| # taz.de -- EU startet neuen Marineeinsatz: Grünes Licht im Roten Meer | |
| > Die EU-Marineoperation „Eunavfor Aspides“ soll Angriffe von Jemens | |
| > Huthi-Rebellen abwehren. Deutschland will bis zu 700 Soldaten entsenden. | |
| Bild: Die deutsche Fregatte „Hessen“ ist bereits Richtung Rotes Meer unterw… | |
| Berlin taz | Die Europäische Union steigt in die Sicherung der | |
| Handelsschifffahrt im Roten Meer ein. Am Montag beschlossen die | |
| EU-Außenminister in Brüssel den Start der [1][Marinemission „Eunavfor | |
| Aspides“], eine „Operation der maritimen Sicherheit zur Wahrung der | |
| Freiheit der Schifffahrt im Zusammenhang mit der Krise im Roten Meer“, wie | |
| es im jetzt gebilligten [2][EU-Ratsbeschluss] heißt. | |
| Hintergrund sind Angriffe der in Jemens Hauptstadt Sanaa herrschenden, von | |
| Iran unterstützten Huthi-Rebellen auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer, | |
| durch das ein Achtel des Welthandels läuft. Aus Solidarität mit den | |
| Palästinensern in Gaza haben die Huthis alle Schiffe von Unterstützern | |
| Israels seit Beginn des Bodenkrieges zu legitimen Angriffszielen erklärt | |
| und immer wieder mit Drohnen oder Raketen beschossen. | |
| Erst am Montag wurden erneut zwei Angriffe gemeldet – auf den US-Frachter | |
| „Sea Champion“, der Getreide aus Argentinien zum jemenitischen Hafen Aden | |
| bringen sollte, wo Jemens international anerkannte Regierung sitzt; und auf | |
| das unter der Flagge von Belize fahrende Schiff „Rubymar“, das auf dem Weg | |
| von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Bulgarien war. Wegen der | |
| gestiegenen Gefahr nehmen immer mehr Frachtschiffe auf dem Weg zwischen | |
| Asien und Europa die viel längere und teurere Route rund um Afrika statt | |
| durch das Rote Meer | |
| Gegen die Angriffe sind die USA und Großbritannien mehrfach mit | |
| Luftschlägen auf Huthi-Stellungen in Jemen vorgegangen. Am 18. Dezember | |
| 2023 gründeten die USA zum Schutz der Schifffahrt die [3][Marineoperation | |
| „Prosperity Guardian“], an der rund 20 Länder teilnehmen, darunter die | |
| EU-Mitglieder Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien und die | |
| Niederlande. | |
| ## Die Fregatte „Hessen“ ist schon unterwegs | |
| Nun kommt eine eigene EU-Marinemission hinzu, an der sich neben Frankreich, | |
| Griechenland und Italien auch Deutschland beteiligt. Griechenland stellt | |
| das operative Hauptquartier. Das operative Kommando auf See übernimmt | |
| Italien mit einem in Dschibuti basierten Kriegsschiff. | |
| Im Mittelpunkt des deutschen Beitrags steht die Fregatte „Hessen“. Sie | |
| brach vergangene Woche mit rund 240 Soldat:innen von Wilhelmshaven | |
| Richtung Mittelmeer auf. Fregattenkapitän Volker Kübsch bezeichnete den | |
| Einsatz als „erneuten Härtetest“ für Schiff und Besatzung. | |
| Die „Hessen“ ist mit Flugabwehrraketen und Waffensystemen ausgestattet, die | |
| Ziele in einer Entfernung von bis zu 160 Kilometern treffen können. Sie | |
| kann laut Bundesverteidigungsministerium einen Luftraum von der Größe der | |
| Nordsee überwachen und ist „in der Lage, Handelsschiffe vor | |
| Raketenangriffen und Attacken mit Drohnen zu schützen“, wie ein | |
| Marinesprecher der taz sagte. | |
| Vizeadmiral Jan Kaack sprach gegenüber dem Marine Forum von einem „scharfen | |
| Waffengang“, anders als bei allen bisherigen EU- und Nato-Marineeinsätzen | |
| mit deutscher Beteiligung. | |
| ## Großes Operationsgebiet | |
| Für die deutsche Teilnahme ist ein Mandat des Bundestags notwendig. Das | |
| Parlament will in namentlicher Abstimmung am Freitag darüber entscheiden. | |
| [4][Den Antrag dazu] beschloss das Bundeskabinett am vergangenen Freitag. | |
| Ungewöhnlich hoch ist darin die Obergrenze des Personals: Bis zu 700 | |
| Soldat:innen können entsendet werden. Das Mandat soll bis Ende Februar | |
| 2025 laufen. | |
| Ungewöhnlich groß ist auch das von der EU definierte Operationsgebiet. Es | |
| umfasst laut Ratsbeschluss nicht nur das Rote Meer und die Meerenge Bab | |
| el-Mandeb (Tor der Tränen) zwischen Jemen und Dschibuti, sondern auch die | |
| nicht von Huthi-Angriffen betroffenen internationalen Gewässer im Golf von | |
| Aden, im Arabischen Meer, in der Straße von Hormus und im Persischen Golf, | |
| also rund um die komplette Arabische Halbinsel bis vor die Küste Irans. | |
| Militärische Gewaltanwendung in der Straße von Hormus und im Persischen | |
| Golf ist allerdings ausgeschlossen, dort sind die erlaubten Aktivitäten auf | |
| Begleitung und Informationsgewinnung beschränkt. | |
| Es geht der EU also auch darum, Irans Aktivitäten zu See verstärkt zu | |
| überwachen. Bereits seit 2008 ist die EU mit der aktuell spanisch geführten | |
| [5][Marinemission „Eunavfor Atalanta“] an der Bekämpfung von Piraten aus | |
| Somalia in einigen derselben Gewässer beteiligt, seit 2020 gibt es im | |
| Persischen Golf auch die französisch geführte [6][Überwachungsmission | |
| Emasoh] (Europäische Mission zur Förderung maritimer Sicherheit in der | |
| Straße von Hormus). | |
| Die EU hatte im vergangenen Jahr den gesamten westlichen Bereich des | |
| Indischen Ozeans, in östlicher Richtung bis nach Indien und in südlicher | |
| Richtung bis nach Madagaskar, zu ihrer „Interessenzone“ erklärt. Laut | |
| Aspides-Beschluss besteht das „strategische Ziel“ der neuen Operation nun | |
| darin, „eine Marinepräsenz der Union und somit die Freiheit der Schifffahrt | |
| sicherzustellen“. | |
| 19 Feb 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2024/02/19/security… | |
| [2] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ%3AL_202400583 | |
| [3] https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Prosperity_Guardian | |
| [4] https://dserver.bundestag.de/btd/20/103/2010347.pdf | |
| [5] https://eunavfor.eu/ | |
| [6] https://www.emasoh-agenor.org/ | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| Tanja Tricarico | |
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