| # taz.de -- Steuerdaten-Beschaffung empört Liechtenstein: Erbprinz beklagt "He… | |
| > Die Steueraffäre hat zum Streit zwischen Deutschland und Liechtenstein | |
| > geführt. Erbprinz Alois drohte Deutschland wegen des Kaufs gestohlener | |
| > Bankdaten mit juristischen Schritten. | |
| Bild: Hier entlang ins Steuerparadies. | |
| VADUZ taz Der Druck der Medien auf das "Steuerparadies" Liechtenstein ist | |
| in den letzten Tagen so groß geworden, dass sich Erbprinz Alois und | |
| Vizeregierungschef Klaus Tschütscher am Dienstag genötigt sahen, erstmals | |
| an die Öffentlichkeit zu treten und in der Steueraffäre ihren Standpunkt zu | |
| erläutern. | |
| Erbprinz Alois, in der Regel ein ruhiger bis schüchterner Monarchensohn, | |
| der vor zwei Jahren von seinem Vater Hans-Adam II. die Funktionen des | |
| Staatschefs übernommen hatte, sprach vor den Medien ungewohnt Klartext. So | |
| warf er deutschen Behörden "Hehlerei in großem Stil" vor. Diese hätten | |
| Millionen von Euro ausgegeben, um von einem "verurteilten Rechtsbrecher" | |
| Daten zu kaufen, die dieser der Fürstenbank LGT gestohlen habe. "Bei uns | |
| können fiskalische Interessen nicht über rechtsstaatliche Prinzipien | |
| gestellt werden", sagte der Erbprinz. Liechtenstein erwäge rechtliche | |
| Schritte gegen Deutschland, um fortan Bürger und Anleger vor "derartigen | |
| Untersuchungsmethoden" zu schützen. | |
| Mit diesem Angriff auf die Souveränität eines Kleinstaates werde | |
| Deutschland das Problem mit seinen Steuerzahlern nicht los, meinte Alois. | |
| Eine internationale Studie habe gezeigt, dass das deutsche Steuersystem als | |
| das schlechteste weltweit eingestuft werde - noch nach Haiti. Je | |
| bürgernaher und demokratischer ein Staat organisiert sei, desto weniger | |
| Probleme habe er mit seinen Steuerzahlern. | |
| Und dann setze der 40-jährige Staatschef undiplomatisch offen noch eins | |
| drauf: "Deutschland sollte seine Steuergelder besser dafür einsetzen, sein | |
| Steuersystem in den Griff zu bekommen, als Millionenbeträge für Daten | |
| auszugeben, deren rechtliche Verwertbarkeit zweifelhaft ist." | |
| Liechtensteins Behörden zeigten sich über den "Angriff" aus Deutschland | |
| umso erstaunter, weil in den letzten Jahren zur Modernisierung des | |
| Finanzplatzes zahlreiche Reformen umgesetzt worden seien. Eine Finance | |
| Intelligence Unit wurde eingeführt, ein Rechtshilfeabkommen mit den USA | |
| vereinbart und ein Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU abgeschlossen. "Wir | |
| haben damit höchste Standards innerhalb der EU eingeführt", sagte | |
| Vizepremier Tschütscher. Zugleich zeigte er sich verärgert, dass | |
| Deutschland der EU-Kommission ein Mandat zu Verhandlungen mit Liechtenstein | |
| für einen besseren Informationsaustausch in Steuersachen erteilt hat und | |
| zugleich seinen Geheimdienst BND mit Verbrechern zusammenarbeiten lässt. | |
| Zur Rechtssicherheit gehöre auch der Schutz der Privatsphäre. "Wenn diese | |
| Rechtssicherheit, die wesentlicher Grundpfeiler unseres Rechtsstaates ist, | |
| durch Dritte gefährdet wird, stellt das die Souveränität unseres Landes | |
| infrage", sagt Tschütscher. | |
| In Berlin wies der SPD-Abgeordnete Thomas Oppermann, der zugleich für die | |
| Kontrolle des BND mitverantwortlich ist, die Vorwürfe als "völlig abwegig" | |
| zurück. Im Deutschland Radio Kultur sagte er: "Wenn der Staat den | |
| staatlichen Strafanspruch durchsetzt gegen Kriminelle, wenn er gleiches | |
| Recht für alle schafft, auch für Millionäre im Bereich des Steuerrechts, | |
| dann bereichert er sich nicht im Sinne eines Hehlers." Er könne nur hoffen, | |
| dass sich Liechtenstein in Zukunft "nicht mehr feilbietet für deutsche | |
| Straftäter". | |
| Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach, | |
| sagte auf N24, dass nicht Liechtenstein, sondern mutmaßliche Steuerbetrüger | |
| im Visier der Fahnder seien. "Und wenn es dann in diesem Umfang geschieht, | |
| wohl organisiert und durchdacht, dann muss Deutschland Liechtenstein sagen, | |
| wir erwarten keine Attacken, wir erwarten Rechtshilfe." | |
| Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick sprach sich bereits vor der | |
| Kritik aus Vaduz gegen den heutigen Berlin-Besuch von Liechtensteins | |
| Regierungschef Otmar Hasler aus. "Ich bin dafür, den Liechtensteiner | |
| Regierungschef wieder auszuladen, wenn das Land nicht im Vorfeld seine | |
| Bereitschaft zu Veränderungen signalisiert", sagte Schick der Stuttgarter | |
| Zeitung vom Dienstag. | |
| 19 Feb 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Markus Rohmer | |
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