behaftet, ihr Nachwuchs könnte zu viel von ihnen mitbekommen auf dem
beschwerlichen Marsch durchs Leben. Der Weise neigt zur
Bescheidenheit, da jede Mehrung des Wissens auch den Horizont des
Unwissens erweitert. Prominenz ist mit solcher Erkenntnis schwerlich
zu erlangen, auf diesem Feld dominiert die laute Demonstration der
eigenen Beschränktheit. Exemplarisch zeigen das die allfälligen, den
Dezember ausfüllenden Rückblicke, in denen die Bohlen und Feldbüsche
in lichte Höhen ragen. Der Humus war das ganze Jahr über eingebracht
worden von Moderatoren wie Herrn Beckmann und Herrn Kerner,
televisionären Prototypen, die wohl demselben Labor entstammen, wenn
auch mit leichten Abweichungen. Gerne bereiten sie auch den
subalternen Geistern der Republik jene Weihestunden, die in alten
Zeiten bedeutenderen Menschen vorbehalten waren.
Überhaupt scheint es schon lange vor Antinori/Boisselier mehr oder
weniger erfolgreiche Klonversuche gegeben zu haben. In einem geheimen
Labor in einer geheimen Stadt hinter dem Ural könnte jener
Politikertypus kreiert worden sein, den Boris Jelzin, Alexander Lebed
und der Altkommunist Sjuganow repräsentierten; bei aller
Verschiedenheit der äußeren Erscheinung legten die drei eine so
verblüffende Form der Bärbeißigkeit an den Tag, dass man an Zufall
nicht glauben mag. Dass ein Möllemann allein den ganzen Wirbel
verursacht hat, ist auch schwer vorstellbar. Wie und wo der Klon
entstanden ist, weiß aber vermutlich nur sein Freund Wolfgang Kubicki.
Mit einiger Sicherheit wird er irgendwann bei Kerner oder Beckmann
auftauchen, zusammen mit Verona Feldbusch und Dieter Bohlen. Und
wieder brechen Herzen, wieder verlieren einige den Verstand.