Path: senator-bedfellow.mit.edu!dreaderd!not-for-mail
Message-ID: <de/autorenkreis/[email protected]>
Supersedes: <de/autorenkreis/[email protected]>
Expires: 29 Jun 2006 04:20:45 GMT
X-Last-Updated: 1999/06/02
From: [email protected] (Peter `g' Bouillon)
Subject: <2.0> Selber schreiben: Info/Tips fuer Autoren auf de.etc.schreiben.*
Newsgroups: de.etc.schreiben.misc,de.answers,news.answers
Organization: Woerterwerkstatt
Followup-To: de.etc.schreiben.misc
Reply-To: [email protected]
Mime-Version: 1.0
Content-Type: text/plain; charset=iso-8859-1
Content-Transfer-Encoding: 8bit
Summary: This is a collection of tips and tricks for writing fiction,
        written entirely in German.
Approved: [email protected]
Originator: [email protected]
Date: 20 May 2006 04:20:54 GMT
Lines: 486
NNTP-Posting-Host: penguin-lust.mit.edu
X-Trace: 1148098854 senator-bedfellow.mit.edu 561 18.181.0.29
Xref: senator-bedfellow.mit.edu de.etc.schreiben.misc:12652 de.answers:13627 news.answers:308098

Archive-name: de/autorenkreis/selber-schreiben
De-etc-schreiben-misc-archive-name: Info_Tips:_Selber_schreiben
Posting-frequency: monthly
Version: 2.0
URL: http://www.rhein-neckar.de/~newton/autorenkreis/info_tips.html

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  Herzlich willkommen auf den Untergruppen von de.etc.schreiben!
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Sch�n, da� Du Dich f�r das Textemachen interessierst. Das Dokument,
das Du liest, ist f�r die Usenet-Newsgruppe de.etc.schreiben.misc
verfa�t und wird dort monatlich ver�ffentlicht. Verwaltet wird das
Dokument von Peter `g' Bouillon <[email protected]>.  Die
WWW-Version findest Du unter
   <http://www.rhein-neckar.de/~autorenkreis/info_tips.html>.

Die Hierarchie de.etc.schreiben ist ein Forum, in dem Autoren ihre
Gedichte und Geschichten vorstellen. Und dieses Dokument ist eine
Sammlung von Tips, die in diesem Zusammenhang n�tzlich sind. Du
findest unter anderem Anregungen:
    * wenn Du nach Ideen f�r das Prosa- oder Lyrikschreiben suchst,
    * wie Du Autoren sinnvolle R�ckmeldungen gibst,
    * wie Du R�ckmeldungen zu Deinen Texten geschickt verwertest.

Manche Gedanken davon werden zwar kontrovers diskutiert. Aber
sicherlich wirst Du trotzdem einiges vern�nftig finden. Greife auf,
was Dir gef�llt.

Lies bitte auch unsere anderen Informationstexte, die am Ende des
dritten Teils ("Kritik fremder Texte") aufgef�hrt sind.

Viel Spass beim Lesen!

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Inhalt des Gesamtdokuments:

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| TEIL I:    Selber schreiben     |
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 1.      Einen Anfang finden

 2.      Ideen f�r nat�rliches Schreiben

 3.      Nacharbeiten

 4.      Den Text strukturieren

 5.      Andere nachahmen

 6.      Kreative Experimente wagen

 7.      Literatur lesen

 8.      Gedichte schreiben

 9.      Abschliessende Tips

 10.     Viel Erfolg!

[ TEIL II:   Umgang mit Kritik    ]

[ Teil III:  Kritik fremder Texte ]

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                               Teil I

                          Selber schreiben!
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

 1.  Einen Anfang finden

 Viele Leute berichten, dass sie gerne mal eine Geschichte schreiben
 w�rden.  Aber leider w�ren sie nicht kreativ begabt und so.

 Unsinn!  Jeder Mensch kann sich eine Geschichte ausdenken.  In der
 Unterstufe haben wir das alle gemacht, und was dabei damals herauskam,
 war vermutlich gar nicht so schlecht.  Dieses Talent geht nicht mit
 zunehmendem Alter verloren.  Im Gegenteil: Du kannst Dich vermutlich
 inzwischen eher leichter ausdr�cken als fr�her, weil Du n�mlich
 erfahrener bist.  Auch wenn Du also in den letzten zehn Jahren keinen
 einzigen kreativen Gedanken gedacht haben magst, ist Dein Talent dazu
 (noch) da: Du musst Dich nur trauen.

