(SZ) Eigentlich alles klar, wenn nur der Himmel klar ist. Der Mond,
  unser Trabant, scheint, mal mehr, mal weniger, viertel, halb, voll,
  rötlich aus dem Dunstkreis, aschgrau, wenn die Sichel schmal und
  scharf. Oder es knallt der eisige Schattenscheinwerfer unbarmherzig
  hernieder aufs schlaflose Gemüt. Immer aber sendet er erborgtes Licht,
  erborgt von der Sonne, reflektiert vom kalten Gestein, entsprungen aus
  der Rippe der unfertigen Erde. Das tote Gestirn wirkt ungeheuer ein
  auf Würmlein Mensch. Was lupft die Meere, lässt Gezeiten springen? Wer
  stumpft die Klingen des Rasierers? Welcher Rabauke verfinstert die
  güldne Sonne über Südafrika und Australien? Und wer bringt - an
  irgendwas muss man ja glauben - jenen seltsamen Götzendienstkult zur
  Hochblüte, welcher das verwirrte Land D. mit Mondkalendern,
  Mondhoroskopen und Mondweisungen zur Lebensführung profitabel
  überschwemmt? Merke: Abnehmender Mond spült aus und schwitzt ...

  Jedoch hat es (liebe Kinder! ist man geneigt hinzuzufügen) - eine Zeit
  gegeben, da schien die ganze Spezies romantischer Mondlyrik beim
  Teufel, der Mond selbst der gewöhnlichste Klops des Universums. Als
  nämlich eine Apollo- Mission nach der anderen einen Ami nach dem
  anderen zum Monde beförderte, und wir? Folgten ihnen auf krächzenden
  Funkwegen, bis man sich gewöhnt hatte an Aufstiege und Wiederkehr.
  Waren aber voll der Hoffnung, dass ein Blick von außen auf den
  hübschen blauen Planeten dessen humanoide Bewohner - jawohl: zur
  Vernunft bringen würde. Einsehend, dass er nur ein Fliegenschiss des
  Allmächtigen im Unendlichen. Schließt Frieden! Nichts da. Mondfahrt
  samt Mondmännern bald vergessen. Bis sich herausstellte, dass eben vor
  dreißig Jahren der allerletzte Mann den Mond betrat. Eugene Cernan.
  Apollo 17. Untergegangen auch er, ein bisschen hervorgezupft jetzt.
  Mondbesessen sei er gewesen, relativiert habe sich sein Begriff von
  Zeit, bezahlt habe er hoch, mit seiner Ehe. Zufrieden sei er nun mit
  kleinen Dingen des Glücks. Oben aber warte immer noch sein Mondauto im
  Taurus-Littrow-Tal am Rande des Mare Serenitatis.

  Bedenkt man das Ab und Zu unseres Mondes, wünschten wir eingedenk
  kreischender Reden, dass die politischen und wirtschaftlichen
  Leitwölfe, Merkel, Schröder, Westerwelle, Hundt nicht zu vergessen,
  Müntefering - einfach alle - dass sie miteinander schwiegen und im
  Canon den Mond anheulten. Die vertrauten Weisen: Ludwig Tiecks
  Mondbeglänzte Zaubernacht; Theodor Enslins Guter Mond, du gehst so
  stille; mit dem frommen Wunsch Und dein Schimmer gieße Frieden / ins
  bedrängte Herz hinein. Endlich Goethe: Füllest wieder Busch und Tal /
  still mit Nebelglanz /Lösest endlich auch einmal / meine Seele
  ganz...Ja, eine Seele, Leute, die gibt es.