[1] Horcht auf, ihr Himmel, denn ich will reden, und du, Erde, höre die
Rede meines Mundes! [2] Meine Lehre triefe wie der Regen, meine Rede fließe
wie der Tau, wie die Regenschauer auf das Gras, und wie die Tropfen auf das
Grün. [3] Denn ich will den Namen des HERRN verkünden: Gebt unserem Gott
die Ehre! [4] Er ist ein Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege
sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig
ist er. [5] Gegen ihn haben verderblich gehandelt, die nicht seine Kinder
sind, sondern Schandflecken, ein verkehrtes und verdrehtes Geschlecht. [6]
Dankst du so dem HERRN, du törichtes und unweises Volk? Ist nicht dein
Vater, dem du gehörst, ist es nicht, der dich gemacht und bereitet hat? [7]
Denke an die Tage der Vorzeit; achte auf die Jahre der vorhergehenden
Geschlechter! Frage deinen Vater, der wird dir's verkünden; deine Alten,
die werden dir's sagen: [8] Als der Allerhöchste den Heiden ihr Erbe
austeilte, als er die Menschenkinder voneinander schied, da setzte er die
Grenzen der Völker fest nach der Zahl der Kinder Israels. [9] Denn das Teil
des HERRN ist sein Volk; Jakob ist das Los seines Erbteils. [10] Er hat ihn
in der Wüste gefunden, in der Öde, im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab
acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel, [11] wie ein Adler seine
Nestbrut aufscheucht, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet,
sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt. [12] Der HERR allein leitete
ihn, und kein fremder Gott war mit ihm. [13] Er ließ ihn über die Höhen der
Erde fahren und er aß vom Ertrag der Felder; Er ließ ihn Honig aus dem
Felsen saugen und Öl aus dem harten Gestein; [14] Butter von den Kühen und
Milch von den Schafen, samt dem Fett der Lämmer, und Widder, Stiere
Baschans und Böcke, samt dem allerbesten Weizen, und du trankst
Traubenblut, feurigen Wein. [15] Da wurde Jeschurun fett und schlug aus. Du
bist fett, dick und feist geworden! Und er verwarf den Gott, der ihn
geschaffen hat, und er verachtete den Fels seines Heils. [16] Sie erregten
seine Eifersucht durch fremde [Götter] ; durch Gräuel erzürnten sie ihn.
[17] Sie opferten den Dämonen, die nicht Gott sind, Göttern, die sie nicht
kannten, neuen Göttern, die erst vor kurzem aufgekommen waren, die eure
Väter nicht fürchteten. [18] Den Fels, der dich gezeugt hat, hast du außer
acht gelassen; und du hast den Gott vergessen, der dich hervorbrachte! [19]
Als der HERR es sah, verwarf er sie, aus Unwillen über seine Söhne und
seine Töchter. [20] Und er sprach: Ich will mein Angesicht vor ihnen
verbergen; ich will sehen, was ihr Ende sein wird, denn sie sind ein
verkehrtes Geschlecht, sie sind Kinder, in denen keine Treue ist. [21] Sie
haben mich zur Eifersucht gereizt mit dem, was kein Gott ist, durch ihre
nichtigen [Götzen] haben sie mich erzürnt; so will auch ich sie zur
Eifersucht reizen durch das, was kein Volk ist, durch ein unverständiges
Volk will ich sie erzürnen! [22] Denn ein Feuer ist durch meinen Zorn
angezündet, das wird bis in die unterste Tiefe des Totenreichs hinab
brennen und das Land samt seinem Gewächs verzehren und die Grundfesten der
Berge in Flammen verwandeln. [23] Ich will Unheil über sie häufen, ich will
meine Pfeile gegen sie abschießen. [24] Sie sollen vor Hunger verschmachten
und von der Pest aufgezehrt werden, und von der bitteren Seuche; dann sende
ich die Zähne wilder Tiere gegen sie, samt dem Gift der Schlange, die im
Staub kriecht. [25] Draußen soll das Schwert sie der Kinder berauben und in
den Kammern der Schrecken, den jungen Mann wie die Jungfrau, den Säugling
mitsamt dem alten Mann. [26] Ich hätte gesagt: "Ich will sie wegblasen,
will ihr Gedenken unter den Menschen ausrotten! ", [27] wenn ich nicht den
Zorn des Feindes scheute, dass ihre Feinde dies verkennen könnten und
sagen: "Unsere Hand war erhoben, und nicht der HERR hat dies alles getan!"
