# taz.de -- 30.000 politische Gefangene in Syrien: Stadien in Knäste verwandelt | |
> Sämtliche großen Fußballarenen in Syrien werden als Gefängnisse genutzt, | |
> sagen Menschenrechtler. Und in Krankenhäusern werden verletzte | |
> Demonstranten gefoltert. | |
Bild: US-Botschafter Robert Ford auf einer von der syrischen Regierung für Dip… | |
NEW YORK/BERLIN afp/dap | Die syrische Regierung hält nach Einschätzung | |
eines prominenten Menschenrechtlers mehr als 30.000 politische Gefangene | |
fest. Präsident Baschar el Assad habe sämtliche großen Fußballstadien des | |
Landes in Gefängnisse umgewandelt, sagte Radwan Ziadeh vom Damaskus-Zentrum | |
für Menschenrechtler am Montag (Ortszeit) in New York. | |
Das El Faihaa-Stadion in Damaskus, das Assad-Stadion in Latakia und das | |
Hauptstadion in Daraa dienten zur Unterbringung tausender Häftlinge. | |
Verletzte Oppositionelle werden Amnesty International zufolge in syrischen | |
Krankenhäusern medizinisch nicht versorgt. "Es ist erschreckend, dass die | |
syrischen Sicherheitskräfte Zugang zu den Krankenhäusern haben, um Ärzte | |
unter Druck zu setzen oder Patienten zu misshandeln", sagte die | |
Syrien-Expertin der Menschenrechtsorganisation, Kristina Schmidt, in | |
Berlin. | |
So sollen Ärzte und Sicherheitskräfte Verletzte foltern und ihnen die | |
Behandlung verweigern. Die Organisation forderte die syrische Regierung auf | |
sicherzustellen, dass jeder Patient schnell und umfassend behandelt wird. | |
Nach dem Scheitern einer Syrien-kritischen Resolution im UN-Sicherheitsrat | |
Anfang Oktober seien die Gegner der Assad-Herrschaft verzweifelt und eher | |
bereit, Waffen gegen die Sicherheitskräfte einzusetzen, schilderte Ziadeh. | |
Die Resolution war am Veto Chinas und Russlands gescheitert. | |
Westliche Regierungen kritisierten das Veto am Montag erneut. Es sei | |
"tragisch, dass Assads barbarische Taten kürzlich von diesem Rat mit | |
Schweigen quittiert wurden", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten | |
Nationen, Susan Rice. | |
Der französische Botschafter Gérard Araud forderte China und Russland auf | |
zu erklären, "welche konkreten Taten sie vorschlagen, um dieses Blutbad zu | |
beenden". | |
## US-Botschafter verlässt Land | |
Nach Angaben des US-Außenministeriums verließ am Montag aus | |
Sicherheitsgründen der US-Botschafter in Syrien, Robert Ford, das Land. | |
Wenig später meldete das syrische Fernsehen, der syrische Botschafter in | |
Washington kehre zu Konsultationen heim. | |
Ford sei aus Sorge um seine Sicherheit für "unbestimmte Zeit beurlaubt", | |
sagte ein Vertreter der US-Botschaft in Damaskus der Nachrichtenagentur | |
AFP. Das US-Außenministerium erklärte, es habe "glaubhafte Bedrohungen" der | |
persönlichen Sicherheit Fords in Syrien gegeben. | |
Derzeit sei unklar, wann der Diplomat wieder nach Damaskus zurückgehen | |
könne, sagte ein Außenamtssprecher in Washington. Die US-Regierung hoffe, | |
dass Damaskus seine "Kampagne zur Aufstachelung" seiner Anhänger gegen Ford | |
einstellen werde | |
Seit Mitte März gehen in Syrien fast täglich Menschen gegen die Führung | |
Assads auf die Straße. Die Staatsmacht geht mit aller Härte gegen die | |
Demonstranten vor. Nach UN-Angaben kamen seit Beginn der Proteste mehr als | |
3.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten. | |
25 Oct 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Syrien und der Westen: Syrien braucht ein Zeichen des Westens | |
Ist es zu viel verlangt, wenn die westlichen Regierungschefs jetzt endlich | |
Partei ergreifen? Ihr Wort könnte die Wirtschaftselite an die Seite der | |
Opposition bringen und die Wende einleiten. | |
Gewalt in Syrien: Assad droht mit dem Chaos | |
Das Morden des Regimes nimmt kein Ende. Am Wochenende sterben mehr als 50 | |
Menschen - alle Appelle verhallen ungehört. Nun macht sich Ratlosigkeit | |
breit. | |
Syrien und Arabische Liga: Assad bleibt stur | |
Das syrische Regime will sich dem Reformdruck der Arabischen Liga nicht | |
beugen. So wurden am Wochenende weitere Zivilisten erschossen. Assad warnte | |
zudem vor einem Eingreifen des Westens. | |
Proteste in Syrien und Jemen: Arabische Liga macht es schlimmer | |
Wieder sind bei Demonstrationen in Syrien 20 Menschen getötet worden. Die | |
Aktivisten werfen der Arabischen Liga vor, ihre Vermittlungsversuche seien | |
kontraproduktiv. | |
Syrischer Student über Revolte: Im Netz der grausamen Giraffe | |
Er ist 22 Jahre alt, Student und lebt in der syrischen Hauptstadt Damaskus | |
- und wie viele Oppositionelle hat er zwei Profile auf Facebook - eines für | |
Harmloses und eines für die Revolte. | |
Aufstand in Syrien: Lage in Homs weiter gespannt | |
Die Armee beschießt Stellungen von Regimegegnern in Homs mit Granaten, drei | |
Menschen sollen getötet worden sein. Der Übergangsrat in Libyen erkennt den | |
syrischen Nationalrat an. | |
Proteste in Syrien: "Klima des Krieges" | |
In Homs sind bei einem Einsatz der Armee über 30 Menschen getötet worden. | |
Zahlreiche Häuser der Stadt sollen zerstört worden sein. | |
Syrische Opposition im Exil: Wer stoppt Assad? | |
Weil sie Angst vor einem Bürgerkrieg haben, fürchten Dissidenten den | |
Widerstand mit Waffen. Und begründen das internationale Desinteresse mit | |
dem wenigen Erdöl. | |
Kommentar Syrien: Die UNO darf nicht länger zögern | |
Das schleichende Massaker an der Bevölkerung in Syrien ist ein Alarmruf an | |
die internationale Gemeinschaft. Sie muss aktiv werden und militärische | |
Gewalt ernsthaft androhen. |