(SZ)Wer nicht als Kind den Berufswunsch äußerte, Bischof zu werden,
  sondern beispielsweise Schutzmann, als diese noch so hießen und Milde
  mit Autorität kombiniert in einer schmucken, dunkelblauen Uniform zur
  Schau stellten, dem kann solches Sehnen spät in Erfüllung gehen. Das
  Glück ward jetzt Hamburgs Innensenator, dem notorischen Ronald
  Barnabas Schill zuteil. Der hatte nämlich den Einfall, die Polizei des
  Stadtstaats in das älteren Mitbürgern vertraute blaue Uniformtuch
  einkleiden zu wollen, was unter farbpsychologischen Gesichtspunkten
  eventuell einen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit
  und Ordnung in der Hansestadt leistet. Trotz der Farbe muten die neuen
  Uniformen etwas altbacken an, was aber deren Designer, der ebenfalls
  notorische Luigi Colani zu verantworten hat, dessen Einfallsreichtum
  seit längerem schon nicht mehr mit seiner Bekanntheit Schritt zu
  halten vermag.

  Das mag man umso mehr bedauern, als der Weltruf, den die deutsche
  Polizei nicht nur seiner Fernseh-Kommissare wegen genießt, endlich
  auch einmal durch ihre modische Vorbildrolle bestätigt werden müsste.
  Den Schweizern indes scheint dies egal zu sein, denn die achten
  gewohnheitsmäßig - Uhren! Bankgeheimnis! Ovomaltine! Emmentaler! -
  vorzugsweise auf die inneren Werte, die für geräuschlose Effizienz
  bürgen. Das mag erklären, warum die Genfer Kantonsregierung die
  eidgenössische Bundesregierung in Bern gebeten hat, ihrerseits die
  rot-grüne Bundesregierung in Berlin zu bitten, zum Schutz des G-
  8-Gipfels Anfang Juni in Evian bei Genf rund tausend Polizisten und 15
  Wasserwerfer zu entsenden. Evian liegt zwar am französischen Ufer des
  Genfer Sees, aber die Genfer fürchten, dass randalierende
  Globalisierungsgegner ihre schmucke, kleine Stadt verwüsten. Wenn man
  den Teufel, der da droht, schon nicht mit dem Beelzebub in Schach
  halten kann, dann doch sicherlich, so haben sich wohl die Genfer mit
  der ihnen eigenen calvinistischen Fuchsigkeit gesagt, mit der
  deutschen Polizei.

  Derlei spricht Bände über die derzeitige Beschaffenheit der Schweiz,
  wo außer dem ebenso mann- wie sagenhaften Wilhelm Tell der kaum
  weniger notorische General Guisan auf manchem Denkmalsockel steht.
  Dessen bleibendes Verdienst war es, die Schweiz in jenes Reduit
  verwandelt zu haben, das selbst ein Hitler seinen Zähnen nicht zumuten
  wollte. Überhaupt: Früher waren Soldaten, als Söldner verkleidete
  Bauernsöhne, der wichtigste Schweizer Exportartikel. Das ist lange
  her; davon zeugt heute nur noch die Schweizer Garde, die den
  polnischen Papst im Vatikan mit Pluderhosen und Hellebarden sehr
  fotogen schützt. Luigi Colani und Roland B. Schill sollten sich daran
  ein Beispiel nehmen.