| # taz.de -- AfD nach Landtagswahl-Schlappe: Und wieder gibt es Streit | |
| > Nach den Verlusten bei den Landtagswahlen bricht in der AfD wieder Streit | |
| > aus. Der Partei steht ein unruhiges Wahljahr bevor. | |
| Bild: Was? Wer schießt da in der Partei wieder gegen mich? AfD-Chef Jörg Meut… | |
| BERLIN taz | Jörg Meuthen redet sich die Sache schön. Man habe bei den | |
| Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz „nicht ganz so toll | |
| abgeschnitten“, gesteht der AfD-Parteichef auf einer Pressekonferenz in | |
| Berlin ein. Aber so schlecht seien die Ergebnisse auch nicht. Man habe den | |
| Wiedereinzug in zwei Landtage geschafft, die Partei sei nach einem | |
| „kometenhaften Aufstieg“ nun in einer „Konsolidierungsphase“. Das sei | |
| „völlig normal“. | |
| Das sehen in der Rechtsaußen-Partei nicht alle so. Denn die AfD gehört zu | |
| den klaren Verlierern der Wahlen vom Sonntag. Mehr als alle anderen | |
| Parteien [1][verlor die AfD], sackte in Baden-Württemberg von 15,1 auf 9,7 | |
| Prozent, in Rheinland-Pfalz von 12,6 auf 8,3 Prozent. In beiden Ländern | |
| wanderten je gut ein Drittel ihrer Wähler:innen ab, die meisten gen CDU, | |
| viel mehr aber noch ins Nichtwählerspektrum. Die Fraktionen schrumpfen, in | |
| Baden-Württemberg sind auch die beiden bisherigen Direktmandate futsch, sie | |
| gehen ausgerechnet an die Grünen. | |
| Meuthen schiebt die Misserfolge auf äußere Umstände. Ein bürgernaher | |
| Wahlkampf sei nicht möglich gewesen, AfD-Wahlkämpfer seien von der Antifa | |
| angegriffen worden. Auch der Verfassungsschutz habe mit seiner | |
| zwischenzeitlichen [2][Einstufung der Partei als rechtsextremen | |
| Verdachtsfall] „ganz gewaltig geschadet“. | |
| Michael Frisch, Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz, beklagt, die | |
| Coronapolitik habe alles überlagert. Sein Pendant in Baden-Württemberg, | |
| Bernd Gögel, räumt immerhin ein, dass auch das Bild seiner eigenen | |
| Fraktion, die in der vergangenen Legislatur gleich mehrere Abgänge zu | |
| verzeichnen hatte, nicht hilfreich war. | |
| ## Die Partei-Radikalen schießen gegen Meuthen | |
| Klar ist aber auch: Der Versuch der AfD, sich als Fundamentalopposition | |
| gegen die Coronapolitik zu inszenieren, zahlt sich vorerst nicht aus. Zudem | |
| bleibt die Partei tief gespalten. Prompt richtet sich am Montag offene | |
| Kritik auch an Meuthen. Es sei wohl nicht klug gewesen, dass dieser auf dem | |
| jüngsten Bundesparteitag in Kalkar Teile der eigenen Partei „beschimpfte | |
| und zerlegte“, wettert der Thüringer Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl. | |
| „Der Wähler ist ob der Anbiederung an die Altparteien enttäuscht.“ Meuthen | |
| hatte auf dem Parteitag die Radikalen um den früheren „Flügel“ zur Mäßi… | |
| aufgerufen – was diese als Spaltungsversuch werten. | |
| Tino Chrupalla, Co-Chef der AfD und auch kein Freund Meuthens, drückt es | |
| zurückhaltender aus – umarmt aber ebenfalls die Radikalen. Die | |
| Wahlergebnisse bräuchten „Analyse und Auswertung“, erklärt Chrupalla. Und | |
| die Partei benötige nun Geschlossenheit. „Es gibt nur eine AfD.“ | |
| Ganz ähnlich äußert sich Alice Weidel, AfD-Chefin in Baden-Württemberg und | |
| Fraktionschefin im Bundestag. „Die Ergebnisse hätten besser sein können.“ | |
| Es gelte nun „die richtigen Schlüsse zu ziehen“. Ihr Appell an die Partei: | |
| „Lasst uns an einem Strick ziehen, gemeinsam werden wir wieder stark sein.“ | |
| ## Meuthen sieht Mehrheit hinter sich | |
| Meuthen hält am Montag dagegen. „Ich weiß, dass ich eine Mehrheit hinter | |
| mir habe“, erklärt er in Berlin. Und die wolle eine | |
| „bürgerlich-freiheitliche-konservative“ Partei. Die Kritik an seiner Person | |
| halte er aus. Meuthen selbst kritisiert wiederum Weidel. Dass die | |
| Landeschefin just in der Woche vor der Wahl nach Russland reiste statt zu | |
| wahlkämpfen, habe „Irritationen“ ausgelöst. Dies werde man parteiintern | |
| aufarbeiten. | |
| Weidel würde dem Vernehmen nach gern Spitzenkandidatin bei der | |
| Bundestagswahl werden. Wann darüber entschieden wird, ist in der Partei | |
| aber [3][ebenfalls strittig]. All dies – inklusive der Wahlschlappen vom | |
| Sonntag – dürfte nun hochkochen, wenn sich die AfD Anfang April in Dresden | |
| zum Bundesparteitag trifft. | |
| 15 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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