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# taz.de -- Streit über Rückgabe: Und ewig lockt die Nofretete
> Ägypten fordert erneut die Rückgabe der berühmten Büste, diesmal ganz
> offiziell. Berlin bleibt stur: Nofretete gehöre hierher.
Bild: So viel Schönheit lässt einfach keinen kalt: Nofretete-Büste im Neuen …
Sie ist der Star auf der Museumsinsel, doch ob sie als Berlinerin
bezeichnet werden darf, ist fraglich: Die Büste der Nofretete ist ein
Zankapfel zwischen Berlin und Ägypten. Nun schürt ein angeblich offizieller
Brief den Streit, in dem die ägyptische Regierung die Rückgabe der Königin
fordert. Das Schreiben von Vize-Kulturminister Zahi Hawass habe die
ausdrückliche Unterstützung von Premier Ahmad Nazif, erklärte die
agyptische Seite. In Berlin indes hieß es, der Brief sei zwar eingegangen,
enthalte aber keine offizielle Rückgabeforderung und sei auch nicht von
Nazif unterzeichnet.
"Die Haltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hinsichtlich einer
Rückgabe der Büste der Nofretete ist unverändert", erklärte der Präsident
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. "Sie ist und
bleibt die beste Botschafterin Ägyptens in Berlin." Hawass hatte in der
Vergangenheit schon mehrfach die Rückgabe der 3.500 Jahre alten Gipsbüste
gefordert. "In der Sachlage gibt es nichts Neues", sagte demzufolge ein
Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).
Nach Ansicht der Bundesregierung ist der damalige preußische Staat bei den
Ausgrabungen in Ägypten Anfang des 20. Jahrhunderts durch sogenannte
Fundteilung zum rechtmäßigen Eigentümer der Nofretete geworden. "Aus
unserer Sicht gibt es deshalb keinen Rechtsanspruch vonseiten Ägyptens auf
diese Büste", erklärte der Sprecher.
Nofretete steht als Teil der ägyptischen Sammlung im Neuen Museum. Seit der
Wiedereröffnung des Hauses im Oktober 2009 sahen mehr als 1,2 Millionen
Besucher die Büste. Für Berlin geht es also um seinen Publikumsmagneten;
außerdem führen die Archäologen gern konservatorische Gründe dafür an, dass
Nofretete im Land bleiben soll. Ägyptens Vizeminister Hawass hingegen
findet, dass sein Land bei einem Tauschgeschäft nach der Ausgrabung 1912
betrogen wurde.
Hawass ist zugleich oberster Archäologe in Kairo. In einer am Montag
veröffentlichten Presseerklärung heißt es, sowohl Kulturminister Faruk
Honsi als auch Premier Ahmad Nazif hätten dem Ansinnen zugestimmt. Das
Schreiben der ursprünglichen Rückgabeforderung stammt von 2. Januar, es war
an die Deutsche Botschaft in Kairo und das Auswärtige Amt in Berlin
gegangen. Ein Team von Fachleuten sei nach vier Jahren Analyse zu dem
Schluss gekommen sei, dass die Nofretete-Büste illegal aus dem Land
geschafft worden sei.
Dass die Rückgabeforderung ausgerechnet am Montag lanciert wurde, könnte
mit der prekären innenpolitischen Situation des Landes zu tun haben. Für
den heutigen Dienstag haben ägyptische Oppositionelle und
Menschenrechtsaktivisten über Facebook und in Blogs zum "Tag des Zorns"
aufgerufen. Nach tunesischem Vorbild wollen sie eine Serie von Protesten
gegen die drei Jahrzehnte andauernde Herrschaft von Präsident Hosni Mubarak
einläuten. Da kommt es dem Regime recht, wenn die Zeitungen mit
patriotischen Schlagzeilen über die Rückgabe der ihrer Ansicht nach
berühmtesten Ägypterin aufmachen.
24 Jan 2011
## AUTOREN
Kristina Pezzei
Karim El-Gawhary
## TAGS
Ägypten
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