[28] Denn sie sind ein Volk, an dem aller Rat verloren ist, und das keine
Einsicht besitzt. [29] Wenn sie weise wären, so würden sie das beherzigen;
sie würden an ihr Ende denken! [30] Wie könnte einer Tausend jagen und zwei
Zehntausend in die Flucht schlagen, wenn ihr Fels sie nicht verkauft und
der HERR sie nicht preisgegeben hätte? [31] Denn ihr Fels ist nicht wie
unser Fels; das müssen unsere Feinde selbst zugeben! [32] Denn vom
Weinstock Sodoms stammen ihre Reben und von den Fluren Gomorras; ihre
Beeren sind Giftbeeren, ihre Trauben sind bitter. [33] Ihr Wein ist
Drachengeifer und grausames Otterngift. [34] Ist dies nicht bei mir
aufbewahrt und in meinen Archiven versiegelt? [35] Mein ist die Rache und
die Vergeltung, zu der Zeit, da ihr Fuß wanken wird; denn die Zeit ihres
Verderbens ist nahe, und ihr Verhängnis eilt herbei. [36] Denn der HERR
wird sein Volk richten; und er wird sich über seine Knechte erbarmen, wenn
er sieht, dass jeder Halt entschwunden ist und der Sklave samt dem Freien
dahin ist. [37] Und er wird sagen: Wo sind ihre Götter, der Fels, bei dem
sie Zuflucht suchten, [38] sie, die das Fett ihrer Opfer aßen, den Wein
ihres Trankopfers tranken? Sie sollen aufstehen und euch helfen; sie sollen
euch beschirmen! [39] Seht nun, dass Ich, Ich allein es bin und kein Gott
neben mir ist! bin's, der tötet und lebendig macht, ich zerschlage und ich
heile, und niemand kann aus meiner Hand erretten! [40] Denn ich hebe meine
Hand zum Himmel empor und sage: So wahr ich ewig lebe! [41] Wenn ich mein
blitzendes Schwert geschärft habe und meine Hand zum Gericht greift, so
will ich Rache nehmen an meinen Feinden und Vergeltung üben an denen, die
mich hassen. [42] Ich will meine Pfeile mit Blut berauschen, und mein
Schwert soll Fleisch fressen, mit dem Blut der Erschlagenen und Gefangenen,
vom Haupt der Fürsten des Feindes. [43] Jubelt, ihr Heiden, seinem Volk zu!
Denn Er wird das Blut seiner Knechte rächen und seinen Feinden vergelten;
aber für sein Land und sein Volk wird er Sühnung schaffen! [44] Und Mose
kam und trug alle Worte dieses Liedes vor den Ohren des Volkes vor, er und
Josua, der Sohn Nuns. [45] Und als Mose dies alles zu ganz Israel geredet
hatte, [46] da sprach er zu ihnen: Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch
heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, dass sie darauf
achten, alle Worte dieses Gesetzes zu befolgen. [47] Denn es ist kein
leeres Wort für euch, sondern es ist euer Leben, und durch dieses Wort
werdet ihr euer Leben verlängern in dem Land, in das ihr über den Jordan
geht, um es in Besitz zu nehmen! [48] Und der HERR redete zu Mose an jenem
Tag und sprach: [49] Steige auf dieses Bergland Abarim, auf den Berg Nebo,
der im Land Moab, Jericho gegenüber liegt, und schaue das Land Kanaan, das
ich den Kindern Israels zum Eigentum geben werde; [50] und dann sollst du
sterben auf dem Berg, auf den du steigen wirst, und zu deinem Volk
versammelt werden, wie dein Bruder Aaron auf dem Berg Hor starb und zu
seinem Volk versammelt wurde; [51] weil ihr an mir Untreue begangen habt
mitten unter den Kindern Israels, beim Wasser von MeribaKadesch, in der
Wüste Zin, weil ihr mich nicht geheiligt habt unter den Kindern Israels.
[52] Denn du wirst das Land vor dir zwar sehen; aber du sollst nicht in das
Land hineinkommen, das ich den Kindern Israels gebe!