 Dann bleibt also nur die Frage, wie man praktischerweise einen Anfang
 findet.  �ber was soll man schreiben, woraus k�nnte eine Geschichte
 werden?

 Du k�nntest den Zufall zu Hilfe nehmen:

 �  Schnapp Dir ein Lexikon deutsch/englisch und stich daraus eine
    zuf�llige Zeile auf einer zuf�lligen Seite; der Begriff, bei dem Du
    dann landest, wird Dein Thema.

 �  In einem Arbeitskreis zum Textemachen wurden wir mal reihum nach
    einem zuf�lligen Namen, Alter, Wohnort, Ehestand usw. gefragt: das
    war dann pl�tzlich der Hauptakteur unserer n�chsten Geschichte.

 Auf die eine oder andere Weise hast Du damit einen Halt gefunden: das
 Thema ist jetzt _gegeben_, und Du kannst somit anfangen, Dir Deine
 Gedanken dazu zu machen:

 �  Wie k�nnte jemand mit diesem Thema in Ber�hrung kommen, auf
    gew�hnliche oder ungew�hnliche Weise?

 �  Was k�nnte er dann denken?  Wie w�rde er f�hlen?

 �  Was k�nnte pl�tzlich unerwartet passieren?

 �  Wie ginge sowas vermutlich aus?

 Und so weiter.

 Das Ergebnis Deiner Gedanken schreibst Du dann nieder, wobei Dir das
 Genre Deiner Geschichte v�llig offensteht.  Es kann ein Krimi, ein
 M�rchen, ein Arztroman oder eine Episodengeschichte werden.

 Mach Dir �brigens keine Sorgen, wenn Du bei irgend einem Thema
 landest, mit dem Du zun�chst absolut nichts anfangen kannst.  Das ist
 der Normalfall.  Wenn Du aber hartn�ckig genug bei der Stange bleibst,
 kommt sowas wie eine Geschichte ganz bestimmt heraus.

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 2.  Ideen f�r nat�rliches Schreiben

 Es gibt einige Textformen (z.B. in mancher ``Trivialliteratur''), die
 von schw�lstiger, verknoteter Ausdrucksweise leben.  Aber
 normalerweise denken die Leute so, wie sie sprechen, und diese Sprache
 verstehen sie auch am leichtesten.  Du versuchst also vermutlich am
 besten, Deine Geschichte in einem m�glichst nat�rlichem Deutsch zu
 verfassen.  F�r Dialoge ist das besonders wichtig.

 H�ufig f�llt einem das dann am leichtesten, wenn man so lange wie
 m�glich ``in einem Rutsch'' schreibt.  Wenn Du gerade sehr sch�n im
 Schreibfluss bist, solltest Du das also ausnutzen und nicht voreilig
 wieder aufh�ren.

 Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du Dich in Deine Akteure
 hineinversetzen kannst.  Wenn Du so f�hlst wie Deine Hauptfigur, dann
 f�llt es Dir leichter, auch so zu schreiben wie sie denken w�rde.

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 3.  Nacharbeiten

 Wenn man seine Texte ziemlich spontan zusammenschreibt, dann f�hrt das
 automatisch zu einer Version "ins Unreine".  Man sollte sein
 Geschreibsel nach einer Abschaltpause (z.B. �ber Nacht) noch einmal
 �berarbeiten.  Hier sind ein paar Gesichtspunkte, wonach Du Ausschau
 halten k�nntest:

 �  Wenn Dir der Text in manchen Bereichen irgendwie langweilig oder
    fade vorkommt, dann ist er vermutlich zu weitschweifig geraten.  Du
    k�nntest versuchen, dort zu straffen.

 �  Sind in den Dialogen wirklich alle Redewechsel erforderlich?

 �  Kann man mehrere S�tze zu einem zusammenfassen?

    Es k�nnte auch sein, dass der Handlungsfaden wirr ist und geordnet
    werden muss.

