# taz.de -- Untersuchungsausschuss besucht Gorleben: "Die derzeit größte poli… | |
> Weiterhin gibt es Streit um den Ort, an dem der deutsche Atommüll | |
> gelagert werden soll. Heute besuchte der Gorleben-Ausschuss des | |
> Bundestags den Standort – die Fronten sind verhärtet. | |
Bild: Wohin mit dem Atommüll? Gorleben ist nicht geeignet, sagt die Opposition. | |
HANNOVER dpa | Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Jürgen Trittin, hat | |
erneut scharfe Kritik am Festhalten der Bundesregierung am atomaren | |
Endlager Gorleben geübt. Er sagte am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin: "Was | |
in Gorleben passiert, ist keine Erkundung, das ist die größte politische | |
Lüge, die derzeit in der politischen Landschaft herumgeistert." Gorleben | |
sei wunderbar erkundet. | |
Auch die drei Obleute des Gorleben-Untersuchungsausschusses im Bundestag, | |
Ute Vogt (SPD), Dorothee Menzner (Linke) und Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), | |
erklärten heute, der Standort werde "gegen erhebliche wissenschaftliche | |
Zweifel politisch durchgesetzt". Bei der Festlegung auf Gorleben sei es | |
nicht um geologische Kriterien gegangen. Schwarz-Gelb brauche den maroden | |
Salzstock als "Entsorgungsnachweis" für die Laufzeitverlängerung ihrer | |
Atomkraftwerke. Dabei sei Gorleben als Endlager "politisch und | |
wissenschaftlich verbrannt". | |
Die CDU-Bundestagsfraktion hingegen hat noch einmal bekräftigt, an Gorleben | |
als Atommüll-Endlagerstandort festhalten zu wollen. Der Sprecher der | |
CDU-Fraktion im Untersuchungsausschuss, Reinhard Grindel, bezeichnete am | |
Donnerstag Kritiker des Standorts als "Ideologen". Grindel hält die | |
Vorwürfe von Atom-Gegnern, die Entscheidung für die Auswahl Gorlebens sei | |
politisch manipuliert worden, für widerlegt. Dies habe die bisherige Arbeit | |
des Ausschusses ergeben. Die Opposition geht dagegen nach wie vor davon | |
aus, dass sich die Bundesregierung in den 80er Jahren bei der Festlegung | |
auf Gorleben über wissenschaftliche Erkenntnisse hinweggesetzt hat. | |
Am heutigen Donnerstag besucht der Gorleben-Untersuchungsauschuss, im April | |
auf Druck der Opposition eingesetzt, den Standort Gorleben. Die 15 | |
Mitglieder des Ausschusses sollen klären, ob Gorleben in den 80er Jahren | |
einseitig von der Politik als Endlagerstandort durchgesetzt worden war. Die | |
Atom-Gegner im niedersächsischen Wendland erwarten unterdessen den nächsten | |
Castor-Transport mit nuklearem Abfall ins Zwischenlager Gorleben am 6. | |
November. | |
Angesichts des aufgeheizten Streits über den Atomkompromiss der Regierung | |
hat sich die Polizei darauf vorbereitet, mögliche Störungen von | |
Atomkraftgegnern zu verhindern. In der Region wächst der Protest gegen die | |
Pläne der Regierung, den Salzstock Gorleben im Oktober wieder auf seine | |
Eignung als Endlager prüfen zu lassen. Dabei hat die Bundesregierung | |
angekündigt, dass auch Enteignungen möglich sein sollen. | |
16 Sep 2010 | |
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