Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wahlen im Irak: Wasser auf die Mühlen der Regierung al-Sudani
> Der Irak hat mit der Türkei ein Wasserabkommen geschlossen.
> Regierungschef al-Sudani kann diesen Erfolg vor der Wahl gut gebrauchen.
Bild: Blick über den Tigris in Bagdad. Das Wasserabkommen mit der Türkei soll…
Wenige Tage vor den Wahlen am heutigen Dienstag ist der Regierung von
Mohammed Shia al-Sudani noch ein wichtiger Durchbruch gelungen. Am 2.
November unterzeichneten die Außenminister der Türkei, Hakan Fidan, und
sein irakischer Kollege, der Kurde Fuad Mohamed Hussein, nach
jahrzehntelangen Gesprächen ein Abkommen über die Wassermenge, die die
Türkei am Tigris in den Irak passieren lässt. Mit Verweis auf die
chaotische Situation im Irak hatte sich die Türkei zuvor jahrelang
geweigert, eine Durchflussmenge zu garantieren, und stattdessen den
Wasserdurchlauf am Tigris nach Gutdünken reguliert.
Der Irak ist eines der regenärmsten Länder der Welt. Das Land ist
existenziell auf das Wasser aus dem Tigris und dem Euphrat angewiesen.
Beide großen vorderasiatischen Ströme kommen aus den Bergen in der
Osttürkei. Während der Tigris direkt in den Irak übergeht, fließt der
Euphrat zunächst nach Syrien und erreicht erst etwas nördlich von Bagdad
den Irak.
Es gibt ein altes Abkommen aus den 90er Jahren zwischen Syrien und der
Türkei, das etwas später noch um eins zwischen Syrien und dem Irak ergänzt
wurde. Aber ein direktes Abkommen über das Tigris-Wasser zwischen der
Türkei und dem Irak liegt nun erstmals seit zehn Tagen vor. Es ist für den
Irak so dringend wie nie zuvor. [1][Das Land wird von einer Dürre geplagt,
die mit kurzen Unterbrechungen seit neun Jahren anhält.]
## [2][[Link auf Beitrag 5887734]]Abkommen mit Kooperationsprojekte
Ökologen haben errechnet, dass es im Nordirak drei Monate ununterbrochen
regnen müsste, damit der Pegelstand von Euphrat und Tigris wieder auf das
statistische Mittelmaß kommt. Seit sich im letzten Jahr die Beziehungen
zwischen der Türkei und dem Irak wieder verbessert haben, insbesondere nach
einem Besuch des türkischen Präsidenten Erdoğan in Bagdad im April 2024,
drängte der Irak massiv auf ein Wasserabkommen über den Tigris.
Jetzt hat die Türkei erstmals einer Wasserabgabe von 420 Kubikmetern pro
Sekunde zugestimmt. Der Irak hatte zwar um 500 Kubikmeter pro Sekunde
gebeten, aber das Abkommen beinhaltet auch Kooperationsprojekte für ein
neues Flussmanagement, türkische Unterstützung für die Modernisierung der
Bewässerung auf irakischem Agrarland und die Instandhaltung und den Bau
neuer Staudämme im Irak.
Das Abkommen könnte zu einer Lebenslinie für den Irak werden und ist ein
großer Erfolg für die Regierung von Mohammed Shia al-Sudani. Ankara hofft,
al-Sudani damit auch bei den Wahlen geholfen zu haben, weil man auf
[3][Stabilität im Irak] und die Fortsetzung der amtierenden Regierung
setzt. Dafür erlaubt der Irak der Türkei, Waren im großen Umfang in den
Irak zu exportieren, und unterstützt ein gigantisches Infrastrukturprojekt,
das türkische Firmen im Irak realisieren wollen. Es geht um Pipelines, eine
Autobahn und eine Bahnlinie von Basra am Persischen Golf bis in die Türkei,
wo sie dann an bestehende Strecken nach Europa angeschlossen werden sollen.
Pessimisten im Irak befürchten bereits, von der bisherigen Abhängigkeit vom
Iran nun in eine neue Abhängigkeit von der Türkei zu geraten. Die irakische
Regierung hofft dagegen mit der neuen Zusammenarbeit den iranischen
Einfluss ausbalancieren zu können.
11 Nov 2025
## LINKS
[1] /Duerre-im-Irak/!5890092
[2] /Duerre-im-Irak/!5890092
[3] /Pressefreiheit-im-Kurdengebiet-Iraks/!6111489
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Irak
Türkei
Dürre
Social-Auswahl
Irak
Was heißt Klimakrise auf Arabisch?
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Irakische Marschgebiete: Gefährdetes Paradies im Schilf
Nach dem Sturz Saddam Husseins wurden die Sumpfgebiete im Südirak
renaturiert. Heute sind sie bedroht durch Klimawandel, Staudämme – und
Armut.
Landwirtschaft und Klima im Irak: Wen trifft die Klimakrise am meisten?
Kurz gesagt: Frauen, denn sie sind oft abhängiger von der Natur für ihren
Lebensunterhalt. Wie Bäuerin Umm Hassan, deren Büffel unter der Hitze
leiden.
Dürre im Irak: Wasser zu Staub
Der Irak leidet unter der Klimakrise. Eine Reise auf der Spur des Wassers –
von den kurdischen Bergen im Norden zu den mesopotamischen Sümpfen im Süden
des Landes.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.