 �  Wenn Dir Dialoge sehr unnat�rlich vorkommen, dann �berpr�fe sie auf
    klares, einfaches Deutsch.  Denke daran, dass Leute normalerweise
    viel einfacher sprechen als sie schreiben k�nnen.  In der Regel ist
    das Risiko h�her, dass erdachte Dialoge wegen Kompliziertheit
    unnat�rlich wirken, als wegen �bertriebener Einfachheit.

    Versetze Dich in die Lage der Sprecher. W�rdest Du wirklich in so
    einer Situation diese S�tze sagen?

 �  Manchmal f�llt Dir eine Floskel auf, die Du wieder und wieder
    gebraucht hast.  Wenn es sich um eine Standard-Redewendung handelt
    (z.B. "sagte er"), st�rt das nicht unbedingt.  Es k�nnte auch ein
    Stilmittel sein und absichtlich verwendet werden.  Wenn Dich die
    Wiederholungen beim Lesen aber st�ren, solltest Du eingreifen.

    Den ganzen Absatz umzuformulieren ist manchmal besser als
    krampfhaft nach immer neuen Synonymen f�r dasselbe Ding zu suchen.

 �  Pr�fe, ob Du Deinen Text fl�ssig durchlesen kannst.  Wenn irgendwo
    nicht, wird der Leser vermutlich an derselben Stelle ins Stocken
    kommen.  �berlege, ob Du das *willst*.  Es k�nnte einen Effekt
    erzielen; ansonsten st�rt es, und Du solltest die Stelle besser
    umschreiben.

 �  Laut lesen hilft.  Was nicht fl�ssig laut gelesen werden kann, wird
    andere Leser auch bei leisem Lesen durcheinander bringen.

 �  Vorsicht vor extrem langen Satzperioden und entlegenem Wortschatz.
    Sowas kann entstehen, w�hrend man einen Text ohne gross zu denken
    "herunterklappert".  Aber lange S�tze und unvertraute W�rter sind
    beim Lesen schwer zu verarbeiten.  Du l�ufst in Gefahr, dass man
    Deinen Text nicht zu Ende liest, weil er zu anstrengend ist.

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 4.  Den Text strukturieren

 Du solltest Deine Texte in Abs�tze zerlegen, sonst verschreckst Du
 viele Leser.  Vergleiche, wie Kurzgeschichten in der Tageszeitung
 strukturiert sind, oder in Deinem Lieblingsbuch, und ahme das dann
 nach.

 Heutzutage haben Prosatexte meist sehr kurze Abs�tze.  Faustregel:

 �  Nur 3-6 S�tze in einen Absatz packen.  Neue Gedankeng�nge fangen in
    aller Regel auch neue Abs�tze an.

 �  Bei Dialogen: n�chster Redner -> n�chster Absatz.

 Es mag u.U. F�lle geben, wo Du diese Regeln durchbrechen willst, um
 einen speziellen Effekt zu erzielen.

 In Newsartikeln sehen Abs�tze optisch oft am besten aus, wenn sie
 durch Leerzeilen getrennt sind.  Das ist klarer als eine kleine
 Einr�ckung am Absatzanfang.

 In l�ngeren Dialogen dagegen werden Dich die vielen Leerzeilen
 vielleicht st�ren.  Dann ist es in Ordnung, dort f�r jeden neuen
 Redner einfach nur eine ne� Zeile anzufangen.  Achte in diesen
 Bereichen dann aber ganz besonders sorgf�ltig darauf, dass jede Zeile
 nur maximal 75 Zeichen enth�lt.  Wegen den fehlenden Leerzeilen lassen
 sich solche Bereiche n�mlich nicht mehr automatisch umformatieren.

 Falls Du eine _lange_ Geschichte schreibst (schon ab 400 Zeilen), dann
 ziehe auch eine Zerlegung in Abschnitte (Kapitel) in Betracht.

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 5.  Andere nachahmen

 Vielleicht liest Du schon seit Jahren immer die neueste Fantasy-
 Literatur.  Oder Du bist ein Fan von Bukowski.  Dann spricht nichts
 dagegen, wenn Du die Autoren Deines Lieblingsgenres nachzuahmen
 versuchst.  �bung bringt das allemal.  Wir sind hier Freizeitautoren,
 und niemand zwingt uns, immer neuartig sein zu m�ssen.

