[1] Da Rahel sah, daß sie dem Jakob nichts gebar, neidete sie ihre
Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wo nicht, so sterbe ich.
[2] Jakob aber ward sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich doch nicht
GOtt, der dir deines Leibes Frucht nicht geben will. [3] Sie aber sprach:
Siehe, da ist meine Magd Bilha; lege dich zu ihr, daß sie auf meinem Schoß
gebäre, und ich doch durch sie erbauet werde. [4] Und sie gab ihm also
Bilha, ihre Magd, zum Weibe; und Jakob legte sich zu ihr. [5] Also ward
Bilha schwanger und gebar Jakob einen Sohn. [6] Da sprach Rahel: GOtt hat
meine Sache gerichtet und meine Stimme erhöret und mir einen Sohn gegeben.
Darum hieß sie ihn Dan. [7] Abermal ward Bilha, Rahels Magd, schwanger und
gebar Jakob den andern Sohn. [8] Da sprach Rahel: GOtt hat es gewandt mit
mir und meiner Schwester, und ich werde es ihr zuvortun. Und hieß ihn
Naphthali. [9] Da nun Lea sah, daß sie aufgehöret hatte zu gebären, nahm
sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zum Weibe. [10] Also gebar Silpa,
Leas Magd, Jakob einen Sohn. [11] Da sprach Lea: Rüstig! Und hieß ihn Gad.
[12] Danach gebar Silpa, Leas Magd, Jakob den andern Sohn. [13] Da sprach
Lea: Wohl mir, denn mich werden selig preisen die Töchter. Und hieß ihn
Asser. [14] Ruben ging aus zur Zeit der Weizenernte und fand Dudaim auf dem
Felde und brachte sie heim seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu Lea: Gib
mir der Dudaim deines Sohnes ein Teil. [15] Sie antwortete: Hast du nicht
genug, daß du mir meinen Mann genommen hast, und willst auch die Dudaim
meines Sohnes nehmen? Rahel sprach: Wohlan, laß ihn diese Nacht bei dir
schlafen um die Dudaim deines Sohnes. [16] Da nun Jakob des Abends vom
Felde kam, ging ihm Lea hinaus entgegen und sprach: Bei mir sollst du
liegen; denn ich habe dich erkauft um die Dudaim meines Sohnes. Und er
schlief die Nacht bei ihr. [17] Und GOtt erhörete Lea, und sie ward
schwanger und gebar Jakob den fünften Sohn [18] und sprach: GOtt hat mir
gelohnet, daß ich meine Magd meinem Manne gegeben habe. Und hieß ihn
Isaschar. [19] Abermal ward Lea schwanger und gebar Jakob den sechsten
Sohn; [20] und sprach: GOtt hat mich wohl beraten; nun wird mein Mann
wieder bei mir wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und hieß ihn
Sebulon. [21] Danach gebar sie eine Tochter, die hieß sie Dina. [22] Der
HErr gedachte aber an Rahel und erhörte sie und machte sie fruchtbar. [23]
Da ward sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: GOtt hat meine
Schmach von mir genommen. [24] Und hieß ihn Joseph und sprach: Der HErr
wolle mir noch einen Sohn dazu geben! [25] Da nun Rahel den Joseph geboren
hatte, sprach Jakob zu Laban: Laß mich ziehen und reisen an meinen Ort und
in mein Land. [26] Gib mir meine Weiber und meine Kinder, darum ich dir
gedienet habe, daß ich ziehe; denn du weißest meinen Dienst, wie ich dir
gedienet habe. [27] Laban sprach zu ihm: Laß mich Gnade vor deinen Augen
finden. Ich spüre, daß mich der HErr segnet um deinetwillen. [28] Stimme
den Lohn, den ich dir geben soll. [29] Er aber sprach zu ihm: Du weißest,
wie ich dir gedienet habe, und was du für Vieh hattest unter mir. [30] Du
hattest wenig, ehe ich herkam; nun aber ist's ausgebreitet in die Menge,
und der HErr hat dich gesegnet durch meinen Fuß. Und nun, wann soll ich
auch mein Haus versorgen? [31] Er aber sprach: Was soll ich dir denn geben?
Jakob sprach: Du sollst mir nichts überall geben, sondern so du mir tun
willst, das ich sage, so will ich wiederum weiden und hüten deiner Schafe.
[32] Ich will heute durch alle deine Herde gehen und aussondern alle
fleckichten und bunten Schafe und alle schwarzen Schafe unter den Lämmern
und die bunten und fleckichten Ziegen. Was nun bunt und fleckicht fallen
wird, das soll mein Lohn sein. [33] So wird mir meine Gerechtigkeit zeugen
heute oder morgen, wenn es kommt, daß ich meinen Lohn von dir nehmen soll,
also daß, was nicht fleckicht oder bunt oder nicht schwarz sein wird unter
den Lämmern und Ziegen, das sei ein Diebstahl bei mir. [34] Da sprach
Laban: Siehe da, es sei, wie du gesagt hast. [35] Und sonderte des Tages
die sprenglichten und bunten Böcke und alle fleckichten und bunten Ziegen,
wo nur was Weißes daran war, und alles, was schwarz war unter den Lämmern,
und tat's unter die Hand seiner Kinder. [36] Und machte Raum dreier
Tagereisen weit zwischen ihm und Jakob. Also weidete Jakob die übrige Herde
Labans. [37] Jakob aber nahm Stäbe von grünen Pappelbäumen, Haseln und
Kastanien und schälete weiße Streifen daran, daß an den Stäben das Weiße
bloß ward, [38] und legte die Stäbe, die er geschälet hatte, in die
Tränkrinnen vor die Herden, die da kommen mußten zu trinken, daß sie
empfangen sollten, wenn sie zu trinken kämen. [39] Also empfingen die
Herden über den Stäben und brachten sprenglichte, fleckichte und bunte.
[40] Da schied Jakob die Lämmer und tat die abgesonderte Herde zu den
fleckichten und schwarzen in der Herde Labans; und machte ihm eine eigene
Herde, die tat er nicht zu der Herde Labans. [41] Wenn aber der Lauf der
Frühlinger Herde war, legte er diese Stäbe an die Rinnen vor die Augen der
Herde, daß sie über den Stäben empfingen. [42] Aber in der Spätlinger Lauf
legte er sie nicht hinein. Also wurden die Spätlinge des Laban, aber die
Frühlinge des Jakob. [43] Daher ward der Mann über die Maße reich, daß er
viel Schafe, Mägde und Knechte, Kamele und Esel hatte.