| # taz.de -- Erneuerbare überholen Kohle bei Strom | |
| > Erstmals stammt weltweit mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Kohle – die | |
| > Internationale Energieagentur (IEA) erwartet jedoch ein geringeres | |
| > Wachstum | |
| Bild: Solarpark und Windkraft vereint: Im Energiepark Mastershausen liefern Son… | |
| Von Kai Schöneberg | |
| Gute Nachrichten für die globale Energiewende: Aus Erneuerbaren wurde | |
| erstmals mehr Strom erzeugt als aus Kohlekraft. „Das ist eine historische | |
| Verschiebung“, kommentierte Sonia Dunlop von der | |
| Photovoltaik-Lobbyvereinigung Global Solar Council Zahlen des Thinktanks | |
| Ember. Danach produzierten Wind-, Sonne- oder Wasserkraft im ersten | |
| Halbjahr 2025 Strom im Umfang von 5.072 Terawattstunden, während Kohle auf | |
| 4.896 Terawattstunden kam. | |
| Insgesamt schreitet die weltweite Transformation wegen politischer | |
| Verwerfungen jedoch langsamer voran als gedacht: Die Internationale | |
| Energieagentur (IEA) senkte am Dienstag ihre Prognose für das Wachstum | |
| grüner Energien. Sie fürchtet, das Ziel der Weltklimakonferenz von 2023, | |
| die Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 im Vergleich zu 2022 zu | |
| verdreifachen, werde nicht erreicht. Sie werde bis dahin voraussichtlich | |
| „nur“ um das 2,6-Fache anwachsen. | |
| Das ist allerdings immer noch viel: Die weltweite Kapazität erneuerbarer | |
| Energien soll laut IEA bis 2030 um 4.600 Gigawatt (GW) steigen – deutlich | |
| weniger als die im Jahr 2024 prognostizierten 5.500 GW, aber immer noch so | |
| viel wie die gesamte Erneuerbaren-Kapazität von China, Indien und Japan | |
| heute. | |
| Grund für die Abwärtskorrektur: Vor allem Donald Trump. Der US-Präsident | |
| bremst Ökoenergien aus, wo er nur kann: Steuergutschriften für grüne | |
| Produkte wurden zurückgenommen und sogar Genehmigungen für bereits | |
| weitgehend fertiggestellte Windparks zurückgezogen. Prognostizierte die IEA | |
| bislang, die USA würden ihre Erneuerbaren-Kapazitäten bis 2030 um 500 GW | |
| erhöhen, halbierte sie nun ihre Vorhersagen auf 250 GW. | |
| Auch das Wachstum in China sieht die IEA nicht mehr ganz so rosig: Auf dem | |
| Erneuerbaren-Markt Nummer 1 verschärft der Übergang von festen | |
| Einspeisetarifen für Ökostrom hin zu wettbewerbsorientierten | |
| Ausschreibungen die Rahmenbedingungen für Projekte – senkt allerdings auch | |
| die Kosten. Laut IEA macht China jedoch „weiterhin fast 60 Prozent des | |
| weltweiten Wachstums bei Erneuerbaren aus“ – und sei auf dem besten Weg, | |
| seine Ausbauziele für Wind- und Solarenergie fünf Jahre früher als geplant | |
| bis 2035 zu erreichen. | |
| Es gibt weitere Lichtblicke: Die IEA erhöhte die Prognosen für Indien um 10 | |
| Prozent. Das bevölkerungsreichste Land der Erde dürfte demnach bald nach | |
| China das weltweite zweitgrößte Wachstum bei Erneuerbaren haben. Die Zahl | |
| der Ausschreibungen wachse, Genehmigungen seien beschleunigt worden, | |
| Solaranlagen auf Hausdächern boomen. Die IEA erhöhte auch die Prognosen für | |
| grüne Energie im Nahen Osten und Nordafrika um 23 Prozent, vor allem wegen | |
| mehr Windkraftanlagen und Solarzellen in Saudi-Arabien. | |
| Solarenergie macht fast 80 Prozent des weltweiten Zuwachses bei | |
| erneuerbaren Energien aus, gefolgt von Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie | |
| und Geothermie. Niedrige Kosten, schnellere Genehmigungsverfahren und eine | |
| breite gesellschaftliche Akzeptanz trieben die Verbreitung von Solarzellen | |
| voran, so die IEA. | |
| Windenergie kämpft dagegen mit Hürden. Sie habe mit Problemen in der | |
| Lieferkette, steigenden Kosten und Verzögerungen bei Genehmigungen zu | |
| kämpfen. | |
| Dennoch erwartet die IEA, dass sich die weltweite Kapazität in dem Sektor | |
| bis 2030 fast verdoppeln wird. Schwachpunkt ist vor allem Offshore-Wind: | |
| Die Energieagentur kappte die Wachstumserwartung hier um rund ein Viertel | |
| unter dem Vorjahreswert. Gründe: Lieferengpässe und gestiegene Kosten. | |
| Der wachsende Anteil von Wind- und Solarenergie verändere die Strommärkte | |
| enorm und erhöhe die Herausforderungen bei der Integration, betonte die | |
| IEA. Dringend nötig seien flexiblere Stromversorgungssysteme und | |
| Investitionen in das Stromnetz. Das gilt auch für Deutschland. Hier deckten | |
| die Erneuerbaren in den ersten drei Quartalen 2025 rund 57 Prozent des | |
| gesamten Stromverbrauchs. | |
| [1][Meinung + Diskussion] | |
| 8 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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