Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- ■ Vorschlag: Zwischen Buddha und Cowboy: David Medalla in der d…
Können Sie sticken? Dann greifen Sie zur Nadel, und sticken Sie doch etwas
in den goldenen Stoff, den Stipendiat David Medalla, geboren 1942 in
Manila, quer durch einen Raum der daadgalerie gespannt hat: „Bilder, Namen,
Botschaften, was Sie möchten“. Manche mochten: Man liest „Universelle
Harmonie“, „Thanks David“, „Volkstrinken“, sieht die Umrisse eines Ma…
mit „Ständer“. Außerdem: Zigarette, Streichholz – von Fäden eingesponn…
So unterschiedlich die Reaktionen, so breit ist die ästhetische Klaviatur,
auf der das einstige philippinische Wunderkind, das schon mit zwölf Jahren
an der New Yorker Columbia-Universität studierte, zu spielen vermag. Auch
der kulturelle Horizont des von den wilden Sechzigern geprägten
Multimedia-Künstlers ist weit gespannt: zwischen Buddha und Cowboy (wie es
ein Fotocopy-Porträt von ihm nahelegt).
„Exploding galaxies“ nennt sich eine Monographie über Medalla, der auf den
Spuren von Rimbaud als globaler Wanderer Kunst und Leben unter einen Hut
bringen will. Er begann mit biokinetischen Skulpturen, instabilen und armen
Materialien, in der Spannung zwischen monumental und ephemer. Seine jüngste
Neonskulptur „Parable of Friendship: Nightblooming Flower“ führt diese
Werklinie fort. Jahrelang hat Medalla Aktionen mit Publikum veranstaltet,
und bis heute tritt er als Perfomance-Künstler auf. Eine Facette dieser
Aktionen sind seine Impromptus, spontane, kurze Eingriffe des Künstlers in
die Alltagsrealität, fotografisch konserviert.
Seit 1991 arbeitet Medalla mit dem Australier Adam Nankervis zusammen. Auf
Fotos posieren beide für die Aktion „The Secret History of the Mondrian Fan
Club“; Medalla ist Präsident des Clubs, Nankervis ständiger Sekretär. Ein
Foto aus New York zeigt die beiden vor einem in den Himmel geschriebenen
„M“; in Cornwall bzw. Honolulu formen sie Buchstaben aus wildem Leder oder
Hibiskus. Warum Mondrian? Wohl weil er Utopist war, das Leben erneuern und
mit Malerei den Weg zur wahren Harmonie weisen wollte.
In Berlin sind Fotos von Aktionen, Installationen oder zwischen Märchen und
Agitprop gratwandernde Gemälde entstanden. Sie beziehen sich auf soziale
Probleme vor Ort („für ein solidarisches Kreuzberg...“) oder die Berliner
Luftbrücke als historisch-reales „Happening in harmony“. Medalla, der
„transzendentale Hedonist par excellence“, mixt mit Witz und Ironie
Neodada, Fluxus und Konzeptualismus, Flowerpower und Schwulenästhetik,
unter dem Motto: love, peace and happiness. Das wirkt sympathisch, nie
pathetisch, eher ein wenig beliebig und verströmt den diskreten Charme der
Nostalgie. Michael Nungesser
Bis 5.7., täglich 12.30–19 Uhr, Daadgalerie, Kurfürstenstr. 58
15 Jun 1998
## AUTOREN
Michael Nungesser
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.