| # taz.de -- Arbeitskämpfe in Berlin: 51 Tage, 1 Tarifvertrag | |
| > Acht Wochen streikten die Beschäftigten der Vivantes-Tochter VSG, bis es | |
| > zu Tarifverhandlungen kam. Dabei will das Land ein gutes Beispiel sein. | |
| Bild: Streikende und ein Kunstwerk vor dem Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöne… | |
| Berlin taz | Nackt ist das Männlein der Skulptur „Menschen und Gepäck“ des | |
| seit 1969 in Berlin lebenden österreichischen Bildhauers Gerald Matzner an | |
| diesem Montagmorgen nicht. „Wir streiken“ steht auf der weißen | |
| Plastikweste, die ihm übergezogen wurde. | |
| Ungerührt schaut es mit weit ausgebreiteten Armen auf das Hauptgebäude des | |
| Auguste-Viktoria-Klinikums in Schöneberg, in seinem Rücken ein | |
| Pavillon-Zelt, ein paar Bänke. Männer und Frauen sitzen da, rauchen, reden, | |
| manche schauen etwas gelangweilt in die Gegend. Es ist der 48. Streiktag, | |
| an dem die MitarbeiterInnen der Vivantes Service Gesellschaft (VSG) ihren | |
| Stützpunkt vor einem Berliner Krankenhaus aufgebaut haben. | |
| In dieser achten Streikwoche sind täglich Aktionen vor einer anderen Klinik | |
| und der Vivantes-Zentrale geplant – außer am Dienstag, da ist | |
| Streikversammlung in der Verdi-Zentrale. Die gewerkschaftliche | |
| Tarifkommission hat Neuigkeiten zu berichten. Nach langem Schweigen hat | |
| sich die Geschäftsführung der VSG auf Druck ihrer Muttergesellschaft, des | |
| Vivantes-Konzerns, bereit erklärt, wieder Gespräche über einen Tarifvertrag | |
| aufzunehmen. Der längste Streik in der Vivantes-Geschichte wird damit | |
| immerhin nicht mehr ignoriert. | |
| ## Ein Drittel Gehaltseinbuße | |
| Die Angestellten der VSG arbeiten im Facility Management, in der Logistik | |
| und Patientenbegleitung oder der Sterilgutaufbereitung. Die VSG wurde 2011 | |
| als hundertprozentige Vivantes-Tochter gegründet. Für Beschäftigte, die | |
| dorthin ausgelagert wurden, die sogenannten Gestellten, gilt weiterhin der | |
| Manteltarifvertrag des Mutterunternehmens. | |
| Doch neu Eingestellte werden zu deutlich schlechteren Bedingungen | |
| beschäftigt. So verrichten gut dreihundert der rund neunhundert | |
| VSG-Angestellten dieselben Arbeiten wie ihre gestellten KollegInnen – aber | |
| für deutlich weniger Lohn. Kalle Kunkel, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, | |
| spricht von bis zu einem Drittel Gehaltseinbußen, die den Altbeschäftigten | |
| nur wegen starker Proteste während des Outsourcingprozesses erspart | |
| blieben. | |
| ## „Ein Haus, ein Tarifvertrag“ | |
| Holger Steinmetz gehört zu den neu Eingestellten. Er hat erst 2011 in der | |
| Sterilgutaufbereitung bei der VSG angefangen – ohne den Schutz des | |
| Tarifvertrages. Deshalb streikt er: „Ein Haus, ein Tarifvertrag. So einfach | |
| ist das.“ So einfach will es der Konzern aber nicht haben. | |
| Neben der VSG führt Vivantes noch ein Dutzend weiterer | |
| Tochtergesellschaften in seinen Bilanzen. Besonders jene, die für | |
| Dienstleistungen wie Essensversorgung oder Reinigung eingesetzt werden, | |
| waren nach schweren Finanzproblemen des Unternehmens, die 2004 beinahe in | |
| die Insolvenz führten, zur Kostenersparnis gegründet worden. | |
| Der seinerzeit zuständige Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hatte damals | |
| erklärt, dass er von den Beschäftigten des Krankenhauskonzerns „einen | |
| Beitrag zur Behebung der finanziellen Schieflage des Unternehmens“ erwarte. | |
