[1] Danach aber geschah es, dass Absalom sich Wagen und Pferde verschaffte
und 50 Mann, die vor ihm herliefen. [2] Und Absalom machte sich am Morgen
früh auf und stellte sich neben dem Torweg auf; und es geschah, wenn jemand
einen Rechtsstreit hatte, sodass er zum König vor Gericht kommen musste, so
rief ihn Absalom zu sich und fragte ihn: "Aus welcher Stadt bist du?"
Antwortete er dann: "Dein Knecht ist aus einem der Stämme Israels ", [3] so
sprach Absalom zu ihm: "Siehe, deine Sache ist gut und recht, aber beim
König ist niemand, der dir Gehör schenkt!" [4] Und Absalom sprach: O dass
man doch mich zum Richter im Land einsetzte, damit je dermann zu mir käme,
der einen Rechts streit und Rechtshandel hat; ich würde ihm zu seinem Recht
verhelfen! [5] Und es geschah, wenn jemand kam, um sich vor ihm
niederzuwerfen, so streckte er seine Hand aus, ergriff ihn und küsste ihn.
[6] So machte es Absalom mit allen Israeliten, die zum König vor Gericht
kamen; und so stahl sich Absalom die Herzen der Männer von Israel. [7] Und
es geschah am Ende von 40 Jahren, da sprach Absalom zu dem König: Ich
möchte doch hingehen nach Hebron und mein Gelübde erfüllen, das ich dem
HERRN gelobt habe. [8] Dein Knecht hat nämlich ein Gelübde getan, als ich
in Geschur in Aram wohnte, das lautete so: Wenn mich der HERR wirklich
wieder nach Jerusalem zurückbringt, so will ich dem HERRN dienen! [9] Und
der König sprach zu ihm: Geh hin in Frieden! Da machte er sich auf und ging
nach Hebron. [10] Und Absalom sandte geheime Boten zu allen Stämmen Israels
und ließ sagen: Wenn ihr den Schall der Posaunen hört, so sprecht: Absalom
ist König geworden in Hebron! [11] Mit Absalom aber gingen 200 Männer aus
Jerusalem, die eingela den waren und arglos hingingen, ohne von irgend
etwas zu wissen. [12] Absalom sandte auch nach Ahitophel, dem Gilo niter,
dem Ratgeber Davids, und ließ ihn aus seiner Stadt Gilo holen, während er
die Opfer schlachtete. Und die Verschwörung wurde stark, und das Volk nahm
ständig zu bei Absalom. [13] Da kam ein Bote und meldete es David und
sprach: Das Herz der Männer von Israel hat sich Absalom zugewandt! [14] Da
sprach David zu allen seinen Knechten, die bei ihm in Jerusalem waren: Auf,
lasst uns fliehen; denn hier wird kein Entkommen sein vor Absalom! Macht
euch rasch auf den Weg, damit er uns nicht plötzlich einholt und Unglück
über uns bringt und die Stadt mit der Schärfe des Schwertes schlägt! [15]
Da sprachen die Knechte des Königs zum König: Ganz wie unser Herr, der
König, will; siehe, hier sind deine Knechte! [16] Und der König zog aus und
sein ganzes Haus in seinem Gefolge; doch ließ der König zehn Nebenfrauen
zurück, die das Haus hüten sollten. [17] Und der König zog hinaus und alles
Volk in seinem Gefolge, und sie stellten sich beim äußersten Haus auf. [18]
Und alle Knechte zogen an ihm vorüber, dazu alle Kreter und Pleter; auch
alle Gatiter, 600 Mann, die ihm von Gat gefolgt waren, zogen an dem König
vorüber. [19] Aber der König sprach zu Ittai, dem Gatiter: Warum willst
auch du mit uns zie hen? Kehre um und bleibe bei dem König! Denn du bist
ein Fremdling und sogar aus deinem Heimatort verbannt. [20] Gestern bist du
gekommen, und heute sollte ich dich schon mit uns umherirren lassen, da ich
hingehen muss, wohin ich kann? Kehre um und führe deine Brüder zu rück; dir
widerfahre Barmherzigkeit und Treue! [21] Ittai aber antwortete dem König
und sprach: So wahr der HERR lebt und so wahr mein Herr, der König, lebt:
an dem Ort, an welchem mein Herr und König sein wird - es gehe zum Tod oder
zum Leben -, dort soll auch dein Diener sein! [22] Da sprach David zu
Ittai: So komm und zieh vorüber! So zog Ittai, der Gatiter, vorüber und
alle seine Männer und sein ganzer Troß mit ihm. [23] Und das ganze Land
weinte mit lauter Stimme, während alles Volk vor überzog. Danach
überschritt auch der König den Bach Kidron, und das ganze Volk schlug den
Weg ein, der zur Wüste führt. [24] Und siehe, auch Zadok [war bei ihnen],
und alle Leviten mit ihm trugen die Bundeslade Gottes und stellten die
Bundeslade hin; Abjatar aber stieg hinauf, bis das ganze Volk aus der Stadt
vollends vorübergezogen war. [25] Aber der König sprach zu Zadok: Bringe
die Lade Gottes wieder in die Stadt zurück! Wenn ich Gnade vor dem HERRN
finde, so wird er mich zurückbringen, dass ich ihn und seine Wohnung
wiedersehen darf; [26] wenn er aber spricht: Ich habe keinen Gefallen an
dir! - siehe, hier bin ich; er verfahre mit mir, wie es ihm gefällt! [27]
Und der König sprach zu dem Priester Zadok: Bist du nicht der Seher? Kehre
in Frieden wieder in die Stadt zurück und mit dir dein Sohn Achimaaz und
Jonathan, der Sohn Abjatars, eure beiden Söhne, mit euch! [28] Siehe, ich
will in den Ebenen der Wüste warten, bis Botschaft von euch kommt, um mich
zu benachrichtigen. [29] So brachten Zadok und Abjatar die Lade Gottes
wieder nach Jerusalem zurück und blieben dort. [30] David aber stieg den
Ölberg hinauf und weinte, während er hinaufging, er ging mit verhülltem
Haupt und barfuß; auch von dem ganzen Volk, das bei ihm war, hatte jeder
das Haupt verhüllt und ging unter Weinen hinauf. [31] Als man aber David
berichtete, dass Ahitophel mit Absalom verschworen war, sprach David: HERR,
mache doch den Rat Ahitophels zur Torheit! [32] Und es geschah, als David
auf die Höhe kam, wo man Gott anzubeten pflegte, siehe, da begegnete ihm
Husai, der Architer, mit zerrissenen Kleidern und Erde auf seinem Haupt.
[33] Und David sprach zu ihm: Wenn du mit mir hinübergehst, wirst du mir
eine Last sein; [34] wenn du aber in die Stadt zurückkehrst und zu Absalom
sprichst: "Ich will dein Knecht sein, o König; wie ich bisher der Knecht
deines Vaters war, so will ich nun dein Knecht sein" - so kannst du mir den
Rat Ahitophels zu nichte machen! [35] Sind nicht die Priester Zadok und
Abjatar dort bei dir, sodass du alles, was du aus dem Haus des Königs
erfährst, den Priestern Zadok und Abja tar melden kannst? [36] Siehe, ihre
beiden Söhne sind dort bei ihnen: Achimaaz, [der Sohn] Zadoks, und
Jonathan, [der Sohn] Abjatars; durch sie könnt ihr mir alles weitergeben,
was ihr erfahrt! [37] So begab sich denn Davids Freund Husai in die Stadt;
Absalom aber zog in Jerusalem ein.