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# taz.de -- Milliarden für Athen: Griechenland wird privatisiert
> 50 Milliarden Euro will das Land bis 2015 durch Privatisierungen
> einnehmen. Verkauft werden die Eisenbahngesellschaft und Teile des
> Telekomkonzerns.
Bild: Schwere Last für Premierminister George Papandreou: Das Land braucht 201…
ATHEN taz | Es war ein "Angebot", das die griechische Regierung nicht
ablehnen konnte: 50 Milliarden Euro soll sie bis 2015 aus der
Privatisierung von Staatseigentum einnehmen, als Gegenleistung für die
Verlängerung griechischer Hilfskredite zu einigermaßen günstigen
Zinssätzen.
Allein der Kreditbedarf Griechenlands für 2011 wird auf genau diese Summe
beziffert. Deswegen empfohlen EU und IWF der Regierung Papandreou,
staatliche Unternehmen und Immobilien im Schnellverfahren zu veräußern.
Doch die wenigsten Griechen glauben, dass die Regierung diese
Herkulesaufgabe bis 2015 stemmen kann.
Schon im vergangenen Sommer wollte Griechenland die Post sowie das Athener
Wasserunternehmen Eydap teilprivatisieren, doch es fanden sich kaum
Interessenten. Dafür würde die Deutsche Telekom ihren 30-prozentigen Anteil
am griechischen Telekomanbieter OTE gerne aufstocken, aber die Regierung
will sich nur ungern von ihrer 20-prozentigen Beteiligung am größten
Telekomkonzern Südosteuropas trennen.
Auch die Privatisierung der "Agrarbank" steht zur Debatte, wurde aber
bereits in der Vergangenheit immer wieder von der mächtigen Bauernlobby
verhindert. Allzu gerne verwöhnen sich griechische Landwirte mit leicht zu
erhaltenden Krediten, die die meisten nicht zurückzahlen.
Ganz oben auf der Verkaufsliste steht die staatliche Eisenbahngesellschaft
OSE, die niemand haben will. Kein Wunder, erreichten 2009 die Schulden des
Unternehmens doch 11 Milliarden Euro, jeden Tag kommen 2 weitere Millionen
hinzu.
Attraktiv wäre allerdings das Immobilienvermögen der Staatseisenbahn. Nach
der griechisch-orthodoxen Kirche gilt die OSE als zweitgrößter
Grundbesitzer im Land, der Verkaufswert ihrer Immobilien wird auf über zehn
Milliarden Euro beziffert. Vor allem stillgelegte Bahnhöfe und Bahnanlagen
könnten viel Geld in die Staatskasse spülen, aber ihre Veräußerung stößt
bei Politikern aller Parteien auf Bedenken.
Ein echtes Filetstück in Staatsbesitz ist auch der ehemalige Flughafen von
Athen: sechs Quadratkilometer in bester Lage nahe am Meer und nahe dem
noblen Yachthafen Glyfada. Lokalpolitiker wollen aus dem Gelände einen
Stadtpark machen. Die Regierung befürchtet, die Kosten dafür könnten ins
Unermessliche steigen. Aber sie will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, den
Stadtmoloch Athen weiter zuzubetonieren. Also lässt sie Zeit verstreichen,
bis irgendjemand ein konsensfähiges Konzept vorlegt.
16 Mar 2011
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
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