| # taz.de -- Plan für kommunale Wärmeplanung: Bedenken beim Datenschutz | |
| > Das Bauministerium bereitet ein Gesetz zur Wärmeplanung vor: Die Länder | |
| > sollen Pläne zur Wärmewende liefern. Die FDP bemängelt „Datensammelwut�… | |
| Bild: Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Bau und Wohnen | |
| Berlin taz Eine Nummer kleiner ging es für die Bild-Zeitung nicht. „Habeck | |
| plant den nächsten Heiz-Hammer“ titelte das Boulevardblatt in seiner | |
| Mittwochsausgabe. Im Bericht geht es nicht um die [1][Reform des | |
| Gebäudeenergiegesetzes,] über das die Ampelregierung seit Wochen erbittert | |
| streitet, sondern um einen Gesetzentwurf für [2][die kommunale | |
| Wärmeplanung]. Die Bild wittert dort schon den nächsten Skandal: Eine „Art | |
| Heiz-Polizei“. | |
| Der Referentenentwurf, der auch der taz vorliegt, ist derzeit noch in der | |
| Ressortabstimmung. Die Federführung lag, anders als es die Bild suggeriert, | |
| aber nicht in Habecks Wirtschaftsministerium, sondern im SPD-geführten | |
| Bauministerium. Die Bauministerin Klara Geywitz reagierte auch prompt auf | |
| Twitter: Ihr Ministerium arbeite „mit Hochdruck (aber ohne Hammer) an den | |
| Grundlagen für eine kommunale Wärmeplanung. Das schafft Sicherheit für | |
| Hausbesitzer und Kommunen bei der Modernisierung der Heizungssysteme.“ | |
| Der Gesetzentwurf beinhaltet im Kern folgendes: Die Bundesländer sollen | |
| dazu verpflichtet werden, Wärmepläne zu erstellen, um bis zum Jahr 2045 | |
| eine klimaneutrale Wärmeversorgung sicherzustellen. Konkret heißt das: | |
| Großstädte (mehr als 100.000 Einwohner) sollen diese Wärmepläne bis Ende | |
| 2026 fertig haben, kleinere Gebiete (mehr als 10.000 Einwohner) bis Ende | |
| 2028. Zahlreiche Kommunen tun das jetzt schon. Mit dem Gesetz solle zudem | |
| das Ziel verankert werden, „bis zum Jahr 2030 die Hälfte der | |
| leitungsgebundenen Wärme klimaneutral zu erzeugen“. | |
| Die Bundesländer können diese Aufgabe auch an die Kommunen übertragen. | |
| Diese sollen Angaben machen, wie in konkreten Gebäuden oder Unternehmen | |
| geheizt und wie viel Energie verbraucht wird. Dafür sollen Daten ermittelt | |
| werden. Etwa „gebäudescharfe jährliche Endenergieverbräuche | |
| leitungsgebundener Energieträger der letzten drei Jahre in Kilowattstunden | |
| pro Jahr“. Oder auch: Informationen zu einzelnen Gebäuden und Wärmenetzen. | |
| Das Bauministerium stellt jedoch klar: „Die Daten werden hierbei entgegen | |
| der Darstellung bei Bild nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern erhoben, | |
| sondern bei den Betreibern der Energieinfrastrukturen, denen diese Daten | |
| ohnehin vorliegen.“ | |
| Dennoch scheinen sich innerhalb der Ampelregierung erste Konflikte | |
| abzuzeichnen. Das Medienhaus Table Media schrieb etwa, dass die FDP die | |
| Ressortabstimmung im Kabinett blockiere. Die Liberalen hätten vor allem | |
| Vorbehalte gegen eine Umsetzungspflicht und wollten keine zusätzlichen | |
| Fördermittel vom Bund zur Verfügung stellen. Das Finanzministerium möchte | |
| sich auf taz-Nachfrage nicht „zu regierungsinternen Abstimmungen“ äußern. | |
| Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, sagte der | |
| taz: „Es ist klug, erst eine kommunale Wärmeplanung zu machen und dann ein | |
| Gebäudeenergiegesetz darauf aufzubauen.“ Diesen Fehler solle „die Ampel im | |
| parlamentarischen Verfahren heilen“. Doch auch er kritisierte scharf: „Die | |
| Datensammelwut des Staates bis ins kleinste Detail ist für die | |
| Energieversorgung der Zukunft nicht erforderlich, wir werden sie deshalb | |
| nicht mitmachen.“ | |
| Karoline Otte von der Grünen-Fraktion kann die Aufregung nicht verstehen. | |
| „Die kommunale Wärmeplanung ist ein zentrales Vorhaben für die Wärmewende, | |
| das sehen FDP und Union eigentlich auch so“, sagte sie der taz. „Es geht | |
| darum, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Heizungsarten und | |
| Wärmequellen genutzt werden, nicht darum, wer genau welche Heizung im | |
| Keller stehen hat.“ Wenn die Verbändeanhörung starte, könne man | |
| „Datenschutzbedenken nochmal genauer diskutieren“. | |
| 24 May 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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