 Wenn Du ein solches Projekt aufgreifst, solltest Du dann aber auch
 versuchen, die "Mechanismen" des jeweiligen Stils zu entdecken.

 �  Wie geht mein Vorbild-Autor vor, wenn er die und die Stimmung
    aufbauen will?

 �  Und wenn das bei mir noch nicht ganz hinkommt, worin unterscheidet
    sich dann mein Text von seinem Text?

 Und so weiter.  Vermutlich ist die Nacharbeit der richtige Zeitpunkt,
 �ber solche Fragen nachzudenken; bei der Erstversion ist es dagegen
 wohl wichtiger, ohne viel nachzudenken loszuschreiben, damit es
 nat�rlich wird.

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 6.  Kreative Experimente wagen

 Niemand zwingt Dich, so zu schreiben wie alle schreiben.  Wenn Du mal
 etwas Ungew�hnliches, Neues ausprobieren m�chtest, ist das Dein gutes
 Recht.  Die besten Ideen sind schon entstanden, weil sich Leute
 getraut haben, aus dem Schema F auszubrechen.

 Aber bedenke, dass Experimente immer schwieriger zu lesen sind als die
 eingef�hrten Textformen.  Du k�nntest also f�r Deinen Text wenig Leser
 finden.  Es k�nnte auch sein, dass Du potentielle Leser wegen
 Eigenheiten ver�rgerst, die sie als Marotten empfinden.

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 7.  Literatur lesen

 Wenn Du nicht sowieso schon eine Menge B�cher oder Texte liest,
 solltest Du damit jetzt anfangen.  Um gut kochen zu k�nnen, muss man
 einen guten Geschmack beim Essen entwickeln; und ohne immer wieder
 gutes Essen zu probieren, kann man folglich nicht gut kochen lernen.
 Mit dem Schreiben ist es genauso.

 Vielleicht versuchst Du bei dieser Gelegenheit gleich mit, Deinen
 Horizont ein bisschen zu erweitern, indem Du auch Genres liest, die
 bisher noch nicht ganz Dein Geschmack sind.  So lernst Du mehr
 M�glichkeiten kennen, Sachen auszudr�cken.  Das Schreiben wird dadurch
 auf Dauer leichter.

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 8.  Gedichte schreiben

 Gedichte sind eine sehr intime, pers�nliche Literaturform: was den
 einen vielleicht n�chtelang nicht schlafen l�sst, bringt den anderen
 wom�glich nur zum Schulterzucken.  Oft kann man solche
 unterschiedlichen Reaktionen logisch nicht begr�nden.

 Wenn Du Gedichte schreibst, solltest Du daher damit rechnen,

 �  dass die Meinungen hierzu weit auseinander gehen k�nnen,

 �  dass Du vielleicht nur unscharfe R�ckmeldungen kriegst

 �  und dass die Quote abf�lliger Bemerkungen unter Umst�nden sehr hoch
    sein kann.

 Wenn viele Gedichte auf einmal gelesen werden, dann kommen oft alle
 nicht recht zur Geltung.  Deswegen solltest Du Deine Gedichte
 m�glichst _einzeln_ ver�ffentlichen, mit einigen Tagen Abstand
 dazwischen.  Wenn Du n�mlich ein Dutzend Gedichte am St�ck
 ver�ffentlichst, denken die Leser wom�glich ab dem dritten Gedicht:
 ``Ach _noch_ eins in derselben Masche'', und der Rest wird ungelesen
 �berbl�ttert.

 Ein paar konkretere Tips:

 �  Gereimte Gedichte wirken zwar klassisch, aber sie sind nicht leicht
    zu schreiben.  Es ist schwierig, genau im Versmass zu bleiben und
    trotzdem halbwegs nat�rliche S�tze zu bilden.  Die Reimpaare d�rfen
    nicht allzu abgegriffen sein; und das Risiko, dass es sich am
    Schluss anh�rt wie Knittelverse, ist hoch.

 �  Auch wenn Du ungereimte, moderne Gedichte schreibst, solltest Du
    auf den Rhythmus achten.  Damit ist dann nicht ein starres Versmass
    gemeint.  Es bedeutet nur einen m�glichst harmonischen Wechsel von
    betonten und unbetonten Silben: z.B.

      Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.

 �  �bergangslose Br�che im Rhythmus sind i.A. zu vermeiden, wenn sie
    nicht gerade ein bewusstes Stilmittel sind.  In der Regel st�ren
    sie den Erz�hlfluss; der Leser muss zur�cklesen, und das kann die
    m�hsam erzeugte Stimmung verderben.

 �  Sei auf der Hut vor Klischee-haften, abgegriffenen Formulierungen.
    Gedichte benutzen oft ganz im Gegenteil v�llig neue Metaphern oder
    Wortverbindungen, um im Kopf des Lesers bestimmte Stimmungen zu
    erzeugen:

      ich warf dir mein

      Atemseil zu ein paar Worte waren

      hineingeknotet daran zog ich mich hinauf

      (Manuel R�pke)

 �  Gute Gedichte k�nnen besonders in emotionalen Extremsituationen
    entstehen.  Wenn Du also gerade (un)gl�cklich verliebt bist, setz
    Dich hin und schreib dar�ber.  Dann legst Du den Text am besten f�r
    ein, zwei Monate in die Schublade.  Wenn er Dir danach immer noch
    gef�llt, dann k�nnte sich eine n�here Besch�ftigung damit lohnen.

    Diese "Ruhepause" ist wichtig.  Denn wenn Du von Gef�hlen sehr
    aufgew�hlt bist, hast Du vielleicht nicht genug "klaren" Kopf, um
    Deinen Text wie ein Aussenstehender (ein Leser) betrachten zu
    k�nnen.

 �  Liebe und Tod sind immer die dankbarsten Themen f�r Gedichte:

      deinen Mund, diese traurige Schale mit Wermut,

      Zum Abschied und dann werde ich gehn, hinaus

      In die Nacht mit ihren wilden Orchestern, ihren

      Panzern aus Blei. In der Brust ein massloses Klopfen.

      (Uwe Lummitsch)

 �  Wichtig ist, dass Du dasjenige, was Du schreibst, ehrlich
    empfindest (dass es ``authentisch'' ist).  Denn sonst entsteht
    schnell hohler schw�lstiger Pathos.  Der Leser vergleicht dann den
    (simplen) realen Tatbestand mit der (emotional aufgebl�hten)
    Beschreibung des Gedichts und findet das unfreiwillig komisch.

 �  Ein ganz eigener Zugang zu Lyrik ist die freie Assoziation: dass Du
    also anscheinend zusammenhanglos mit Worten und Wortkombinationen
    jonglierst.  Pl�tzlich kann dann daraus Sinn entstehen, der die
    Gedanken in eine v�llig unerwartete Richtung lenkt.  Worte k�nnen
    sozusagen als Kl�nge oder T�ne eingesetzt werden, sodass die
    Gedichte regelrecht ``komponiert'' sind.  Experimentieren lohnt
    sich.

 �  Keine falsche Scheu vor sprachlichen Extremen - Lyrik soll den
    Leser emotional packen:

      M�nder stammeln

      bitteunddanke

      mit lippen aus denen

      das blut nur so spritzt

      wenn man draufschl�gt

      (Undine Materni)

 Gedichte zu schreiben ist schwierig; es ist schwer, zu diesem Thema
 konkrete Tips zu geben.  Lass Dich im Zweifel von Deinem �sthetischen
 Empfinden leiten.  Das Vorstehende war also ``noch'' unverbindlicher
 gemeint als die sonstigen Kapitel.

 Die Ideen dieses Abschnittes beruhen haupts�chlich auf Gedanken von
 _Torsten Schneider_
  tschnei++imn.htwk-leipzig.de danke Torsten!

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 9.  Abschliessende Tips

 Du schreibst bestimmt Deine Geschichten und Gedichte, auch um Deinen
 Lesern damit eine Freude zu machen.  Aber bitte verliere nicht den
 umgekehrten Aspekt aus den Augen: Wenn sich Deine Leser Deine Texte
 sorgf�ltig durchlesen und dazu fundierte R�ckmeldungen suchen, dann
 tun sie das vor allem, um _Dir_ damit eine Freude zu machen.  Oder
 zumindest, um Dir weiterzuhelfen.  Bezahlt werden sie n�mlich nicht
 daf�r.

