[1] Als nun Josaphat großen Reich tum und Ehre erlangt hatte, da
verschwägerte er sich mit Ahab. [2] Und nach etlichen Jahren zog er zu Ahab
hinab, nach Samaria. Und Ahab ließ für ihn und das Volk, das bei ihm war,
viele Schafe und Rinder schlachten und überredete ihn, nach Ramot in Gilead
hinaufzuziehen. [3] Denn Ahab, der König von Israel, sprach zu Josaphat,
dem König von Juda: Willst du mit mir nach Ra mot in Gilead hinaufziehen?
Er sprach zu ihm: Ich will sein wie du, und mein Volk sei wie dein Volk,
und ich will mit dir in den Krieg ziehen! [4] Und Josaphat sprach zum König
von Israel: Befrage doch heute das Wort des HERRN! [5] Da versammelte der
König von Israel die Propheten, 400 Mann, und sprach zu ihnen: Sollen wir
nach Ramot in Gilead in den Krieg ziehen, oder soll ich es lassen? Sie
sprachen: Zieh hinauf, und Gott wird sie in die Hand des Königs geben! [6]
Josaphat aber sprach: Ist hier kein Prophet des HERRN mehr, den wir fragen
könnten? [7] Der König von Israel aber sprach zu Josaphat: Es gibt noch
Mann, durch den man den HERRN be fragen kann; aber ich hasse ihn, denn er
weissagt mir nichts Gutes, sondern immer nur Böses; das ist Micha, der Sohn
Jimlas! Josaphat aber antwortete: Der König rede doch nicht so! [8] Da rief
der König von Israel einen Kämmerer und sprach: Bring Micha, den Sohn
Jimlas, rasch her! [9] Und der König von Israel und Josaphat, der König von
Juda, saßen jeder auf seinem Thron, in königliche Gewänder gekleidet. Sie
saßen aber auf dem Platz am Eingang des Tores von Samaria, und alle
Propheten weissagten vor ihnen. [10] Und Zedekia, der Sohn Kenaanas, hatte
sich eiserne Hörner gemacht und sprach: So spricht der HERR: Hiermit wirst
du die Ara mäer niederstoßen, bis du sie vernichtet hast! [11] Und alle
Propheten weissagten ebenso und sprachen: Zieh hinauf nach Ramot in Gilead,
und es wird dir gelingen, denn der HERR wird es in die Hand des Königs
geben! [12] Der Bote aber, der hingegangen war, um Micha zu rufen, redete
mit ihm und sprach: Siehe, die Reden der Propheten verkündigen einstimmig
Gutes für den König; so lass nun dein Wort auch sein wie das Wort eines
jeden von ihnen und rede Gutes! [13] Micha aber sprach: So wahr der HERR
lebt, ich will reden, was mein Gott sagen wird! [14] Und als er zum König
kam, sagte der König zu ihm: Micha, sollen wir nach Ra mot in Gilead in den
Krieg ziehen, oder soll ich es lassen? Und er sprach: Zieht hinauf! Es soll
euch gelingen, denn sie werden in eure Hände gegeben werden! [15] Da sprach
der König zu ihm: Wie oft muss ich dich beschwören, dass du mir nichts als
die Wahrheit sagen sollst im Namen des HERRN? [16] Da sagte er: Ich sah
ganz Israel auf den Bergen zerstreut, wie Schafe, die keinen Hirten haben;
und der HERR sprach: "Diese haben keinen Herrn; ein jeder kehre wieder heim
in Frieden!" [17] Da sprach der König von Israel zu Josaphat: Habe ich dir
nicht gesagt, dass er mir nichts Gutes weissagt, sondern nur Böses? [18]
[Micha] aber sprach: Darum hört das Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf
seinem Thron sitzen, und das ganze Heer des Himmels stand zu seiner Rechten
und zu seiner Linken. [19] Und der HERR sprach: "Wer will Ahab, den König
von Israel, betören, dass er hinaufzieht und in Ramot in Gilead fällt?" Und
einer sagte dies, der andere das. [20] Da trat ein Geist hervor und stellte
sich vor den HERRN und sprach: "Ich will ihn betören!" Und der HERR sprach
zu ihm: "Womit?" [21] Und er sprach: "Ich will hingehen und ein Lügengeist
sein im Mund aller seiner Propheten!" Da sprach er: "Du sollst ihn betören,
und du wirst es auch ausführen! Geh hin und mache es so!" [22] Und nun
siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund dieser deiner Propheten
gelegt; und der HERR hat Unheil über dich geredet! [23] Da trat Zedekia,
der Sohn Kenaanas, herzu und gab Micha einen Backen streich und sprach: Auf
welchem Weg ist der Geist des HERRN von mir gewichen, um mit dir zu reden?
[24] Und Micha sprach: Siehe, du wirst es sehen an jenem Tag, an dem du in
die innerste Kammer gehen wirst, um dich zu verbergen! [25] Da sprach der
König von Israel: Nehmt Micha und bringt ihn wieder zu Amon, dem Obersten
der Stadt, und zu Joas, dem Sohn des Königs, [26] und sagt: So spricht der
König: Legt diesen in den Ker ker und speist ihn mit Brot der Drangsal und
mit Wasser der Drangsal, bis ich in Frieden wiederkomme! [27] Micha aber
sprach: Wenn du in Frieden wieder kommst, dann hat der HERR nicht durch
mich geredet! Und dann sagte er: Hört es, ihr Völker alle! [28] Da zogen
der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, hinauf nach Ramot in
Gilead. [29] Und der König von Israel sprach zu Josaphat: Ich will
verkleidet in den Kampf ziehen; du aber ziehe deine Gewänder an! So
verkleidete sich der König von Israel, und sie zogen in den Kampf. [30]
Aber der König von Aram hatte seinen Obersten über die Streitwagen geboten
und gesagt: Ihr sollt weder gegen Kleine noch Große kämpfen, sondern nur
gegen den König von Israel! [31] Und es geschah, als die Obersten der
Streitwagen Josa phat sahen, da sprachen sie: Das ist der König von Israel!
und umringten ihn, um zu kämpfen. Aber Josaphat schrie, und der HERR half
ihm; und Gott lockte sie von ihm weg. [32] Und es geschah, als die Obersten
der Streitwagen sahen, dass er nicht der König von Israel war, da wandten
sie sich von ihm ab. [33] Aber ein Mann spannte seinen Bogen aufs
Geratewohl und traf den König von Israel zwischen den Fugen des Panzers. Da
sprach er zu seinem Wagenlenker: Wende um und bringe mich aus dem Heer;
denn ich bin verwundet! [34] Aber der Kampf wurde immer heftiger an jenem
Tag. So blieb der König von Israel auf seinem Streitwagen stehen, den
Aramäern gegenüber, bis zum Abend, und er starb zur Zeit des
Sonnenuntergangs.