| Am Dienstag, dem 49. Streiktag, sammeln sich die Streikenden im Innenhof | |
| der Verdi-Zentrale an der Köpenicker Straße. Die Räume im Haus tragen die | |
| Namen von Opern des italienischen Komponisten Guiseppe Verdi: Nabucco, | |
| Othello. Die Streikversammlung findet im Raum Aida statt. | |
| ## Kein Triumphmarsch | |
| Der Triumphmarsch ist heute allerdings nicht im Programm, die Atmosphäre | |
| ist angespannt. Die VSG-Geschäftsführung hat zwar angekündigt, verhandeln | |
| zu wollen, aber noch kein Angebot vorgelegt. | |
| Die gewerkschaftliche Tarifkommission hat die schwierige Aufgabe, den | |
| Streikenden einerseits eine positive Entwicklung zu verdeutlichen, | |
| andererseits aber auch keine zu großen Erwartungen zu wecken. | |
| „Hoffentlich haben sie’s verstanden“, sagt Meike Jäger mit Blick auf die | |
| VSG und den ganzen Vivantes-Konzern. Jäger, die zuständige | |
| Fachbereichsleiterin bei Verdi, ist in der Verhandlungsdelegation. Vor den | |
| Streikenden fasst sie die Erwartungen der Tarifkommission zusammen. Die VSG | |
| ist zu Gesprächen bereit, immerhin, es ist jedoch auch ein deutlicher | |
| Schritt nötig auf die ArbeitnehmerInnen zu. Deren Forderung ist ein kurzer | |
| Wechselgesang: „Taaaa-rifvertrag!“ ruft es in den Saal, der im Chor | |
| antwortet: „Jetzt!“ | |
| Dass der Arbeitgeber ein Angebot noch am Dienstagabend, spätestens aber am | |
| Mittwochmorgen übersenden will, ist in diesem Moment Stand der Dinge. Der | |
| Verhandlungsort steht noch nicht fest, die VSG will das Treffen nicht in | |
| der Konzernzentrale abhalten. | |
| Holger Steinmetz findet das schade: „Es hallt so schön in der Aroser | |
| Straße“, grinst er. Später am Tag legt man sich auf das | |
| Auguste-Viktoria-Klinikum fest. Das mobile Streiklokal wird am Mittwoch | |
| also erneut in Schöneberg aufgeschlagen, das Männlein mit der Streikweste | |
| verhüllen. | |
| ## Nicht der einzige Arbeitskampf | |
| Der Konflikt mit Vivantes ist nicht der einzige Arbeitskampf, der in Berlin | |
| derzeit gegen Unternehmen des Landes oder mit Beteiligung der öffentlichen | |
| Hand geführt wird. Nach dem Bankenskandal 2001 und der dadurch verursachten | |
| massiven Überschuldung Berlins setzte eine Privatisierungs- und | |
| Outsourcingwelle ein, deren Wirkungen bis heute zu spüren sind. | |
| Nicht zuletzt Kitakrise und Mietenwahnsinn haben damals zwar nicht | |
| unbedingt ihren Ursprung genommen, wurden aber durch billige Abverkäufe von | |
| Landeseigentum drastisch verschärft. Und die Prekarisierung von | |
| Beschäftigungsverhältnissen wurde zu einer gängigen und akzeptierten | |
| Methode der Haushaltsbereinigung für Landesunternehmen. | |
| Entsprechend ideologisch belastet sind selbst so vergleichsweise kleine | |
| Auseinandersetzungen wie die um die VSG. Mit der letzten Berlin-Wahl 2016 | |
| jedoch hat sich das Spielfeld der Tarifkonflikte nach Jahren des alles | |
| bestimmenden Sparzwangs zugunsten der Arbeitnehmerseite verändert. | |
| Eine kleine mobile Verstärkeranlage wird mit der Sackkarre zum Streiklokal | |
| auf dem Gelände des Auguste-Viktoria-Klinikums in Schöneberg gebracht. Es | |
| ist Mittwoch, der 30. Mai, Tag 50 des unbefristeten Streiks der | |
| außertariflich Beschäftigten der Vivantes Service Gesellschaft VSG. Ein | |
| Liedermacher spielt zur Feier des Tages Arbeiterlieder, es kommt ein | |
