[1] Gehet durch die Gassen zu Jerusalem und schauet und erfahret und suchet
auf ihrer Straße, ob ihr jemand findet, der recht tue und nach dem Glauben
frage, so will ich ihr gnädig sein. [2] Und wenn sie schon sprechen: Bei
dem lebendigen GOtt! so schwören sie doch falsch. [3] HErr, deine Augen
sehen nach dem Glauben. Du schlägest sie, aber sie fühlen's nicht; du
plagest sie, aber sie bessern sich nicht. Sie haben ein härter Angesicht
denn ein Fels und wollen sich nicht bekehren. [4] Ich dachte aber: Wohlan,
der arme Haufe ist unverständig, weiß nichts um des HErrn Weg und um ihres
GOttes Recht. [5] Ich will zu den Gewaltigen gehen und mit ihnen reden,
dieselbigen werden um des HErrn Weg und ihres GOttes Recht wissen; aber
dieselbigen allesamt hatten das Joch zerbrochen und die Seile zerrissen.
[6] Darum wird sie auch der Löwe, der aus dem Walde kommt, zerreißen, und
der Wolf aus der Wüste wird sie verderben, und der Pardel wird auf ihre
Städte lauern; alle, die daselbst herausgehen, wird er fressen. Denn ihrer
Sünden sind zu viel, und bleiben verstockt in ihrem Ungehorsam. [7] Wie
soll ich dir denn gnädig sein, weil mich deine Kinder verlassen und
schwören bei dem, der nicht GOtt ist? Und nun ich sie gefüllet habe,
treiben sie Ehebruch und laufen ins Hurenhaus. [8] Ein jeglicher wiehert
nach seines Nächsten Weibe, wie die vollen, müßigen Hengste. [9] Und ich
sollte sie um solches nicht heimsuchen? spricht der HErr; und meine Seele
sollte sich nicht rächen an solchem Volk, wie dies ist? [10] Stürmet ihre
Mauern und werfet sie um und macht es nicht gar aus! Führet ihre Reben weg;
denn sie sind nicht des HErrn, [11] sondern sie verachten mich, beide, das
Haus Israel und das Haus Juda, spricht der HErr. [12] Sie verleugnen den
HErrn und sprechen: Das ist er nicht, und so übel wird es uns nicht gehen,
Schwert und Hunger werden wir nicht sehen; [13] ja, die Propheten sind
Wäscher und haben auch GOttes Wort nicht; es gehe über sie selbst also!
[14] Darum spricht der HErr, der GOtt Zebaoth: Weil ihr solche Rede
treibet, siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und
dies Volk zu Holz, und soll sie verzehren. [15] Siehe, ich will über euch
vom Hause Israel, spricht der HErr, ein Volk von ferne bringen, ein mächtig
Volk, die das erste Volk gewesen sind, ein Volk, des Sprache du nicht
verstehest und nicht vernehmen kannst, was sie reden. [16] Seine Köcher
sind offene Gräber, es sind eitel Riesen. [17] Sie werden deine Ernte und
dein Brot verzehren, sie werden deine Söhne und Töchter fressen, sie werden
deine Schafe und Rinder verschlingen, sie werden deine Weinstöcke und
Feigenbäume verzehren; deine festen Städte, darauf du dich verlässest,
werden sie mit dem Schwert verderben. [18] Und ich will's, spricht der
HErr, zur selbigen Zeit nicht gar aus machen. [19] Und ob sie würden sagen:
Warum tut uns der HErr, unser GOtt, solches alles? sollst du ihnen
antworten: Wie ihr mich, verlassen und fremden Göttern dienet in eurem
eigenen Lande, also sollt ihr auch Fremden dienen in einem Lande, das nicht
euer ist. [20] Solches sollt ihr verkündigen im Hause Jakob und predigen in
Juda und sprechen: [21] Höret zu, ihr tolles Volk, das keinen Verstand hat,
die da Augen haben und sehen nicht, Ohren haben und hören nicht! [22] Wollt
ihr mich nicht fürchten, spricht der HErr, und vor mir nicht erschrecken?
Der ich dem Meer den Sand zum Ufer setze, darin es allezeit bleiben muß,
darüber es nicht gehen muß; und ob es schon wallet, so vermag es doch
nichts, und ob seine Wellen schon toben, so müssen sie doch nicht
darüberfahren. [23] Aber dies Volk hat ein abtrünniges, ungehorsames Herz,
bleiben abtrünnig und gehen immerfort weg [24] und sprechen nicht einmal in
ihrem Herzen: Lasset uns doch den HErrn, unsern GOtt, fürchten, der uns
Frühregen und Spätregen zu rechter Zeit gibt und uns die Ernte treulich und
jährlich behütet. [25] Aber eure Missetaten hindern solches und eure Sünden
wenden solch Gut von euch. [26] Denn man findet unter meinem Volk Gottlose,
die den Leuten nachstellen und Fallen zurichten, sie zu fangen, wie die
Vogler tun mit Kloben. [27] Und ihre Häuser sind voller Tücke, wie ein
Vogelbauer voller Lockvögel ist. Daher werden sie gewaltig und reich, fett
und glatt. [28] Sie gehen mit bösen Stücken um; sie halten kein Recht, dem
Waisen fördern sie seine Sache nicht, und gelinget ihnen, und helfen den
Armen nicht zum Recht. [29] Sollte ich denn solches nicht heimsuchen,
spricht der HErr, und meine Seele sollte sich nicht rächen an solchem Volk,
wie dies ist? [30] Es stehet greulich und scheußlich im Lande. [31] Die
Propheten lehren falsch, und die Priester herrschen in ihrem Amt, und mein
Volk, hat's gern also. Wie will es euch zuletzt darob gehen?