Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Anne-Frank-Tagebuch als Musical: "Stoff für eine tragische Oper"
> Regisseur Rafael Alvero führt Ende Februar ein Musical über Anne Frank in
> Madrid auf. Cousin Buddy Elias würde die Aufführung verbieten - wenn er
> könnte.
Bild: Buddy Elias, Präsident des Anne-Frank-Fonds, verwaltet die Autorenrechte…
Buddy Elias kann es kaum fassen: "Es ist unmöglich! Das Leben der Anne
Frank und der Holocaust als lustiger Abend mit Gesang und Tanz", beschwert
sich der Cousin der durch ihr Tagebuch weltweit bekannten Anne Frank, die
1945 im KZ Bergen-Belsen starb. "So etwas kann man einfach nicht machen",
fügt der 82-Jährige, der dem Anne-Frank-Fond in Basel vorsteht, hinzu. Es
geht aber doch, wie der spanische Regisseur Rafael Alvero meint. "El diario
de Ana Frank: Un canto a la vida!" - "Das Tagebuch von Anne Frank: Ein Lied
für das Leben!" heißt das Musical, das am 28. Februar im Madrider
Calderón-Theater uraufgeführt wird.
Zweieinhalb Stunden soll das Musical dauern. 22 Lieder mit entsprechenden
Tanzszenen werden die Tragik des Lebens und Sterbens des jüdischen Mädchens
aus Frankfurt am Main, das sich bis zur Deportation 1944 mit seiner Familie
in einer Wohnung in Amsterdam versteckte, erzählen. "Ich besuchte das Haus
von Anne Frank vor zehn Jahren und verspürte die Notwendigkeit, diese
Gefühle mittels eines musikalischen Projektes an das Publikum
heranzutragen", sagt Regisseur Alvero, zu seiner Intention befragt. Er
glaubt fest daran, dass das Schicksal des jüdischen Mädchens "Stoff für
eine tragische Oper" sei.
Kritik wie die von Buddy Elias stört Musicalregisseur Alvero wenig. Er habe
sich schließlich mit dem Anne-Frank-Haus und der Anne-Frank-Stiftung in
Amsterdam in Verbindung gesetzt, und die seien mit seinem Werk
einverstanden, erklärte er gegenüber spanischen Nachrichtenagenturen. Anne
Frank wird von der 14-jährigen Jungschauspielerin Isabella Castillo
gespielt. Die Exilkubanerin sei eigens nach Amsterdam in das
Anne-Frank-Haus gereist, um sich auf die Rolle vorzubereiten.
Doch auf eines hat Alvero vorsorglich geachtet: Der Text des Stückes stammt
vollständig aus seiner Feder, ohne jedes direkte Zitat aus dem Tagebuch -
das dem Musical immerhin den Titel gibt. "Deshalb können wir nicht
gerichtlich gegen das Stück vorgehen", bedauert Buddy Elias, dessen
Anne-Frank-Fond über die Rechte des Tagebuchs verfügt.
Die Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam, die das zum Museum umgebaute
Anne-Frank-Haus verwaltet, unterstützt das Musical hingegen ausdrücklich.
"Das ist eine gute Möglichkeit, in Spanien über das Leben von Anne und den
Zweiten Weltkrieg aufzuklären", sagt Sprecherin Anna Maria Bekker. Das
Stück werde sehr professionell gemacht, deshalb habe sie auch keine
Bedenken. "Es ist eine neue Art, vor allem junge Menschen zu erreichen",
sagt sie.
Darauf angesprochen, dass Annes Vater Otto Frank, der 1980 verstarb, und
Cousin Buddy Elias dagegen waren, das Tagebuch auf die Bühne oder die
Leinwand zu bringen und dass selbst Steven Spielberg eine ablehnenden
Bescheid erhielt, meint Bekker: "Wir können die Bedenken der Angehörigen
verstehen." Aber die Zeiten würden sich nun mal ändern.
Das Theater in Madrid und die Amsterdamer Stiftung bereiten gemeinsam ein
informierendes Begleitprogramm für Schulklassen vor. Im Foyer des von
Speiseeis-Hersteller Häagen-Dazs gesponserten Theaters sollen Fotos
ausgestellt werden. Auf die sonst üblichen T-Shirts und anderes
Merchandising soll beim Anne-Frank-Musical verzichtet werden. REINER
WANDLER
12 Feb 2008
## AUTOREN
Reiner Wandler
Reiner Wandler
## TAGS
Staatsoper Hamburg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“: Frühlingserwachen und Totenglocke
David Böschs Inszenierung von Grigori Frids „Das Tagebuch der Anne Frank“
an der Staatsoper Hamburg verbindet den Holocaust mit Teenager-Lebenswelt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.