| bisschen Stimmung auf. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, singt er. | |
| Es ist Mittag, die Verhandlungen sollen um 14 Uhr beginnen. Meike Jäger von | |
| Verdi spricht für die Tarifkommission. Die VSG hat vorab kein Angebot | |
| geschickt, die Verhandlungsdelegation weiß also nicht, was sie gleich | |
| erwartet. „Die Arbeitgeberseite rechnet wohl noch“, sagt Jäger. Was die | |
| Streikenden erwarten, machen sie klar, als sie ihre Verhandler zum Gebäude | |
| 35 über das Krankenhausgelände begleiten: „Taaaa-rifvertrag!“ ruft Holger | |
| Steinmetz. „Jetzt!“ lautet die Antwort. | |
| ## Es steht im Koalitionsvertrag | |
| „Die Koalition […] setzt sich dafür ein, dass auch für Landesunternehmen | |
| und ihre Tochterunternehmen, die bisher noch nicht tarifgebunden sind, | |
| zügig […] Tarifverträge abgeschlossen werden.“ Die Absichtserklärung in … | |
| Koalitionsvereinbarung der rot-rot-grünen Berliner Landesregierung ist | |
| unmissverständlich. Dennoch kämpfen nicht nur die Angestellten der VSG gut | |
| anderthalb Jahre später noch um ihren Tarifvertrag. | |
| Auch Gewerkschaftssekretär Kalle Kunkel hat weiterhin alle Hände voll zu | |
| tun. Gerade erst ist es zu einer vorläufigen Einigung mit der Charité | |
| Facility Management (CFM) gekommen, die wegen einer Laufzeit bis Mitte 2019 | |
| und der geplanten Reintegrierung der CFM in die Charité aber bald wieder | |
| auf den Tisch kommen wird. | |
| Bei der CFM betrifft die Tarifflucht durch Outsourcing ähnliche | |
| Berufsgruppen wie bei der VSG. Auch dort erhalten Gestellte mit alten | |
| Tarifverträgen deutlich mehr Lohn für die gleiche Arbeit als später | |
| eingestellte KollegInnen, die ohne diesen Schutz tätig sind. Einen Grund | |
| dafür sieht Kunkel im vergleichsweise niedrigen Organisationsgrad der | |
| CFM-Belegschaft. Verteilt auf drei Standorte, oft prekär und befristet | |
| beschäftigt, ist die aktuelle Einigung auf 11 Euro Grundlohn für die | |
| Angestellten schon ein Erfolg. | |
| Der nächste Schritt auf dem Weg zum Tarifvertrag steht im nächsten Jahr an | |
| und wird sicher kein leichter. Eine weitere Baustelle sind die | |
| outgesourcten MasseurInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen an der Charité. | |
| „Wir streben eine Lösung ganz im Sinne des Koalitionsvertrages an“, sagt | |
| Kunkel salomonisch. | |
| Kunkels Kollege Andreas Köhn, Fachbereichsleiter Medien und Kunst bei | |
| Verdi, bringt ein weiteres Problem ins Spiel: die sachgrundlosen | |
| Befristungen. Auch hier sieht der Koalitionsvertrag vor, diese zu | |
| reduzieren. Doch alleine bei der Opernstiftung sind immer noch über 100 | |
| KollegInnen betroffen. | |
| Auch Tarifflucht ist in Köhns Bereich präsent. Für Lehrkräfte an den | |
| städtischen Musikschulen etwa wird in einem ersten Schritt von Verdi | |
| zunächst einmal eine Erhöhung der Quote von Tarifbeschäftigten angestrebt, | |
| auf 20 Prozent. Nicht sonderlich verhandlungsbereit zeigt sich aber derzeit | |
| der Arbeitgeber – das Land. Und dessen Vertreter ist, auch wenn | |
| Finanzsenator Kollatz-Ahnen in diesen Fragen das letzte Wort hat, erst | |
| einmal Kultursenator Klaus Lederer. „Ich habe den Eindruck, dass der | |
| Senator bei den betroffenen Beschäftigten nicht unbedingt der beliebteste | |
| Politiker Berlins ist“, so Köhn. | |
| ## Parteien werden unruhig | |
| Der Verzug in der Umsetzung des Koalitionsvertrages fällt auch den | |
| beteiligten Parteien auf. Tobias Schulze, stellvertretender | |
| Landesvorsitzender der Linken und Mitglied des Abgeordnetenhauses, verweist | |
| im Gespräch mit der taz darauf, dass die Fraktionen und verantwortlichen | |
| Senatsverwaltungen im März eine Arbeitsgruppe gebildet haben, die nach | |
| Möglichkeiten zur Beschleunigung des Prozesses suchen soll. | |
| Die Unternehmensstrukturen und selbst noch europäisches Wettbewerbsrecht | |
| stünden neben Kostenfragen einer sofortigen vollständigen Überführung aller | |
| Arbeitsverhältnisse in die Tarifstruktur im Wege. „Wir erwarten von | |
| Vivantes und den anderen Arbeitgebern natürlich trotzdem, dass sie | |
| diskutierfähige Tarifangebote machen“, sagt Schulze. | |
| Im Auguste-Viktoria-Klinikum wird zur gleichen Zeit noch immer verhandelt. | |
| Nachdem die Geschäftsführung mit einiger Verspätung zum Termin erschienen | |
| war, zieht sich das Ringen bis in die Abendstunden. Erst nach 21 Uhr, das | |
| Streiklokal ist längst abgebaut, verlässt die Tarifkommission das Gebäude | |
| 35. | |
| In der Zwischenzeit hatte am Männlein im Hof eine Polizeistreife | |
| vorbeigeschaut und geringere Lautstärke angemahnt, Patienten hätten sich | |
| beschwert. Eine Eskalation wie noch im März, als bei einer gemeinsamen | |
| Aktion mit den CFM-Angestellten Verdi und den Streikenden Hausverbot | |
| erteilt worden war, oder Mitte Mai, als mit Polizei und Räumung gedroht | |
| wurde, bleibt heute aus. | |
| ## Das Warten drückt die Stimmung | |
| Die lange Wartezeit aber wirkt nicht gerade stimmungsaufhellend auf die | |
| Streikposten, nach und nach verabschieden sie sich. Auch Holger Steinmetz | |
| ist schon gegangen, als die Verhandlungsrunde beendet ist. | |
| Am Donnerstagmorgen steht das Streiklokal im Hof des Klinikums Neukölln an | |
| der Rudower Straße, die Tarifkommission sitzt etwas abseits und berät sich. | |
| Es ist der 51. Tag des Streiks. Später als angekündigt tritt Meike Jäger an | |
| das Mikrofon: „Wir haben gestern Abend nach langen und schwierigen | |
| Verhandlungen eine Einigung erzielt.“ | |
| Die Details sind zäh: Lohnanstiege in unterschiedlichen Höhen für | |
| verschieden eingruppierte KollegInnen, gestaffelte Urlaubsregelungen von | |
| 28, 29 und 30 Tagen je nach Beschäftigungsdauer. Die Zuschläge zur | |
| Altersversorgung steigen, ein Krankengeldzuschuss wird bis zur 14. Woche | |
| gewährt. | |
| Alles nicht schlecht, aber immer noch recht weit vom eigentlichen | |
| Streikziel „Ein Haus, ein Tarifvertrag“ entfernt. Die Redebeiträge der | |
| Streikenden sind entsprechend unentschieden: Wieder kein Triumphmarsch, | |
| mehr ein Abwägen des Für und Wider, der eigenen Kampfkraft, der Risiken bei | |
| einem Scheitern des Abschlusses. | |
| ## Seit 17 Jahren keine Lohnerhöhung | |
| Andere sind in diesen Tagen noch nicht einmal so weit, ein | |
| abstimmungsfähiges Angebot der Arbeitgeber diskutieren zu können. Neben | |
| den Honorarkräften an den Musikschulen sind das etwa die studentischen | |
| Beschäftigten der Berliner Hochschulen. Ihre Tarifauseinandersetzung dauert | |
| inzwischen fast so lange wie die der VSG-Angestellten. Auch sie wollen | |
| wieder eingegliedert werden in das Tarifgefüge des Mutterbetriebes. | |
| Seit 17 Jahren haben die Studierenden keine Lohnerhöhung erhalten. | |
| Bisherige Angebote der Arbeitgeberseite, die sich vor allem gegen die | |
| verlangte Kopplung der Gehaltsentwicklung an die der anderen | |