 Und jetzt stell Dir vor, dass solche Leser dann pl�tzlich im
 Nachhinein zu h�ren bekommen, dass Du Deinen Text halt nur mal eben
 schnell zusammengeklappert h�ttest.  Und Du h�ttest ihn in die Gruppe
 gesetzt, bloss um mal eben zu h�ren, was andere dazu sagen w�rden.  Du
 kannst sicherlich nachvollziehen, dass Dein Publikum dann nicht sehr
 begeistert reagieren wird: Man wird sich nicht ernst genommen f�hlen.
 Im schlimmsten Fall sperren Dich die Leser in ihre Killdatei.

 Nimm also bitte Dein Publikum ernst.  Zwar verlangt kein Mensch von
 Dir, dass Du als Meister vom Himmel f�llst oder dass Du hier nur
 makellose Profitexte ver�ffentlichen darfst.  Wenn Du vor einem
 Problem stehst, was Du nicht l�sen kannst, bist Du herzlich
 willkommen, in der Gruppe zu fragen.

 Aber Du solltest Dir bei Deinen Schreibversuchen M�he geben.  Bevor Du
 die Gruppe um Hinweise bittest, solltest Du Deine Texte vorher selber
 auf Schwachstellen durchgesehen haben.  Und Du solltest wenigstens
 versucht haben, alle Probleme auszub�geln, auf die Du selber gestossen
 bist.  Sonst wirft man Dir vor, dass Du anderen Leuten Arbeit
 aufb�rdest, ohne dass Du Deine eigenen Hausaufgaben machst.

 Die Lyrik mal ausgeklammert, werden in dieser Gruppe am h�ufigsten
 _Kurz_geschichten abgegeben.  Wenn Du dagegen einen Mehrteiler
 schreibst, solltest Du am Anfang darauf hinweisen.  Ein Roman oder
 eine Novelle hat n�mlich einen ganz anderen Aufbau als eine
 Kurzgeschichte.  Wenn man als Leser einen Artikel sieht, ohne zu
 wissen, dass es ein Anfang sein soll, der eine Fortsetzung hat, dann
 beginnt man schnell, ihn als Kurzgeschichte aufzufassen, und dann wird
 man hoffnungslos verwirrt.  Man fragt sich zum Beispiel, was der Text
 f�r eine Pointe haben soll, warum der Text so weitschweifig ist und so
 weiter.

 Rechne dann aber damit, dass manche Leser zun�chst alle Teile der
 Geschichte abwarten werden und erst am Schluss ihre R�ckmeldung geben.
 Vorher k�nnen sie n�mlich nicht entscheiden, ob der Text in sich
 geschlossen ist und ob er ein Gesamtkonzept hat.

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 10.  Viel Erfolg!

 So, jetzt k�nnen wir Dich am Schluss dieser Info/Tips nur noch
 herzlich einladen, Dich an die Arbeit zu machen.  Lass Dich von den
 vielen theoretischen Hinweisen nicht verschrecken!  Das Textemachen
 ist n�mlich eine sehr praktische T�tigkeit, und am meisten lernt man
 dabei, indem man halt immer wieder was schreibt.
 Wenn Du einen Text fertig hast, bist Du herzlich eingeladen, ihn in
 unserer Gruppe vorzustellen.  Keine falsche Scheu: Perfekte Profis
 sind wir anderen n�mlich alle auch nicht.  :-)

 Bis dahin viel Erfolg, und viel Freude beim Textebasteln!

[ Hier schlie�t Teil II des Dokuments an: Umgang mit Kritik ]

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Copyright und �hnliche Vermerke

Diese Tips und Anregungen sind Copyright (C) 1997, 1999 Peter G. Bouillon.
Wer sie in elektronische Archive �bernehmen m�chte: das geht in Ordnung,
aber lasst dann den Copyright-Vermerk intakt und ver�ndert sie nicht.
Alle Tips und Anregungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammen-
gestellt.  Irgendeine Garantie wird jedoch nicht �bernommen.  Wenn Du
also Vorschl�ge aus diesem Dokument anwendest und Deine Mikrowelle geht
davon kaputt, werden Autoren und Herausgeber jede Forderung nach Schadens-
ersatz strikt ablehnen.