# taz.de -- Gefängnisbrand in Chile: Inferno hinter Gittern | |
> Bei dem Großbrand in einem Gefängnis bei Santiago starben mindestens 81 | |
> Gefangene. Das Feuer versperrte in dem vollkommen überbelegten Gefängnis | |
> die Fluchtwege. | |
Bild: Ein Angehöriger vor dem fast völlig ausgebrannten Gefängnis in Santiag… | |
Bei dem verheerenden Brand im Gefängnis San Miguel im Südosten der | |
Hauptstadt Santiago de Chile sind mindestens 81 Gefangene in ihren Zellen | |
verbrannt. 14 Insassen und die fünf Wärter erlitten zum Teil schwere | |
Verbrennungen und Rauchvergiftungen. Das für 780 Insassen ausgelegte | |
Gefängnis war mit 1.900 Häftlingen überfüllt. | |
Das Feuer soll am frühen Mittwochmorgen um 5.25 Uhr im vierten Stock im | |
Südflügel des Gefängnisses ausgebrochen sein und hatte sich rasch über | |
einen Teil des Gefängnisses ausgebreitet. Nach Angaben der Feuerwehr wurden | |
von ihren Einsatzkräften um 6.17 Uhr die ersten Gefangenen befreit. Zu | |
diesem Zeitpunkt tobte im Südflügel bereits der Feuersturm so heftig, dass | |
alle Fluchtwege versperrt waren. Im chilenischen Fernsehen war ein Video zu | |
sehen, das zeigt, wie die Flammen aus den vergitterten Fenstern schlagen. | |
Mehrfach ist eine verzweifelte Stimme zu hören: "Macht die Türen auf! Wir | |
verbrennen! Macht auf!" | |
Im Nordflügel hätten die lediglich fünf anwesenden Wärter der Nachtschicht | |
durch die Öffnung der Zellen Schlimmeres verhindert. Dagegen hätten die für | |
den Außenbereich zuständigen 16 Gefängniswärter nicht eingegriffen. | |
Nach den bisherigen Erkenntnissen wurde das Feuer nach einem Streit unter | |
elf Gefangenen im einer Zelleneinheit im Inneren des Gefängnisses gelegt. | |
Nach Meinung des Wachpersonals ging es bei dem Streit darum, dass die | |
Insassen einen Mitgefangenen aus der Zelle entfernt haben wollten. | |
Mitgefangene berichten von einem selbstgebastelten Flammenwerfer. | |
Die meisten der Opfer saßen wegen Diebstahl und Raub ein. Vor dem Gefängnis | |
spielten sich ebenfalls dramatische Szenen ab. Da Mittwoch der Besuchstag | |
ist, waren zahlreiche Familienangehörige bereits am frühen Morgen vor dem | |
Tor der Haftanstalt erschienen. Verzweifelt forderten sie Aufklärung. Erst | |
gegen Mittag gab die Polizei die Namen der ersten identifizierten Toten | |
bekannt, darunter auch der 21-jährige Bastián Camilo Arriagada, der im | |
November eine 61-tägige Haftstrafe wegen Verkauf von Raubkopien angetreten | |
hatte. Bisher sind 30 der Getöteten identifiziert. | |
Das Gefängnis von San Miguel war zu 150 Prozent überbelegt. Präsident | |
Sebastián Piñera kündigte am Mittwochnachmittag den raschen Bau weiterer | |
Haftanstalten an, um die Überbelegung zu beenden. | |
10 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |