E-1    Die Buecher der Koenige

Die beiden ersten Kapitel von 1 Koenige bilden den Abschluss der
Geschichte Davids und gehoeren inhaltlich noch zu den Samuelbuechern.
Deshalb wurden die Samuel- und Koenigsbuecher vielfach als Einheit
verstanden, fuer die man die gemeinsame Bezeichnung "Buecher der
Koenige" (in der griechischen Bibel "Buecher der Koenigsherrschaften")
gebrauchte. Doch sprechen die Verschiedenheit des Stils, der Sprache,
der Darstellungsweise und des Urteils ueber die Koenige Israels fuer die
Selbstaendigkeit der Koenigsbuecher.

E-2    Die beiden Buecher enthalten die Geschichte der Koenige bis zum
Babylonischen Exil. Sie sind in folgende Abschnitte gegliedert: 1.
die Geschichte Salomos (1 Koen 1 - 11); 2. die Geschichte der getrennten
Reiche (1 Koen 12 - 2 Koen 17); 3. die weitere Geschichte des Suedreiches
Juda (2 Koen 18 - 25). Umfangreiche Abschnitte ueber das Wirken der
Propheten Elija, Elischa und anderer Gottesmaenner sind vor allem in 1
Koen 17 - 19 und 2 Koen 1 - 10 eingeschoben. Die Geschichte der einzelnen
Koenige ist in einen bestimmten Rahmen eingebaut mit Alters- und
Datumsangaben, Urteilen ueber das religioese Verhalten, Bemerkungen
ueber Tod, Begraebnis und Nachfolger, mit Hinweisen auf Quellenwerke.
Die besonderen Aussagen ueber die einzelnen Koenige sind nach Inhalt
und Umfang sehr verschieden und werden der Bedeutung der Herrscher
nicht immer gerecht. Als besonders wichtig werden ihre Leistungen fuer
Tempel und Gottesdienst und ihr Verhalten zum Bund Gottes mit Israel
gewertet. Als Richtlinien gelten dabei die im Deuteronomium
festgelegten Normen der Gottesverehrung. Die Koenige des Nordreichs
werden daher insgesamt wegen des Kultes in Bet-El getadelt, der im
Widerspruch zum Gottesdienst in Jerusalem steht. Erfolge und Unglueck
werden als Lohn und Strafe fuer Gehorsam oder Abfall gedeutet.

E-3    Die Zuverlaessigkeit eines Geschichtswerkes beruht auf den
Quellen, die bei seiner Abfassung zur Verfuegung standen. Die
Koenigsbuecher selbst erwaehnen eine "Chronik Salomos", eine "Chronik
der Koenige von Juda" und eine "Chronik der Koenige von Israel" als
Werke, in denen der Leser weitere Mitteilungen finden konnte. Viele
Anzeichen sprechen dafuer, dass noch andere Quellen, z. B. Urkunden,
Listen, Prophetengeschichten, Volkserzaehlungen vorlagen, aus denen
einzelne Abschnitte ganz oder in Auszuegen uebernommen wurden. Oft
wurden solche Texte der Absicht des Verfassers entsprechend
ueberarbeitet oder ergaenzt; sein persoenlicher Beitrag ist vor allem in
eingestreuten Ermahnungen oder Betrachtungen zu erkennen (z. B. 2 Koen
17 und 21).

E-4    Das letzte Ereignis, das in den Koenigsbuechern erwaehnt wird, ist
die Begnadigung des Koenigs Jojachin um 560 v. Chr. Es wurde
offensichtlich erwaehnt, um mit einem Lichtblick auf die Zukunft
schliessen zu koennen. Das Ende des Babylonischen Exils war demnach
noch nicht eingetreten, so dass die Zeit zwischen 560 und 538 als
Entstehungszeit der Buecher anzunehmen ist. Ihr Verfasser ist
unbekannt. Heute werden die beiden Buecher gewoehnlich dem
Deuteronomistischen Geschichtswerk zugerechnet (vgl. die Einleitung
zum Buch Deuteronomium).