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# taz.de -- EU-Lateinamerika-Gipfel: Bitte kein Wellengang
> Der EU-Lateinamerika-Gipfel wäre ideal gewesen, das Vorgehen der USA in
> der Karibik zu thematisieren. Doch viele Europäer kuschten vor Donald
> Trump.
Bild: Der Flugzeugträger „USS Gerald R. Ford“
Die Unterwürfigkeit gegenüber Donald Trump kennt keine Grenzen. „Die USA
haben versucht, das Treffen zu sabotieren“, sagte der kolumbianische
Gastgeberpräsident Gustavo Petro vor dem Gipfeltreffen zwischen der
Europäischen Union (EU) und der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und
Karibischer Staaten (Celac) im Badeort Santa Marta. [1][Und der Druck
zeigte Wirkung:] Wie Dominosteine fielen die Staats- und Regierungschefs um
und sagten ihr Kommen reihenweise ab. Von den erwarteten 60
Staatsoberhäuptern erschienen am Sonntag nur 9.
Die Begründung für die Absage von Bundeskanzler Friedrich Merz wirkt
absurd. Merz bleibe fern, weil auch viele andere Staats- und
Regierungschefs nicht kämen, ließ ein Regierungssprecher verlauten. Als
wäre das nicht schon peinlich genug, übernahm EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen diese Ausrede für ihre eigene Absage. „Angesichts der
aktuellen politischen Agenda in Europa und der geringen Teilnahme anderer
Staats- und Regierungschefs wird Präsidentin von der Leyen nicht an dem
Gipfel teilnehmen“, hieß es aus Brüssel.
Demonstrativ war dagegen Brasiliens Präsident Lula da Silva angereist.
Lula, gerade eigentlich im heimischen Belém mit der Eröffnung der
Weltklimakonferenz COP30 beschäftigt, ist damit der einzige gewichtige
Präsident, der sich nicht von Trump einschüchtern ließ. Das Treffen „macht
nur Sinn, wenn wir über die Präsenz US-amerikanischer Kriegsschiffe in
lateinamerikanischen Gewässern sprechen“, hatte Lula im Vorfeld gefordert.
Damit lieferte er zugleich die Erklärung für den Druck der US-Regierung und
das Einknicken seiner Amtskolleg*innen.
Dabei wäre Santa Marta der richtige Ort für eine hochrangig besetzte
Debatte unter den direkt betroffenen lateinamerikanischen Staaten und den
auf ihrem Kontinent auf Frieden drängenden EU-Staaten. Das Küstenstädtchen
liegt nur etwa 100 Kilometer von jenem Gebiet in der Karibik entfernt, wo
die US-Marine Boote versenkt, die laut Trump Drogen von Venezuela und
Kolumbien in die USA schmuggeln. Die vorläufige Bilanz des völkerrechtlich
umstrittenen militärischen Vorgehens der US-Regierung: [2][mindestens 70
Tote und 18 versenkte Boote in der Karibik und im Atlantik.]
Ganz anders war die Situation beim letzten Gipfeltreffen vor zwei Jahren in
Brüssel, als die europäischen Regierungen die Celac-Staaten dazu drängten,
[3][sich eindeutig gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine
auszusprechen]. Doch seit Donald Trump im Amt ist, hat sich die Welt
verändert.
Die Europäer scheinen Trumps aggressivem Kurs im neu entdeckten „Hinterhof“
der USA nicht im Weg stehen zu wollen. [4][Und sich mit einer Erklärung bei
dem Gipfeltreffen positionieren möchten sie schon gar nicht.] Die Furcht
vor Strafzöllen oder einer Reduzierung der militärischen Unterstützung im
Ukrainekrieg lässt sie zu fadenscheinigen Ausreden greifen und zweit- und
drittrangige Vertretungen schicken.
10 Nov 2025
## LINKS
[1] /Linke-in-Lateinamerika/!6123131
[2] /Konflikt-zwischen-USA-und-Venezuela/!6127999
[3] /Celac-EU-Gipfel/!5948558
[4] /Die-USA-und-Lateinamerika/!6122068
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Lateinamerika
Europäische Union
Donald Trump
Kolumbien
Drogen
Friedrich Merz
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UN-Klimakonferenz in Belém 2025
Donald Trump
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