15:1    Die Vernichtung der Ernte: 15,1-8

Einige Zeit danach, zur Zeit der Weizenernte, besuchte Simson seine
Frau. Er brachte ein Ziegenboeckchen mit und sagte (zu ihrem Vater):
Ich will zu meiner Frau in die Kammer. Aber ihr Vater liess ihn nicht
hinein,

15:2    sondern sagte: Ich dachte, du magst sie sicher nicht mehr. Darum
habe ich sie deinem Freund gegeben. Aber ist nicht ihre juengere
Schwester noch schoener als sie? Die kannst du an ihrer Stelle haben.

15:3    Simson antwortete ihm: Diesmal bin ich frei von Schuld, wenn ich den
Philistern etwas Boeses antue.

15:4    Simson ging weg und fing dreihundert Fuechse. Dann nahm er Fackeln,
band je zwei Fuechse an den Schwaenzen zusammen und befestigte eine
Fackel in der Mitte zwischen zwei Schwaenzen.
[band . . . zusammen, woertlich: wendete Schwanz gegen Schwanz.]

15:5    Er zuendete die Fackeln an und liess die Fuechse in die Getreidefelder
der Philister laufen. So verbrannte er die Garben und das noch
stehende Korn, ebenso die Weingaerten und die oelbaeume.

15:6    Als die Philister fragten: Wer hat das getan?, antwortete man:
Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil dieser ihm seine Frau
weggenommen und seinem Freund gegeben hat. Da zogen die Philister
hinauf und verbrannten die Frau samt dem Haus ihres Vaters.

15:7    Darauf sagte ihnen Simson: Wenn ihr es so macht, dann werde ich
nicht mehr aufhoeren, bis ich an euch Rache genommen habe.

15:8    Und er schlug ihnen mit gewaltigen Schlaegen die Knochen entzwei.
Dann ging er weg und hauste in der Felsenhoehle von Etam.
[Die Knochen entzwei, woertlich: Wade auf Schenkel; wohl eine
sprichwoertliche Redensart.]

15:9    Simsons Sieg bei Lehi: 15,9-20

Die Philister zogen nach Juda herauf, schlugen dort ihr Lager auf
und besetzten die Gegend von Lehi.

15:10   Die Maenner von Juda fragten sie: Warum seid ihr gegen uns gezogen?
Sie antworteten: Wir sind heraufgekommen, um Simson gefangenzunehmen
und es mit ihm so zu machen, wie er es mit uns gemacht hat.

15:11   Da zogen dreitausend Maenner aus Juda zur Felsenhoehle von Etam hinab
und sagten zu Simson: Weisst du nicht, dass die Philister unsere
Herren sind? Was hast du uns da angetan? Er antwortete ihnen: Wie
sie es mit mir gemacht haben, so habe ich es mit ihnen gemacht.

15:12   Sie erwiderten ihm: Wir sind herabgekommen, um dich zu fesseln und
in die Gewalt der Philister zu geben. Simson sagte zu ihnen: Schwoert
mir, dass ihr selber nicht ueber mich herfallen werdet.

15:13   Sie antworteten ihm: Nein, wir wollen dich nur fesseln und in ihre
Gewalt geben, aber toeten wollen wir dich nicht. Sie fesselten ihn
also mit zwei neuen Stricken und fuehrten ihn aus der Felsenhoehle
weg.

15:14   Als er nach Lehi hinaufkam und die Philister ihm mit Triumphgeschrei
entgegenliefen, kam der Geist des Herrn ueber ihn. Die Stricke an
seinen Armen wurden wie Faeden, die vom Feuer versengt werden, und
die Fesseln fielen von seinen Haenden.
[3,10]

15:15   Er fand den noch blutigen Kinnbacken eines Esels, ergriff ihn mit
der Hand und erschlug damit tausend Maenner.

15:16   Damals sagte Simson: Mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich sie
gruendlich verpruegelt; mit einem Eselskinnbacken habe ich tausend
Maenner erschlagen.
[habe ich sie verpruegelt: Text korr. mit G. Das hebraeische Wort fuer
Esel und das fuer gruendlich verpruegeln bilden ein Wortbild.]

15:17   Als er das gesagt hatte, warf er den Kinnbacken weg; daher nannte
man den Ort Ramat Lehi (Kinnbackenhoehe).

15:18   Weil er grossen Durst hatte, rief er zum Herrn und sagte: Du hast
deinem Knecht diesen grossen Sieg verliehen; jetzt aber soll ich vor
Durst sterben und den Unbeschnittenen in die Haende fallen.

15:19   Da spaltete Gott die Hoehle von Lehi, und es kam Wasser daraus
hervor, so dass Simson trinken konnte. Seine Lebensgeister kehrten
zurueck, und er lebte wieder auf. Deshalb nennt man die Quelle bei
Lehi bis zum heutigen Tag "Quelle des Rufers".

15:20   Simson war zur Zeit der Philister zwanzig Jahre lang Richter in
Israel.
[16,31]