| # taz.de -- Parlamentswahl in Sri Lanka: Keine Stärkung der Reformkräfte | |
| > Die Regierungspartei gewinnt die Wahl. Doch sie braucht einen Partner. | |
| > Expräsident Rajapaksa lehnte ein Angebot zur Kooperation schon zuvor ab. | |
| Bild: Mitglieder der United National Party freuen sich über den Wahlsieg. Doch… | |
| NEU-DELHI taz | Die Auszählung der Parlamentswahl in Sri Lanka hat sich als | |
| echter Wahlkrimi erwiesen. Hatte der ehemalige Präsident Mahinda Rajapaksa | |
| noch in der Nacht zum Montag seine Niederlage eingestanden, zog er dies im | |
| Laufe des gestrigen Tages wieder zurück. Da seine Parteienallianz bei der | |
| nächtlichen Auszählung Boden gutmachen konnte, keimte sogar Hoffnung auf, | |
| dass sich im Laufe des Dienstags das Blatt noch einmal wenden würde. | |
| Nachrichtenagenturen und Medien überboten sich mit widersprüchlichen | |
| Überschriften. Doch der Comebackversuch des ungeliebten Hardliners und | |
| Generals Mahinda Rajapaksa scheiterte letztlich doch. | |
| Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters lag die United National Party | |
| (UNP) des amtierenden Premierministers Ranil Wickremsinghe mit 45,7 Prozent | |
| der Stimmen knapp vor Rajapaksas United People’s Freedom Alliance (UPFA), | |
| die 42,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Nach Auszählung von | |
| 196 Sitzen führte die UNP mit 93 vor der UPFA mit 83. Die restlichen 29 | |
| Sitze des 225 Sitze zählenden Parlaments werden zu einem späteren Zeitpunkt | |
| nach einem Verhältnissystem vergeben. | |
| Um eine regierungsfähige Mehrheit zu erreichen, muss eins der | |
| Parteienbündnisse mindestens 113 der 225 Sitze gewinnen, was schon rein | |
| rechnerisch nicht mehr möglich ist. Die UNP gab am Nachmittag bekannt, sie | |
| erwarte 107 Sitze. Premierminister Wickremsinghe genügte das, um den Sieg | |
| für seine Allianz zu reklamieren. Er dankte „allen Parteien und Individuen, | |
| die im Wahlkampfs unermüdlich gearbeitet haben, um einen Sieg des Volkes | |
| sicherzustellen“. | |
| Wie auch immer das Ergebnis im Detail ausfallen wird, auf Sri Lanka kommen | |
| schwere Zeiten zu. Denn allem Anschein nach wird es im neuen Parlament | |
| keine klare Mehrheit geben. Damit hat sich die Hoffnung von Präsident | |
| Maithripala Sirisena auf eine Stärkung des Reformmandats für seinen | |
| Verbündeten Wickremsinghe nicht erfüllt. | |
| Sirisena hatte im Januar überraschend die Präsidentschaftswahlen gegen den | |
| erneut kandidierenden Amtsinhaber Rajapaksa gewonnen, was in politischen | |
| Kreisen als Signal des Wandels verstanden wurde. | |
| Premierminister Wickremsinghes Minderheitsregierung jedoch fehlte die | |
| Durchschlagkraft, um eine Aufarbeitung der schmerzhaften Vergangenheit | |
| gegen die alte Garde um Rajapaksa umzusetzen, weshalb Sirisena Neuwahlen | |
| ausrief. Doch nach mehr als 25 Jahren Bürgerkrieg erweisen sich die | |
| ethnischen und politischen Gräben auf Sri Lanka als schwer zu überbrücken. | |
| ## Keine gravierenden Zwischenfälle | |
| Der singhalesische Nationalist Rajapaksa dürfte vor allem in seiner eigenen | |
| ethnischen Mehrheit gepunktet haben. Positiv ist aber festzuhalten, dass | |
| die Wahlen weitgehend friedlich verliefen, was keine Selbstverständlichkeit | |
| auf Sri Lanka ist. | |
| Rajapaksa, dem es gelungen war, die aufständischen Tamil Tigers militärisch | |
| zu besiegen und damit den Bürgerkrieg zu beenden, hatte sich in den letzten | |
| Jahren seiner Amtszeit als zunehmend autoritärer Präsident erwiesen, unter | |
| dem die tamilische Minderheit, aber auch Zivilgesellschaft und Journalisten | |
| über Menschenrechtsverletzungen klagten. | |
| Nun bleibt Rajapaksa zwar ein politisches Comeback verwehrt, doch ein | |
| klares Mandat für den Wandel sieht auch anders aus. Vielleicht sollte der | |
| Expräsident noch einmal über das Angebot nachdenken, das Wickremsinghe | |
| seinem Rivalen vor der Wahl gemacht hat: die Bildung einer Regierung der | |
| nationalen Einheit. | |
| Nach Angaben der Wahlkommission ist der Urnengang am Montag tatsächlich | |
| ohne gravierende Zwischenfälle verlaufen. Die Wahlbeteiligung lag nach | |
| amtlicher Schätzung bei rund 70 Prozent. | |
| Die Polizei erklärte, dass bei Unregelmäßigkeiten 25 Personen landesweit | |
| festgenommen worden seien. | |
| 18 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Britta Petersen | |
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