| # taz.de -- Untersuchungsausschuss im Bundestag: Kundus und kein Ende | |
| > Die Beweisaufnahme für den Kundus-Untersuchungsausschuss ist mit den | |
| > Zeugen Merkel und Steinmeier beendet. Das Interesse dran nahm aber schon | |
| > davor sichtlich ab. | |
| Bild: Geheim oder nicht geheim? Merkel im Untersuchungsausschuss. | |
| Man kann sie nun einmal nicht ganz schließen, die Fenster und Vorhänge im | |
| Anhörungssaal 3.101 des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses. Durch den grauen | |
| Stoff schimmert der Reichstag im Hintergrund, die Spree fließt um das | |
| Gebäude im Berliner Regierungsviertel. Der Ausblick ist ein wichtiges | |
| Detail an diesem Tag, denn er kann anders herum zum Einblick werden, zum | |
| Einblick in die letzte Sitzung zur Beweisaufnahme des | |
| Kundus-Untersuchungsausschusses. | |
| Am Donnerstag waren der frühere Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) | |
| und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Zeugen im Ausschuss, der die | |
| Umstände des Bombardements am 4. September 2009 in Afghanistan aufklären | |
| soll, bei dem nach Befehl des deutschen Obersten Georg Klein dutzende | |
| Zivilisten getötet wurden. Franz Josef Jung (CDU) musste als Bundesminister | |
| zurücktreten. Sein Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geriet unter | |
| Druck, weil er seinen Staatssekretär Peter Wichert und seinen | |
| Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan wegen angeblich vorenthaltener | |
| Informationen der Ämter enthoben hatte. Zudem hielt er den Angriff erst für | |
| militärisch angemessen, später nicht. | |
| Es geht also um politische Karrieren, und deshalb wird in dem Ausschuss | |
| seit gut einem Jahr mit allen Tricks gearbeitet. Einer der Tricks, der vor | |
| der letzten Sitzung von der Opposition erwartet worden war, ist der, die | |
| Befragungen der Bundeskanzlerin zum Teil mit höchster Geheimhaltungsstufe | |
| abzuhalten. Dann hätte, und hier kommen die Vorhänge des Sitzungssaales ins | |
| Spiel, die gesamte Veranstaltung umziehen müssen in das Reichstagsgebäude - | |
| es wäre Zeitschinderei gewesen, um der Kanzlerin eine zu lange Befragung | |
| bis zum Ende am Donnerstagabend zu ersparen. | |
| Außenminister Steinmeier betonte zu Beginn der Befragung, dass der Morgen | |
| des Bombardements aus seiner Sicht "ein Einschnitt" war. "Das war | |
| entscheidend für das weitere Engagement in Afghanistan." Es sei klar | |
| gewesen, dass die vielen Toten auch politisch kritisch seien, sagte | |
| Steinmeier. "Die Informationslage am Morgen war diffus, unklar und | |
| widersprüchlich." | |
| Der Reihe nach befragten die Obleute der Fraktionen zunächst Steinmeier, | |
| dann Merkel. Es sind Mosaiksteine auf dem Weg zu einem Ergebnis, das die | |
| Geschehnisse transparent machen soll. Die politische Einschätzung wird sich | |
| dann erwartungsgemäß nach den Fraktionen unterscheiden, wie es in solchen | |
| Ausschüssen in der Regel der Fall ist. | |
| Seit Monaten schwindet das Interesse für den Ausschuss, nur die Anhörung | |
| der hochkarätigen Zeugen wie Verteidigungsminister Guttenberg oder eben | |
| Steinmeier und Merkel fand Aufmerksamkeit. Neue Affären in der Bundeswehr | |
| überlagerten das Interesse an den Ereignissen von Kundus. "Wir konnten so | |
| sehr fokussiert arbeiten", sagt der Grünen-Obmann Omid Nouripour. Das sei | |
| auch ein Vorteil gewesen, es gebe schließlich auch "eine besondere | |
| Verantwortung". Der Abschlussbericht wird zur Sommerpause erwartet. | |
| 10 Feb 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Gordon Repinski | |
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