| Hochschulbeschäftigten sperrt, sind für die gewerkschaftliche | |
| Tarifkommission keine akzeptable Verhandlungsgrundlage. | |
| Auch der letzte immerhin schon einwöchige Warnstreik der studentischen | |
| Beschäftigten konnte keine hinreichende Bewegung in den stockenden | |
| Verhandlungen erzwingen. Die Arbeitgeber ließen die Verhandlungsrunde im | |
| Mai einfach platzen. Ab dem 4. Juni sind die ArbeitnehmerInnen nun zu einem | |
| zweiwöchigen Warnstreik aufgerufen. Die Kampfbereitschaft wird von der | |
| Tarifkommission zwar als hoch eingeschätzt, für den Eintritt in einen | |
| unbefristeten Erzwingungsstreik wie bei der VSG wurde bislang aber noch | |
| nicht das erforderliche Abstimmungsquorum erreicht. | |
| ## Mails vom Arbeitgeber | |
| Die Diskussionen der Streikenden am Klinikum Neukölln werden in | |
| Kleingruppen verlagert. In der brennenden Sonne wird die | |
| Verhandlungsdelegation gelobt, das Unbehagen mit dem Ergebnis aber bleibt. | |
| Die Ersten bekommen Anrufe und Mails mit der Aufforderung, sich zu | |
| bestimmten Schichten und Diensten einzufinden. Für die VSG ist der Streik | |
| vorbei, wird signalisiert. | |
| Ein Unding, wie Meike Jäger findet: „Ihr habt den Streik begonnen, ihr | |
| beendet ihn auch, niemand sonst, gerade nicht der Arbeitgeber!“, ruft sie | |
| den Streikenden zu. Die Tarifkommission hat sich am Vorabend nicht zufällig | |
| eine Erklärungsfrist bis zum Montag verhandelt. So basisdemokratisch, wie | |
| der Streik begonnen und geführt wurde, soll er auch sein Ende finden. Eine | |
| Abstimmung wird über Annahme oder Ablehnung des Angebots entscheiden. | |
| Die Frage, ob er zufrieden ist, beantwortet Holger Steinmetz knapp mit: | |
| „Nö“. Das Hauptziel, für alle Beschäftigten zumindest 90 Prozent der | |
| Bedingungen des öffentlichen Tarifvertrages durchzusetzen, sieht er als | |
| verfehlt an und sieht den Senat in der Pflicht: „Wenn die Politik solche | |
| Angst davor hat, uns wenigstens das zu geben, dann sollen die ihren Job an | |
| den Nagel hängen.“ | |
| Als Schritt in die richtige Richtung sieht Steinmetz diesen Abschluss | |
| trotzdem. Am Ende stimmen die VSG-Streikenden für die Annahme des | |
| Ergebnisses. Jetzt haben sie einen Tarifvertrag, wenn auch nicht unbedingt | |
| den, den sie sich erhofft haben. Die Laufzeit endet im März 2021. Dann wird | |
| aller Voraussicht nach auch der nächste Wahlkampf für das Abgeordnetenhaus | |
| beginnen und die Koalition aus SPD, Linken und Grünen um die Wiederauflage | |
| ihrer Regierung kämpfen. Ihre Bilanz in der Umsetzung des jetzigen | |
| Koalitionsvertrages werden sie dabei verteidigen müssen – auch in Fragen | |
| der Tarifflucht von Landesunternehmen und ihren Tochtergesellschaften. | |
| Für den aktuellen Fall begrüßte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen | |
| (SPD)gegenüber der taz den Abschluss. Dieser liege höher als im restlichen | |
| Bundesgebiet, trage aber auch der Situation des Vivantes-Konzerns Rechnung, | |
| der seine Erlöse über Fallpauschalen erzielen müsse. | |
| Am 4. Mai 2018 demonstrierten Musikschullehrkräfte, studentische | |
| Beschäftigte und VSG-Angestellte gemeinsam für ihre dauerhafte Rückführung | |
| in das Tarifgefüge. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass | |
| sie dafür auf der Straße waren. | |
| 4 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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