| # taz.de -- Sahra Wagenknecht über die NRW-Wahl: „Unser Angebot steht ja“ | |
| > Die Ko-Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag sieht auch Gutes im | |
| > Wahlergebnis. Bundespolitisch gebe es der Partei Rückenwind. | |
| Bild: Immerhin hat ihre Partei in NRW rund 200.000 Stimmen dazugewonnen: Özlem… | |
| taz: Frau Wagenknecht, die Linke konnte ihr Wahlergebnis in | |
| Nordrhein-Westfalen verdoppeln, scheiterte aber knapp an der | |
| 5-Prozent-Hürde. Was ist Ihnen lieber: Glückwunsch oder Beileid? | |
| Sahra Wagenknecht: Weder noch. Das ist einerseits ein gutes Ergebnis, weil | |
| wir über 200.000 Stimmen dazugewonnen haben. Andererseits, wenn der Einzug | |
| in den Landtag dann an 8.561 Stimmen scheitert, ist das natürlich bitter. | |
| Was bedeutet das? | |
| Bundespolitisch gibt uns das Wahlergebnis Rückenwind. Wir gehören zu den | |
| Parteien, die ihr Ergebnis deutlich steigern konnten und haben damit | |
| bewiesen, dass wir mit unseren Themen Stimmen hinzugewinnen können. Aber | |
| für NRW und für den Landesverband ist es kein gutes Ergebnis, weil uns die | |
| parlamentarische Verankerung weitere 5 Jahre fehlen wird. Und das ist eine | |
| wichtige Voraussetzung, um sich landespolitisch zu profilieren. | |
| Hat Ihnen Hannelore Krafts Ansage, Sie seien nicht regierungsfähig, eher | |
| genützt oder geschadet? | |
| Das hat vor allem Frau Kraft geschadet, denn sie hat den WählerInnen der | |
| SPD deutlich signalisiert, dass sie ihre bemerkenswerte Ignoranz gegenüber | |
| Bildungsmisere, Armut und Langzeitarbeitslosigkeit auch in Zukunft nicht | |
| verändern will. Denn die Absage an uns war ja gleichbedeutend mit der | |
| Ansage, sie möchte mit CDU oder FDP koalieren. Und ich denke schon, dass | |
| sich in diesem Moment der eine oder andere endgültig überlegt hat, Frau | |
| Kraft definitiv nicht noch einmal seine Stimme zu geben. | |
| Die meisten enttäuschten SPD-WählerInnen sind zu den Christdemokraten und | |
| der FDP gewandert. Die Linke profitierte relativ wenig von der | |
| Unzufriedenheit. Woran hat das gelegen? | |
| Da haben andere Themen eine Rolle gespielt, die innere Sicherheit | |
| beispielsweise. Eine Rolle spielte vermutlich auch, dass viele Leute | |
| schlicht diese Regierung abwählen wollten. | |
| Es gab eine deutliche Rechtsverschiebung, haben die Leute einfach keine | |
| Lust auf Linke? | |
| Da die Linke gerade ihr Wahlergebnis verdoppelt hat, finde ich diese | |
| Schlussfolgerung abwegig. | |
| Das ist die dritte Landtagswahl in Folge, bei der SPD, Grüne und Linke in | |
| verschiedenen Konstellationen keine Mehrheit bekamen. Ist Rot-Rot-Grün im | |
| Bund gestorben? | |
| Wir wünschen uns eine Bundesregierung, die den Sozialstaat wiederherstellt | |
| und auf Frieden und Abrüstung setzt. Die Frage ist, ob SPD und Grüne das | |
| ebenfalls wollen. Herr Schulz ist zwar mit der Ansage gestartet, die | |
| Politik der Agenda 2010 zu hinterfragen und für soziale Gerechtigkeit | |
| einzutreten. Das hat einen unglaublichen Hype entfacht. Dann stellten die | |
| Menschen ernüchtert fest, dass Schulz nicht liefert. Also: Nicht die | |
| verlorenen Landtagswahlen haben den Schulz-Hype beendet, sondern die | |
| Enttäuschung darüber, dass bei der SPD doch alles weitergeht wie zuvor. | |
| Wenn die SPD so weitermacht, wird es auch rechnerisch keine Mehrheit für | |
| Rot-Rot-Grün geben. Viel wichtiger ist aber: Es gibt keine inhaltliche | |
| Übereinstimmung, Agenda-Politik kann die SPD tatsächlich am besten mit der | |
| CDU machen. | |
| Parteichef Bernd Riexinger meinte vergangene Woche, die Linke werde den | |
| Sozialdemokraten weiter Angebote machen. Sehen Sie das genauso? | |
| Unser Angebot steht ja: Wir wollen eine grundlegend andere, sozialere | |
| Politik. Als Mehrheitsbeschafferin eines SPD-Kanzlers für ein politisches | |
| „Weiter so!“ mit prekären Jobs, Armutsrenten und Hartz IV stehen wir | |
| allerdings nicht zur Verfügung. | |
| 16 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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