Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Repression in Tansania: Verhaftungswelle statt Staatstrauer
> Infolge der blutigen tansanischen Wahlproteste häufen sich Verhaftungen
> im Land. Nun traf es auch den Vize-Generalsekretär der letzten
> Oppositionspartei.
Bild: In Daressalam werden Gefangene am 7. November von Uniformierten zum Geric…
Die Verhaftungswelle in Tansania geht weiter; auch rund zehn Tage nach der
[1][brutalen Niederschlagung der Proteste] rund um die Wahl am 29. Oktober.
Am Samstag wurde nun der Vize-Generalsekretär der tansanischen
Oppositionspartei Chadema, Amani Golugwa, von Sicherheitskräften abgeführt.
Er ist der dritte hochrangige Parteifunktionär der einzigen noch übrigen
Oppositionspartei, der mittlerweile in Haft ist. Parteichef Tundu Lissu und
dessen Vize John Heche wurden bereits weit vor dem Wahlgang verhaftet und
unter anderem wegen Landesverrats angeklagt.
Inzwischen hat auch die Polizei die Verhaftung Golugwas bestätigt. „Die
Polizei führt in Zusammenarbeit mit anderen Verteidigungs- und
Sicherheitsbehörden eine intensive Fahndung durch, um all diejenigen
dingfest zu machen, die diese teuflische Tat geplant, koordiniert und
ausgeführt haben“, heißt es in ihrer Erklärung. Erwähnt wird ausdrücklic…
dass auch der Generalsekretär, John Mnyika, sowie Parteisprecherin, Brenda
Rupia, auf der Fahndungsliste stünden. Die Chadema-Partei hatte zuvor
mehrfach in ihren Erklärungen die Wahl als „Schande“ bezeichnet.
[2][Tansanias Präsidentin Samia Suhulu Hassan], die das ostafrikanische
Land seit dem Tod ihres Vorgängers durch eine Covid-19-Infektion 2021
regiert, hat laut offizieller Auszählung der Wahlkommission die Wahl mit 98
Prozent der Stimmen gewonnen. Die Chadema-Partei zweifelt das Wahlergebnis
an. Auch Wahlbeobachter der Afrikanischen Union (AU) und der
Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC), der Tansania angehört,
haben bemängelt, dass die Stimmabgabe nicht den demokratischen Standards
entsprach.
Präsidentin Samia Suhulu Hassan galt einst als erste Frau an der Macht als
Hoffnungsträgerin der Region. Von jungen Tansaniern wurde sie oft mit
Kanzlerin Angela Merkel verglichen. Doch in den vergangenen Jahren wird ihr
Regierungsstil immer autoritärer. Sie reiht sich damit ein in die Gruppe
ostafrikanischer Staatschefs wie Yoweri Museveni in Uganda oder Paul Kagame
in Ruanda, die seit Jahrzehnten unangefochten an der Macht sind und mit
harter Hand regieren.
## Proteste getragen von Generation Z
Doch die Bevölkerungen in diesen Ländern werden immer jünger und größer –
sie sind mit einer enormen Jugendarbeitslosigkeit und den Folgen des
Klimawandels konfrontiert, auf welche die Regierungen keine Antwort haben.
Die Jugend verlangt Veränderung und formiert sich unter dem Label
Generation Z, unter dem auch in Kenia im Juni und Juli bereits tagelange
Proteste organisiert worden waren.
Tagelang hatten nun auch die Tansanier [3][nach dem Wahlgang am 29.
Oktober] protestiert. Dabei kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen: Gebäude
und Busse wurden in Brand gesetzt, Läden und Supermärkte geplündert. Die
Regierung verhängte tagelang eine landesweite Ausgangssperre, um die
Situation unter Kontrolle zu bekommen. Die Polizei und andere
Sicherheitsorgane gingen gewaltsam gegen die Demonstrierenden vor. Laut
Angaben von Chadema sowie des tansanischen Anwaltsverbandes wurden bis zu
1.000 Menschen getötet und viele weitere verletzt.
Am Freitag vergangene Woche wurden mehrere Hundert verhaftete Protestler
erstmals den Richtern vorgeführt. Allein 240 wurden von einem Gericht in
der Wirtschaftsmetropole Daressalam wegen Landesverrat angeklagt – durch
Unruhen hätten sie die Wahlen stören wollen, so die Anklageschrift. Auf
Landesverrat steht in Tansania die Todesstrafe, auch wenn diese nicht mehr
angewandt wird.
In Mwanza, einer Stadt im Norden am Ufer des Victoriasees, wurden am
Freitag ebenso 172 Personen wegen bewaffneten Raubüberfalls,
Sachbeschädigung, gesetzeswidriger Versammlung und illegaler Proteste
angeklagt. Die Staatsanwaltschaft berichtete den Richtern in ihrer Anklage,
dass die Personen am 30. Oktober während der Proteste das Gebäude des
Stadtrates in Mwanza angegriffen und 13 Plastikstühle gestohlen hätten.
Dabei wurde ein Sicherheitsbeamter mit einer Machete bedroht.
Benson Bagonza, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania,
kritisiert die harten Maßnahmen der Justiz und Regierung: „Die einzige
Möglichkeit für die Regierung, zumindest den relativen Frieden zu wahren,
besteht darin, mit dem Volk zu trauern, anstatt Menschen zu verhaften und
vor Gericht zu stellen“, sagte er laut tansanischen Medien während einer
Messe am Wochenende.
10 Nov 2025
## LINKS
[1] /Nach-Wahlen-in-Tansania/!6127853
[2] /Nach-den-Wahlen-in-Tansania/!6122806
[3] /Wahlen-in-Tansania/!6125647
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Tansania
Massenproteste
Repression
Wahlen
Ostafrika
Opposition
Tansania
Tansania
Tansania
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Wahlen in Tansania: Ostafrikas Ruhepol wackelt
In Tansania kehrt nach Massenprotesten mit Hunderten Toten wieder Ruhe ein.
Die Afrikanische Union kritisiert die jüngsten Wahlen als undemokratisch.
Nach den Wahlen in Tansania: „Idi Amin Mama“ ist abgetaucht
Mit fast 98 Prozent soll Samia Suluhu die Wahl in Tansania gewonnen haben.
Proteste dagegen werden niedergeschlagen, Infos und Nahrung sind knapp.
Schwere Unruhen in Tansania: „Das ist eine Revolution“
Berichte über 165 Tote bei den landesweiten Protesten in Tansania seit den
Wahlen am Mittwoch. Aktivisten aus Kenia wollen sich anschließen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.