| # taz.de -- 5 Jahre nach dem Mord an Berta Cáceres: Ex-Firmenchef verurteilt | |
| > In Honduras wird wegen der Ermordung der indigenen Aktivistin Cáceres der | |
| > Ex-Chef eines Energieunternehmens verurteilt. Das Urteil sei historisch. | |
| Bild: „Gerechtigkeit für Berta“: Ein Demonstrant am Montag vor dem Oberste… | |
| Berlin taz | Das Urteil des Obersten Gerichts von Honduras fiel deutlich | |
| aus: Die Richter sprachen den ehemaligen Direktor des Energieunternehmens | |
| Desa, Roberto David Castillo, am Montag schuldig, für den Mord an der | |
| indigenen Umweltschützerin Berta Cáceres mit verantwortlich zu sein. Das | |
| Straßmaß werde zwar erst am 3. August bekannt gegeben, erklärte die | |
| Gerichtssprecherin Lucía Villars, aber Castillo müsse mit einer | |
| Gefängnisstrafe zwischen 20 und 25 Jahren rechnen. | |
| Berta Cáceres wurde am 2. März 2016 von Killern in ihrem Haus in der Stadt | |
| La Esperanza im Westen des mittelamerikanischen Landes erschossen. Der | |
| mexikanische Aktivist Gustavo Castro wurde bei dem Angriff schwer verletzt. | |
| Die 44-jährige Honduranerin hatte sich für die Rechte der Lenca-Indigenen | |
| eingesetzt, denen sie selbst angehörte. Als Gründerin und Koordinatorin der | |
| indigenen Organisation COPINH kämpfte sie dagegen, dass Desa am Rio | |
| Gualcargue ein Wasserkraftwerk baut, das die Lebensgrundlage der | |
| Lenca-Gemeinden in der Region zerstören würde. | |
| Während Desa jede Schuld von sich wies, waren COPINH sowie die Angehörigen | |
| von Anfang an davon ausgegangen, dass die Firma hinter dem Attentat | |
| steckte. Diesen Vorwurf bestätigte ein [1][Urteil vom Dezember 2019]. | |
| Damals wurden vier Beschuldigte zu Freiheitsstrafen von je 34 Jahren für | |
| den Mord an Cáceres sowie 16 Jahren für den Angriff auf Castro verurteilt, | |
| drei weitere erhielten Haftstrafen von 30 Jahren. | |
| ## Staatsanwaltschaft nennt Urteil „historisch“ | |
| Zu den Verurteilten zählten neben vier Auftragsmördern auch ein | |
| Desa-Manager sowie der Sicherheitschef des Energieunternehmens. Castillo, | |
| der auch schon als Offizier des Geheimdienstes tätig war, sei für die | |
| Logistik und die Organisation des Attentats verantwortlich gewesen, | |
| erklärte Gerichtssprecherin Villars. | |
| Die Staatsanwaltschaft teilte in einer Stellungnahme mit, die Ermordung von | |
| Cáceres sei Teil des Plans von Desa gewesen, jedes Hindernis zu beseitigen, | |
| um auf dem Land der Lenca ihr Vorhaben durchzusetzen. Die Behörde sprach | |
| von einem „historischen Urteil“. | |
| Auch COPINH zeigte sich zufrieden. Die Verurteilung Castillos sei ein | |
| populärer Sieg für COPINH, die Lenca-Gemeinden und die Familie von Berta | |
| Cáceres, schrieb die Organisation. Die Strukturen der Macht hätten es in | |
| diesem Fall nicht geschafft, die Justiz zu korrumpieren. | |
| Zugleich forderten die Indigenen, dass die Strafverfolgung nun kein Ende | |
| haben dürfe. Auch die weiteren Hintermänner der Firma sowie in den | |
| Institutionen müssten zur Verantwortung gezogen werden. | |
| ## Mord hatte auch internationale Reaktionen | |
| Für ihren Einsatz hatte die indigene Aktivistin mehrere Preise erhalten. | |
| Posthum wurde sie vom UN-Umweltprogramm 2016 als „Champion of Earth“ | |
| ausgezeichnet. Sie war immer wieder Ziel von Angriffen und erhielt deshalb | |
| seit 2009 Schutzmaßnahmen durch die Interamerikanische | |
| Menschenrechtskommission (CIDH). | |
| Die Ermordung von Cáceres hatte auch international Aufsehen erregt. Das | |
| deutsche Turbinenunternehmen Voith zog sich daraufhin aus dem Projekt | |
| zurück, auch zwei europäische Entwicklungsbanken beendeten die | |
| Zusammenarbeit, das chinesische Unternehmen Sinohydro zog seine Arbeiter | |
| ab. Zugleich nahmen die Angriffe auf die Staudammgegner zu. | |
| 61 Europaabgeordnete hatten die Regierung des Landes zudem dazu aufgerufen, | |
| die Familie von Berta Cáceres „adäquat, effektiv und schnell“ zu | |
| entschädigen. | |
| 6 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Urteile-im-Mordfall-Berta-Caceres/!5646909 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
| ## TAGS | |
| Honduras | |
| Berta Cáceres | |
| Indigene | |
| Staudamm | |
| Mordprozess | |
| Honduras | |
| Mittelamerika | |
| Honduras | |
| Honduras | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Umwelt | |
| Honduras | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Honduras' Ex-Präsident Hernández: USA treiben Auslieferung voran | |
| Honduras' Ex-Präsident Hernández ist festgesetzt worden. Die US-Justiz | |
| ermittelt wegen Verbindung zu Drogenschmuggel-Netzwerken. | |
| Wahlen in Honduras: Erdrutschsieg für Castro | |
| An die designierte Präsidentin von Honduras knüpft die verarmte Bevölkerung | |
| große Hoffnungen. Viel hängt an der Unterstützung der USA. | |
| Präsidentschaftswahlen in Honduras: „Weg mit der Korruption“ | |
| Als erste Frau in der Geschichte des Landes wird die Linke Xiomara Castro | |
| Honduras regieren. Sie fordert eine „direkte, partizipative Demokratie“. | |
| Vor den Wahlen in Honduras: Castro will den Systemwandel | |
| In Honduras grassieren Gewalt und Korruption. Dagegen tritt die | |
| linksliberale Präsidentschaftskandidatin Xiomara Castro an. | |
| Flughafenneubau in Honduras: Umstrittene Verbindung | |
| Vom neuen internationalen Airport in Honduras wird der private Betreiber | |
| profitieren – auf Kosten des Landes. Eine deutsche Firma ist beratend | |
| dabei. | |
| Abkommen in Lateinamerika: Mehr Schutz für UmweltaktivistInnen | |
| Etwa 120 UmweltschützerInnen wurden 2017 in Süd- und Mittelamerika | |
| ermordet. Ein regionales Abkommen soll für mehr Sicherheit sorgen. | |
| Kommentar Wahlbetrug in Honduras: Es riecht nach Putsch | |
| Honduras hat gewählt, ein Ergebnis gibt es bislang jedoch nicht. Vieles | |
| spricht für Wahlfälschung. Warum schweigen die EU-Wahlbeobachter? |